Familie
Als Mann im "Frauenberuf"

Foto: zVg

Franz Berndl ist als Fachsozialbetreuer für die Sozialstation Urltal der Caritas im Einsatz. Der Mostviertler unterstützt seine Klienten nicht nur im Alltag, sondern hört ihnen auch zu und motiviert sie.

Manchmal sind es eineinhalb Stunden, manchmal auch nur 15 Minuten, die Franz Berndl bei seinen Klienten verbringt. Der 50-jährige Niederösterreicher ist Fachsozialbetreuer für Altenpflege in der Sozialstation Urltal der Caritas in St. Peter in der Au. Seit Februar ist er in seinem neuen Beruf tätig – und ist darüber mehr als glücklich.

Von Haus zu Haus
Als Gemeindearbeiter in seiner Heimatgemeinde St. Peter in der Au war Berndl zuvor u. a. im Sommer als Bademeister tätig, im Winter räumte er mit dem Schneepflug die Straßen frei. Doch nach einem Tinnitus hielt er den Lärm in der Arbeit irgendwann nicht mehr aus. Berndl kündigte und besuchte die Sozialstation Urltal, um einen Tag dort zu schnuppern. Es gefiel ihm auf Anhieb und so begann er 2018 seine Ausbildung an der Schule für Sozial- und Betreuungsberufe in St. Pölten. Zwei Jahre lang pendelte er dreimal die Woche nach St. Pölten, um die Schulbank zu drücken – insgesamt 1.600 Stunden Praktika absolvierte er zusätzlich. Nachdem Berndl die Schule erfolgreich abgeschlossen hatte, startete er im Februar als Fachsozialbetreuer in St. Peter in der Au.
Seither ist er von Haus zu Haus unterwegs: Wenn Franz Berndl morgens zu einem Klienten kommt, klopft er zuerst meist an die Schlafzimmertür. Manche Klienten sind nämlich noch im Bett. Ob der Mann selbst aufsperren kann oder Ange­hörige die Tür öffnen, kann er vom Dienstplan ablesen. Danach richtet er das Frühstück her und plaudert mit den Leuten über ihre Wünsche und Bedürfnisse. Was beim jeweiligen Klienten gemacht wird, ist in einer Mappe vermerkt, die vor Ort vorhanden ist. Nach dem Frühstück werden meist Medikamente verabreicht, danach steht die Körperpflege am Programm. Das ist individuell, denn „nicht jeder Tag ist gleich“, sagt Berndl. Manche Menschen leiden an Schmerzen. Der Pfleger versucht sie zu motivieren oder abzulenken. Die meisten, erzählt Berndl, freuen sich wenn er kommt. Bei manchen Klienten ist Berndl nur kurz, denn bei ihnen misst er nur den Blutzucker. Nach einer Viertelstunde ist er damit fertig und fährt weiter.
Wegen der Corona-Pandemie muss der Pfleger seit dem ersten Lockdown mit Maske arbeiten. Das sei anstrengend, erzählt er, aber er habe sich gut daran gewöhnt. Unter den Klienten waren mit der Zeit auch Covid 19-Infizierte, die nur mit Schutzanzügen besucht werden konnten. Da sei er an körperliche Grenzen gestoßen, so Berndl, vor allem bei anstrengenden Tätigkeiten wie etwa beim Duschen-Helfen.

Geduldig und einfühlsam
Seinen Jobwechsel hat Franz Berndl nicht bereut – im Gegenteil: Die Abwechslung und die sozialen Kontakte machen ihm Spaß. Zu seinen Klienten baut er eine Beziehung auf und lernt ihre Biographien kennen.
Und welche Eigenschaften braucht man, um diesen Beruf aus­üben zu können? „Man muss geduldig und einfühlsam sein. Und sehr aufmerksam, denn wir müssen ständig beobachten, ob sich der Klient körperlich oder psychisch verändert. Hilfsbereit auch, aber nicht zu viel – denn die Menschen sollen selbst machen, was noch geht“, sagt Berndl. Herausfordernd ist es, wenn Klienten sehr ängstlich sind und sich wehren. Dann ist es wichtig, ihr Vertrauen zu gewinnen, sagt der Pfleger.

Zwei Männer nun Teil des sonst weiblichen Pflege-Teams
Bis vor Kurzem war Franz Berndl noch der einzige Mann im Team der Caritas-Station Urltal – nun gibt es einen zweiten männlichen Mitarbeiter. Anfangs habe er mit verschiedenen Vorurteilen zu kämpfen gehabt, denn so manch ältere Dame war skeptisch, als ein männlicher Pfleger vor der Tür stand. Das habe sich aber sehr schnell ins Positive gewendet, sagt Berndl. Was wünscht sich der Mostviertler für die Zukunft? „Dass der Beruf in Zukunft noch mehr anerkannt wird.“
Daniela Rittmannsberger

Autor:

Kirche bunt Redaktion aus Niederösterreich | Kirche bunt

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