Kinder und Tod
Gedenkrituale für das Erinnern
Wenn Kinder dem Tod begegnen, sei es durch den Tod einer geliebten Person oder eines Tieres, erleben wir als Erwachsene häufig Unsicherheit. Wie können wir Kinder auf diesem schmerzhaften Weg begleiten?
Realität. Vor einiger Zeit ging ich mit unserer Tochter durch einen Park. Eigentlich wollten wir „nur“ Kastanien sammeln. Doch bei einem Baum lag ein totes Eichhörnchen. Und gleich waren da viele Fragen: Wie ist der richtige Umgang mit dieser Situation? Weichen wir aus und ich versuche, unsere Tochter durch ein anderes Thema abzulenken? Gehen wir direkt hin und schauen uns das tote Eichhörnchen an? Ich wartete einfach kurz die Reaktion unserer Tochter ab, im Vertrauen, dass sie selber weiß, was gut für sie ist.
Kinder nicht „bewahren“. Sie hat das Eichhörnchen am Boden liegen gesehen. Sie hat dann aber entschieden, nicht direkt daran vorbeizugehen, sondern einen Bogen zu machen. Dennoch hat sie sich immer wieder umgeblickt und mir Fragen gestellt. Wie es wohl gestorben ist und vor allem auch, wer sich jetzt um das Eichhörnchen kümmern und ihm ein Grab machen wird.
Ort des Erinnerns. Faszinierend war für mich, dass vor allem ein Grab für das Eichhörnchen wichtig für sie war. Denn auch wir Erwachsene gestalten immer einen Platz, an dem wir an unsere Verstorbenen denken können. Gerade an Allerheiligen zelebrieren wir dieses Ritual des Gedenkens sehr bewusst. Dabei dürfen wir nicht unterschätzen, dass es auch für unsere Kinder wichtig ist – sei es aufgrund des Todes eines Menschen oder eines Tiers. Dieses bewusste Abschiednehmen hilft in der Verarbeitung und im Trauerprozess.
Auch unsere Tochter hat für das Eichhörnchen zu Hause einen kleinen Platz gerichtet und ihm Haselnüsse hingelegt.
Kinder miteinbeziehen. Wichtig bei Gedenkritualen mit Kindern ist, dass sie altersgerecht gestaltet werden und für die Kinder kein Zwang besteht, daran teilzunehmen. Kinder spüren sich selber gut. Sie teilen uns mit, wenn sie über etwas reden wollen oder wenn sie nicht dafür bereit sind. Eine feinfühlige Wahrnehmung ist gerade bei einem so sensiblen Thema wie dem Tod wichtig. Trauern ist ein individueller, persönlicher Prozess. Auch oder gerade bei Kindern. Für Erwachsene ist es wichtig, dass wir ihnen helfen, einen Ausdruck dafür zu finden – eben in Ritualen Verstorbener zu gedenken. Dies kann mit Luftballons, mit einer Gedenkliste, mit Bildern erfolgen. Der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt. Erlaubt ist, was hilft, sich an die Zeit miteinander zu erinnern und vielleicht mit einem Lächeln an die Person oder das Tier zurückzudenken.
Veronika Burtscher-Kiene
Ehe- und Familienzentrum, Dornbirn
www.erziehungsgedanken.com
Autor:Monika Slouk |
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