Digitalisierungsprojekt für Sakralbauten
Diözesane Kirchen werden digitalisiert
Die Diözese St. Pölten startet gemeinsam mit dem Bundesdenkmalamt und der Niederösterreichischen Landesregierung ein Digitalisierungsprojekt für Sakralbauten in Niederösterreich.
Bisher liegen für die meisten kirchlichen Objekte in der Diözese St. Pölten nur analoge Pläne aus der Mitte des 20. Jahrhunderts vor. Mittels Laserscanner sollen nun Pfarr- und Filialkirchen im Diözesangebiet dreidimensional erfasst und als CAD-Plan (CAD dient dem Erzeugen von digitalen Konstruktionsmodellen, Anm. der Red.) dargestellt werden. Zusätzlich werden 3D-Modelle ausgearbeitet.
Ziel der digitalen Erfassung aller Sakralbauten ist einerseits die Bestandssicherung, andererseits die Schaffung von genauen Plandaten, wie Grundrisse, Schnitte und Ansichten als Grundlage für Renovierungs- und Veränderungsmaßnahmen an den Objekten. „Bis jetzt haben wir auf sehr alten Papierplänen aufgebaut, was für heutige Verhältnisse nicht mehr zeitgemäß ist. Deswegen ist es gut, die Kirchenbauten zu scannen und zu digitalisieren. So bekommen die Pfarren auch sehr genaue Pläne mit exakten Darstellungen bis hin zum Dachstuhl“, so der diözesane Baudirektor Philipp Orange.
Diözese befindet sich im digitalen Transformationsprozess
Der Direktor des Diözesanarchivs, Thomas Aigner, reiht das Projekt in einen größeren Kontext: „Wir sind gerade in einem umfassenden digitalen Transformationsprozess der gesamten Diözesanverwaltung. Wir haben 400 Jahre alte Papierpläne bereits digitalisiert, wie auch Bilder und Videos. Wir arbeiten auf die Erfassung des kompletten kulturellen Erbes hin. Natürlich auch der Bauamtsakten. Unser Ziel ist es, alle Informationen in Beziehung zu setzen und zusammenzuführen.“
Hermann Fuchsberger, Landeskonservator für Niederösterreich, erinnert an die potenzielle finanzielle Ersparnis durch die Bestandsaufnahme: „Baukosten sind nur im Bereich der Planung steuerbar. Wenn man sich eine durchschnittliche zu sanierende Kirche anschaut, dann sind es drei Prozent der Gesamtkosten, die für eine digitale Bestandsaufnahme aufzuwenden sind. Diese drei Prozent sind ganz entscheidend, ob man Verformungen im Gewölbe oder Senkungen im Dachstuhl sieht. Hier können Baukosten durch diese Digitalisierung eingespart werden.“
Das Projekt ist über einen Zeitraum von zehn Jahren geplant und beinhaltet jährlich rund 40 Objekte, damit der Gesamtbestand der Sakralbauten in der Diözese – 468 Kirchen – erfasst werden kann. Auch kulturtouristische Nutzungen in Form von 3D-Modellen oder Nutzung der zweidimensionalen Pläne für Publikationen sind möglich. Es sollen die Plandaten der Öffentlichkeit und der Forschung unentgeltlich zur Verfügung gestellt werden.
Die Auswahl der Objekte erfolgt grundsätzlich nach dem Kriterium, welche Objekte in Kürze Sanierungsmaßnahmen erfahren sollen. Somit ist gewährleistet, dass die gefährdeten Bauten vorrangig behandelt werden. Der Ausführungszeitraum der ersten Etappe ist bis Ende 2021 geplant.
Bezahlt wird das Vorhaben zu einem Drittel vom Bundesdenkmalamt, einem weiteren Drittel von der Niederösterreichischen Landesregierung, und ein Drittel verbleibt den jeweiligen Pfarren. Die Diözese St. Pölten übernimmt die Organisation, die Abwicklung und die Qualitätssicherung. Das Projektgesamtvolumen beträgt in diesem Jahr 415.000 Euro.
Digitalisierung von „Kirche bunt“
Anmerkung in eigener Sache: Auch die Ausgaben von „Kirche bunt“ werden derzeit in Zusammenarbeit mit dem Diözesanarchiv digitalisiert. Ein Großprojekt – geht es doch um tausende Zeitungen, seit die erste „Kirche bunt“-Ausgabe im Jänner 1946 erschienen ist. Über unser Portal www.kirchebunt.at wird das gesamte Archiv von „Kirche bunt“ in Zukunft abrufbar sein. Das Projekt soll in rund drei Jahren abgeschlosssen sein – dann werden auch unsere Abonnentinnen und Abonnenten über den Zugang zum Online-Archiv informiert.
Autor:Kirche bunt Redaktion aus Niederösterreich | Kirche bunt |
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