Fastentag Aschermittwoch
Warum Fisch?

- Gemälde des mährisch-österreichischen Malers Martin Ferdinand Quadal (1736-1811): „Fischstillleben mit zwei Katzen“. Zu sehen im Wiener Belvedere.
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Egal ob am Aschermittwoch oder am Karfreitag – egal ob als Heringsschmaus oder gebacken: Weil Fleisch tabu ist, gehört zum Fasten der Fisch. Aber warum eigentlich?
Der heilige Bischof Ulrich von Augsburg wird meistens zusammen mit einem Fisch dargestellt. Hintergrund dieses Attributs ist folgende Legende: Ulrich saß an einem Donnerstagabend mit einem befreundeten Bischof zu Tisch. Es gab Gans oder Hammel (hier sind sich die Überlieferungen nicht einig) – jedenfalls Fleisch. Die beiden Prälaten waren so ins Gespräch vertieft, dass sie völlig die Zeit übersahen. Ein Sendbote des mit Ulrich befeindeten Herzogs von Bayern überbrachte dem Bischof nach Mitternacht eine Nachricht. Weil der Bote sogleich zu seinem Herrn zurückkehren musste, gab der freundliche Bischof ihm den Rest des Bratens als Proviant mit. Der Diener des Herzogs erkannte sofort den Fehler des Bischofs und wollte seinem Herrn das Stück Fleisch als Beweis für Ulrichs unfrommen Lebenswandel bringen, immerhin war der Verzehr von Fleisch an einem Freitag ganz und gar nicht im Einklang mit der kirchlichen Fastenordnung. Als der Bote dem Herzog aber das Stück Fleisch vorzeigen wollte, hatte es sich auf wundersame Weise in ein Stück Fisch verwandelt – und der Ruf des Augsburger Bischofs war gerettet.
Fasten mit Fisch
Aber wie kommt es, dass es für einen frommen Christen völlig in Ordnung ist, am Freitag Fisch zu essen, Fleisch aber nicht? Kann ein Fisch nicht ebenso köstlich wie ein Stück Fleisch sein und ist ein Fisch nicht genauso ein Tier wie eine Kuh oder eine Gans? Warum also macht die Kirche und ihre Fastenordnung hier einen Unterschied?
Eine ganz eindeutige Antwort lässt sich darauf nicht finden, aber es hat sehr wahrscheinlich mit der Bedeutung des Fisches zu tun. Dieser nämlich ist seit dem frühesten Christentum nicht nur ein Symbol für Christus, sondern auch für die Gnade der Taufe und für die Eucharistie. Er erinnert nicht nur an das lebensspendende Taufwasser, sondern auch an die wundersame Brotvermehrung durch Christus, bei der auch Fische ausgeteilt wurden.
Der Fisch ist Symbol für die Taufe und die Eucharistie.
Deshalb finden sich über 100 Fischsymbole in den römischen Katakomben der frühen Christen – der Fisch war Erkennungszeichen und Symbol wesentlicher Glaubensinhalte. Er wurde nicht nur unverzichtbar im Selbstverständnis der Christen, sondern auch auf deren Speiseplan, auch am Aschermittwoch und am Karfreitag.
Eine profanere Erklärung sind die Essensgewohnheiten und die Zoologie vergangener Tage: Teilt man heute Fleisch vor allem im rotes und weißes ein, war es früher üblich, auch in warmblütiges und kaltblütiges Fleisch einzuteilen, also das Fleisch von gleich- und wechselwarmen Tieren. Geflügel und Vieh sind gleichwarme Tiere, Fische wechselwarme. Das meiste kaltblütige Getier durfte nach älteren Fastenordnungen verzehrt werden, vielleicht auch, weil man in ihnen eine niedrigere Entwicklung als in Warmblütern vermutete. Man war früher auch sehr großzügig, was die Einteilung von Tieren in diese zwei Kategorien anging. Auch Enten, Otter und Biber galten als Kaltblüter und durften damit problemlos an Fast- und Abstinenztagen verzehrt werden. Überhaupt lässt sich eine gewisse Großzügigkeit bei alten Fastenordnungen erkennen, die von Region zu Region sehr unterschiedlich sein konnten. Dispensen, also Erleichterungen vom Fasten, gab es für alle möglichen Fälle: Als Kraftfahrer, Gast in einem nicht-christlichen Haushalt, Kranker und sogar Gaststättenbesucher war man vom strengen Fasten ausgenommen.
Heute ist das Fasten eine Gewissensfrage. Fastenordnungen sind heute Soll-Bestimmungen, die die Buchstabentreue durch eine bewusste Entscheidung zum Fasten und dessen spiritueller Dimension ersetzen wollen. Da lauert nämlich beim Fasten die Gefahr: Wer am Karfreitag Kaviar statt Schnitzel isst, verkennt den eigentlichen Sinn des Fastens: die Rückbesinnung auf das Wesentliche, die innere Vorbereitung, die mit einer Reduktion des Äußeren einhergeht. Sich in seinen Genüssen zu beschränken, schärft die Sinne für Anderes. Gerade in der Reizüberflutetheit unserer Zeit, wo das Genießen und das Übermaß überall zu finden sind, muss es oftmals weniger sein, um das Mehr an anderer Stelle überhaupt wahrnehmen zu können. Im Bezug auf das österliche Fasten heißt das, sich auf das Mysterium der Auferstehung vorzubereiten, das mehr ist als jeder Genuss der Welt. Matthias Wunder
Autor:Kirche bunt Redaktion aus Niederösterreich | Kirche bunt |
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