Maria Szigeti, 61, Religionslehrerin an der BHAK und BHAS Frauenkirchen
Die Brückenbauerin
Ein Leben ohne Schule und Pfarre kann sich Maria Szigeti nur schwer vorstellen. Diese beiden Eckpfeiler bestimmen heute ihr Leben – und mehr noch: Sie verbindet beides miteinander.
„Ich bin ein Urgestein an meiner Schule“, sagt Maria Szigeti und lacht. Als Religionslehrerin unterrichtet die 61-Jährige an der Handelsakademie in Frauenkirchen – seit knapp vier Jahrzehnten. Heute lebt sie in Zurndorf. Geboren und aufgewachsen ist die Mutter von drei erwachsenen Kindern jedoch in Pamhagen. Im Alter von zehn Jahren besuchte sie das Theresianum in Eisenstadt, danach das dortige musisch-pädagogische Gymnasium. Nach der Matura studierte sie Englisch und Theologie in Wien. Für das Studium der Theologie entschied sie sich, da sie den so selbstverständlich gelebten Glauben auch wissenschaftlich fundiert begründen wollte. Auch eine „soziale Ader“ schwang dabei mit, erzählt Maria Szigeti.
In der Sprache von heute. Eine Unterrichtsstunde beginnt Maria Szigeti oft mit einem Bibelzitat. In diesem Zusammenhang stellt sie den SchülerInnen drei Fragen, die jede und jeder für sich beantworten und reflektieren soll. Szigeti will damit einen Alltags-Bezug herstellen. Mit diesen „Verknüpfungen“ experimentiere sie gerne, sagt sie – nicht nur zu Unterrichtsbeginn. So versucht Maria Szigeti den SchülerInnen Zusammenhänge mittels aktueller Ereignisse näherzubringen – ohne den Lehrplan aus den Augen zu verlieren. „Die Begeisterung für Religion kann ich nicht in meine SchülerInnen hineingießen“, betont sie. Das bleibe immer eine enorme Herausforderung. Die Lebensumstände der Jugendlichen erfordern, dass man als Lehrer flexibel ist und auf deren Situationen eingeht. Wertschätzung und die Freiheit der persönlichen Entscheidung seien ihr dabei sehr wichtig. Sehen, urteilen, handeln – diesem von Kardinal Joseph Cardijn geprägten Leitsatz lebe und folge sie – nicht nur in der Schule.
Knüpfen und verknüpfen. Ein Projekt, von dem sie im Gespräch begeistert erzählt, war jenes mit P. Gerald Augustine MSFS. Er stellte den SchülerInnen sein Heimatland Indien vor und kochte mit ihnen indische Gerichte. Auch das Leben und die Religionen in Indien, die Gegensätze zwischen Arm und Reich sowie die Benachteiligung der Frau in der Gesellschaft kamen dabei zur Sprache. All das habe die Jugendlichen sehr bewegt, erinnert sich die Religionslehrerin. Nicht nur katholische SchülerInnen machten begeistert mit – auch evangelische und jene ohne Bekenntnis. „Dieser Tag schlug eine Brücke zu mehr Miteinander in der Schule“, betont Szigeti. Jede und jeder Jugendliche erhielt von P. Gerald Augustine ein kleines Rezeptheft, das sie mit nach Hause nehmen konnten. Einige kochten die Gerichte sogar nach. Auch thematische Brücken zu anderen Fächern knüpfe sie regelmäßig – etwa zu Evangelischen, Politischer Bildung oder zu Geschichte.
Zwei Leben, ein Glaube. Schnittpunkte zwischen Pfarre und Schule gebe es immer wieder. Besonders dann, wenn sie etwa über Sakramente mit ihren SchülerInnen spricht. Ehrenamtlich engagiert sich Maria Szigeti in ihrer Heimatpfarre. Dort bereitet sie zum Beispiel die Erstkommunion vor und ist Ansprechpartner für Eltern und Kinder. Auch gestaltet sie die Familiengottesdienste. Diese seien zwar „kein großes Event“, aber die Einfachheit mache sie jedes Mal zu einem besonderen und einzigartigen Erlebnis, so die Pädagogin.
Gemeinsamkeit. Das Pfarrleben genauso wie der Unterricht seien für sie ein unverzichtbarer Bestandteil in ihrem Leben. „Ich würde mich heute wieder für das Fach Religion entscheiden“, sagt sie abschließend. „Gemeinsam über lebensbewegende Fragen, über Gott, und über unsere Welt reden – und Wege mit- und zueinander finden: Ja, das ist genau meines.“
Autor:Redaktion martinus aus Burgenland | martinus |
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