Franziskanerpater singt Burgenland-Lied
Rappender Mönch landet Internet-Hit
Der Franziskanerpater Sandesh Manuel rappt in Kutte und mit moderner Kappe. Mit einem Liebeslied an das Burgenland landet er gerade einen Internet-Hit. Seine Videos sind knallig, die Botschaft dahinter aber ist tiefgründig.
Gerald Gossmann
Dieser Mönch erfüllt keine hergebrachten Erwartungen. Der Franziskanerpater Sandesh Manuel schwingt in seinen Videos das Tanzbein, wirft sich in Kostüme und feuert Reime ab wie US-Rapper. Wer seine Internetauftritte besucht, kommt aus dem Staunen nicht heraus. „Liebe Brüder und Schwestern“, spricht er in einem Videoclip andächtig von der Kanzel, ehe es ungewöhnlich wird: „Anstelle meiner Predigt möchte ich heute ein Lied rappen“, erklärt der Franziskaner, um mit wuchtigem Sprechgesang fortzufahren. Die österliche Botschaft ist plötzlich ein Rap-Song: „Er lebt / auferstanden durch ein Wunder / Halleluja“, reimt P. Sandesh. Der rappende Mönch ist zum Internet-Hit geworden. Derzeit geht sein Gute-Laune-Song „Burgenland Schaun“ durch die Decke.
Burgenland-Liebe. Ursprünglich stammt P. Sandesh aus Bangalore in Südindien, wurde 2009 zum Priester geweiht und kam vor sieben Jahren nach Österreich, um klassische Gitarre zu studieren. Mittlerweile gehört er zur österreichischen Provinz der Franziskaner – und ist sogar halber Burgenländer. Jedenfalls fast. Immer wieder hat er in der Pfarre Frauenkirchen ausgeholfen, dabei das Land und die Menschen ins Herz geschlossen. „Die Besuche waren eine gute Abwechslung zu meinem Leben in Wien“, erzählt er im martinus-Gespräch. „Die Menschen sind so herzlich und liebenswürdig. Wenn sie dich kennen, umarmen sie dich gleich.“
Klamauk mit Botschaft. Für das Video zum Lied hat er die gesamte Region bereist. Die Vielfalt des Landes packte er dabei in vier knallbunte Minuten. Er taucht im Seewinkel auf, mit Haydn-Perücke in Eisenstadt, vor der Burg Güssing, er rappt mit Winzern, tanzt mit Folklore-Gruppen aus Wulkaprodersdorf und Siegendorf. Die kulturelle Vielfalt des Burgenlandes schätzt Sandesh, der in Indien „Multikulti“ gewöhnt war. „Hier gibt es Burgenländer mit ungarischen und kroatischen Wurzeln – und alle verstehen einander“, sagt er. „Die Welt braucht diese Botschaft.“ Musikalisch versucht er bei seinen Worten anzuknüpfen. So mischen sich in den peppigen Sprechgesang heimische Volksmusik-Klänge eines Klassikers: „Bei uns in Indien / kann man sie selten sehen /die schöne Burgenländerin“, singt der Pater.
Es wäre ungerecht, den Franziskaner als Klamauk-Mönch abzutun. Er verknüpft mit seiner Gute-Laune-Musik tiefgründige Botschaften. „Das kann kein echter Priester sein“, hört er gelegentlich. Doch P. Sandesh sagt: „Meine Kutte spiegelt meine Tradition wider und die Kappe bedeutet Offenheit.“ Er mag als „Mensch gesehen“ werden, „nicht nur als Franziskaner“. Dabei versucht er „Predigten mit dem Zeigefinger“ zu vermeiden, „ich will den Weg mit den Menschen gehen“, sagt er.Mittlerweile erreicht der Kirchen-Rapper tausende Interessierte. Auf der Internetplattform Youtube folgen ihm 10.000, auf dem bei Jugendlichen beliebten TikTok 15.000. In Corona-Zeiten sei das Internet eine gute Plattform, „viele Senioren haben WhatsApp und Facebook – auch sie schreiben mir Kommentare auf meinem Youtube-Kanal.“ Im Sommer will P. Sandesh übrigens wieder im Burgenland singen. Dann gar auf Kroatisch. Ein Termin mit der Wulkaprodersdorfer Folkloregruppe „Poljanci“ ist bereits fixiert.
Autor:Redaktion martinus aus Burgenland | martinus |
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