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Der Priesterberuf – mehr als ein Job
Jean-Marie-Baptiste Vianney, besser bekannt als der heilige Pfarrer von Ars, sagte einmal: „Ein guter Hirte (= ein guter Priester) ist der größte Schatz, den der liebe Gott einer Pfarre gewähren kann.“ Der Priester ist „ein Geschenk Christi für die Gemeinschaft, ein Segen“ (Papst Johannes Paul II.). „Eine gute Priesterausbildung ist das A und O der Zukunft des Glaubens und der Kirche“ (Erzbischof Georg Gänswein). „Pfarrer sein ist der schönste Beruf in der Kirche“ (Kardinal Walter Kasper).
Diesen Zitaten kann man bereits entnehmen, dass der Dienst des Priesters in der Kirche sehr wichtig ist. Inwiefern? Was ist eigentlich der Priester? Was ist seine Aufgabe?
Der Priester ist nicht einfach ein Amtsträger, wie ihn jede Gesellschaft braucht, damit gewisse Funktionen in ihr erfüllt werden können. Das auch, aber der Priester ist mehr. Er tut etwas, was kein Mensch aus sich heraus kann: Er handelt „in persona Christi“, wie der Fachausdruck heißt. Der Priester spricht bei der heiligen Messe über die Gaben von Brot und Wein die Wandlungsworte, die Christus selbst, den Auferstandenen, sein Fleisch und sein Blut gegenwärtig werden lassen. In der Beichte spricht der Priester in Christi Namen das Wort der Vergebung für unsere Sünden und ändert so von Gott her den Zustand unseres Lebens.
Gott bedient sich eines armseligen Menschen, um durch ihn für die Menschen da zu sein und zu handeln. „Diese Kühnheit Gottes, der sich Menschen anvertraut, Menschen zutraut, für ihn zu handeln und da zu sein, obwohl er unsere Schwächen kennt – diese Kühnheit ist das wirklich Große, das sich im Priestertum verbirgt“ (Georg Gänswein, Vom „Nine-Eleven“ unseres Glaubens, S. 198f).
Heutzutage in einer Zeit des Priester- und Gläubigenmangels ist die Versuchung groß, den Priesterberuf nur als „normalen Beruf“ bzw. als „Job“ mit festen Arbeitszeiten und entsprechenden Möglichkeiten der Freizeitgestaltung zu sehen. Nicht wenige Priester konzentrieren sich derzeit bei der Fülle ihrer Aufgaben in ihrer Tätigkeit oft auch nur auf die Feier der Sakramente, insbesondere der Eucharistie, und auf die Organisation des kirchlichen Lebens.
Aber muss nicht gerade heute in einer Zeit, in der der Glaube hier bei uns in der „westlichen Welt“ zu verlöschen droht „wie eine Flamme, die keine Nahrung mehr findet“ (Papst Benedikt XVI.), die Verkündigung des Evangeliums die erste und wichtigste Aufgabe der kirchlichen Amtsträger, also auch des Priesters, sein und bleiben?
In dieser unserer Situation können nicht mehr die Spendung der Sakramente und die „sakramentale Versorgung“ oberstes Ziel der Pastoral sein. Und schon gar nicht geht es an, den Priesterberuf wie einen „Job“ auszuüben. Vorrangig sind da der Dienst am Wort und eine gute und solide Einführung in den Glauben (= Katechese) als Voraussetzung für einen sinnvollen und fruchtbringenden Sakramentenempfang.
Der Priester ist in erster Linie und zuallererst ein Mann Gottes, ein Mann des Glaubens und des Gebetes, Diener und Repräsentant Jesu Christi, dazu geweiht und gesandt, den Menschen glaubhaft in Wort und Tat zu verkünden und mit der ganzen Existenz seines Lebens dafür einzustehen und zu bezeugen, dass der Mensch nicht nur vom Brot allein lebt, sondern von jedem Wort, das aus dem Mund Gottes kommt; dass dieses Leben hier auf Erden nicht schon alles ist, sondern dass es die Auferstehung gibt, das ewige Leben in der Herrlichkeit des Himmels; dass es nichts Schöneres gibt, als Jesus Christus zu kennen und anderen die Freundschaft mit ihm zu schenken, Jesus nachzufolgen, ihm zu helfen, dass das Reich Gottes, das mit ihm, Jesus, in die Welt gekommen ist, immer mehr wächst und sich ausbreiten kann.
Zusammen mit dem Pfarrgemeinderat soll der Priester auch dafür Sorge tragen, dass die Menschen einer Pfarrgemeinde sich an Jesus Christus orientieren und an ihm Maß nehmen. Auch als Kirche vor Ort sind wir berufen, das zu sein und immer mehr zu werden, was wir als Kirche sind, nämlich ein „Zeichen und Werkzeug für die innigste Vereinigung der Menschen mit Gott und untereinander“, „Volk Gottes“, „Leib Christi“, ein „Tempel des Heiligen Geistes“, wie die Bischöfe auf unserem letzten Konzil formuliert haben.
Menschen sind also gefragt und werden gebraucht, derer Christus sich bedient und bedienen kann, um heute zu uns zu sprechen, um heute unter uns das tun zu können, was er damals getan hat, als er hier auf Erden gelebt hat; um mit uns Eucharistie zu feiern; um mit uns und durch uns Kirche, seine Kirche, bauen zu können; Communio, Gemeinschaft zu stiften – Gemeinschaft mit Gott und untereinander.
Solche Priester, die in der Nachfolge Jesu ihr Leben ganz in den Dienst ihrer Mitmenschen stellen, fallen nicht einfach vom Himmel. Sie sollen und wollen erwünscht und erbetet sein. Nur zu fordern, die Kirche soll doch endlich verheiratete Männer und auch Frauen zu Priestern weihen, ist da viel zu wenig und zu oberflächlich. Um gute Priester muss man vor allem auch beten. Jesus selbst hat dazu aufgefordert: „Bittet den Herrn der Ernte, Arbeiter in sein Erntefeld zu senden!“
Wichtig ist freilich auch eine entsprechende Umgebung und Atmosphäre, dass Menschen den Ruf Gottes zum Priester oder zu einem anderen geistlichen oder kirchlichen Beruf überhaupt hören, erkennen und ihm Folge leisten können. Insofern ist die Frage, ob wir in Zukunft genügend Priester haben, immer auch eine Anfrage an uns selbst, an unsere Pfarrgemeinden, ob wir selber mit Freude und Begeisterung Christen sind.
ERICH SEIFNER, EM. STADTPFARRER, OBERWART
Autor:martinus Redaktion aus Burgenland | martinus |
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