Trauer
Weihnachten ohne dich

Keine „heile Welt“ zu Weihnachten. Gott kommt in eine zerbrochene Welt. 
 | Foto: Leszek Kobusinski – stock.adobe.com
  • Keine „heile Welt“ zu Weihnachten. Gott kommt in eine zerbrochene Welt.
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Zu Weihnachten schmerzt das Fehlen eines geliebten Menschen ganz besonders. Gerti Ziselsberger, Leiterin der Kompetenzstelle Trauer, weiß, wie man sich in dieser Situation gut auf Weihnachten vorbereiten kann.

Weihnachten rückt näher, eine Zeit der Freude und des Zusammenseins. Manche Menschen blicken allerdings auch mit einem gewissen Bangen auf die Feiertage: Wenn ein Mensch, den man liebt, nicht mehr da ist, wird er zu Weihnachten besonders schmerzlich vermisst. Um die Zeit von Weihnachten und die anschließenden Feiertage besser „durchwandern“ zu können, empfiehlt Gerti Ziselsberger, Leiterin der Kompetenzstelle Trauer der Caritas und der Diözese St. Pölten, eine gute Vorbereitung.

Trauer zulassen oder einfach „überleben“?

Die Trauerbegleiterin Chris Paul spricht vom „Überleben“ kurz nach dem Tod eines geliebten Menschen, wenn der trauernde Mensch noch keine starken Gefühle zulassen kann. In dieser Phase könne es sinnvoll sein, über die Feiertage wegzufahren, meint Gerti Ziselsberger. So könne man sich schützen, denn das schmerzliche „ohne dich“ sei an einem fremden Ort oft nicht so spürbar.

Achtsam mit sich selbst und den anderen umgehen

Auf jeden Fall sei es wichtig, achtsam mit sich selber umzugehen, betont die Sterbe- und Trauerbegleiterin, und zu spüren, wie man die Tage verbringen möchte. Allen Trauernden legt sie ans Herz, mit ihren Familienangehörigen über Gefühle und Bedürfnisse zu sprechen. Die Familie sollte jetzt im Umgang miteinander besonders rücksichtsvoll und achtsam agieren. Jede Person soll aussprechen dürfen, wie es ihr geht und was ihr wichtig ist.

Die Trauer darf Platz haben

Weihnachten ist nicht nur das Fest der Freude und Dankbarkeit, sondern auch die Feier der Geburt Jesu in einem armseligen Stall: Gott kommt in die Dunkelheit und bringt Licht und Frieden. So kann das Weihnachtsfest von Trauernden beide Seiten haben, erzählt Gerti Ziselsberger: eine traurige und eine hoffnungsvolle. Voraussetzung dafür: Die Trauer darf Platz haben und wird zugelassen. „Wenn man weinen kann, ist einem nachher leichter“, meint die Lebensberaterin. Es sei gut, einander im Vorfeld die Trauer und die Tränen zu „erlauben“.

Ganz praktisch: Wer kocht?

Zur Vorbereitung gehören Fragen wie: Wer kocht das traditionelle Essen, wenn die Partnerin verstorben ist? Was will ich heuer anders haben? Was soll gleich bleiben? Brauche ich Zeit für mich allein? Gehe ich zum Grab, und wenn ja, wann? Eine gewisse Struktur für den Tag kann helfen.

Die verstorbene Person miteinbeziehen

Zum einen gehe es darum, der Verbundenheit mit dem verstorbenen Menschen gerecht zu werden, so Ziselsberger, zum anderen die Lücke sichtbar zu machen und „nicht vorschnell zuzukleistern“. An ihn denken, sich erinnern – das stärke die Verbindung, z. B. indem man ein Bild aufstellt oder in der Wohnung einen Gedenkort einrichet.

Die Trauerbegleiterin erinnert in diesem Zusammenhang an einen alten Brauch: aus dem Christbaum einen schönen Ast herausschneiden und ähnlich wie den Christbaum schmücken; diesen Zweig dann vor Weihnachten, am Vormittag des Heiligen Abends, vor oder nach dem Weihnachtsgottesdienst oder der Bescherung zum Grab oder an einen Gedenkort bringen. So bekommt der Mensch, den man vermisst, ein Stück vom Christbaum und damit ein Stück vom Fest. Zuhause ist die Lücke am Christbaum sichtbar: Der Verlust ist da, er darf sichtbar sein und auch beweint werden. Dann kann man sich besser darauf einlassen, was jetzt gerade dran ist: mit den Kindern spielen, ein Weihnachtslied singen ...

Es darf anders gut werden

Die ersten „Weihnachten ohne dich“ bringen eine große Veränderung mit sich; der trauernde Mensch muss vielleicht erst begreifen, dass sein Leben jetzt anders ist. Irgendwann jedoch kommt die Zeit, sich für das Neue und die Veränderung zu öffnen und hoffentlich zu erfahren: Es kann auch anders gut sein.

Advent-Feier für Trauernde

Menschen, die das Fehlen eines lieben Menschen jetzt besonders spüren, lädt die Kompetenzstelle Trauer an drei Orten zu einer adventlichen Feier ein – egal wie lange der Verlust schon her ist. Ein geschützter, besinnlicher Rahmen macht Platz für Erinnerung und Trauer und ermöglicht Austausch mit Menschen, die sich in einer ähnlichen Situation befinden. Jeweils von 16 bis 19 Uhr.
Pfarrkirche Stattersdorf: Samstag, 16. Dezember
Pfarrkirche Kirchbach: Sonntag, 17. Dezember
Bildungszentrum St. Benedikt, Seitenstetten: Sonntag, 17. Dezember

Autor:

Patricia Harant-Schagerl aus Niederösterreich | Kirche bunt

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