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Eine „stille“ Messe
Altbischof Paul Iby feierte mit Gehörlosen in Frauenkirchen die hl. Messe. Die gesamtösterreichische Gehörlosenwallfahrt fand am vergangenen Samstag, 21. September, in der Basilika Frauenkirchen ihren Höhepunkt.
Etwa 250 gehörlose Menschen aus ganz Österreich und Südtirol kamen mit ihren Seelsorgern, um gemeinsam zu beten. Im Gegensatz zu den gewohnten Gottesdiensten gab es einen großen Unterschied: Es war leise. Einzig die Stimmen des Altbischofs und der zelebrierenden Priester waren zu hören, und das Orgelspiel zu Beginn des Gottesdienstes. Kein gemeinsames lautes Beten und Singen, wie hörende Menschen es sonst gewohnt sind. Stattdessen gebärdende Hände, ausdrucksstarke Mimik und Gestik. Ein Gebärdenchor aus Oberösterreich hat Lieder anschaulich dargestellt, und da beinahe jedes Bundesland unterschiedliche Gebärden verwendet, haben mehrere Übersetzer den Gottesdienst gebärdensprachlich begleitet. Eine Riesenfreude war in jedes Gesicht geschrieben. Zu lange hatte man einander nicht gesehen. Üblicherweise findet die Wallfahrt im gesamtösterreichischen Format alle zwei bis drei Jahre statt. Immer in einem anderen Bundesland. In den letzten Jahren hatte die Pandemie die Zusammenkünfte verhindert.
Nach der heiligen Messe konnten die Wallfahrer die ansprechende Atmosphäre der „Hall of Legends“ des Weingutes Scheiblhofer in Andau genießen. Die lang vermisste Gelegenheit zur Unterhaltung und zum Austausch von Neuigkeiten wurde ausgiebig genutzt.
In den katholischen Diözesen Österreichs gibt es Kompetenz in der Seelsorge für Gehörlose. Jede verfügt über zumindest einen Priester oder pastoralen Mitarbeiter, der Kenntnisse in Gebärdensprache besitzt. In der Diözese Eisenstadt sind dies: Altbischof Paul Iby, der darüber hinaus seit Jahrzehnten Sprecher der Arbeitsgemeinschaft der österreichischen Gehörlosenseelsorger ist. Weiters Pfarrer Karl-Heinz Mück, Kobersdorf, er ist Gehörlosenseelsorger. Gabriele Leser ist pastorale Mitarbeiterin, Maria Schwendenwein steht als ehrenamtliche Mitarbeiterin zur Verfügung.
In Österreich ist annähernd einer von tausend Menschen gehörlos. Im Burgenland sind es etwas weniger, da gehörlose Menschen aufgrund schulischer, beruflicher, kultureller und sozialer Angebote und Möglichkeiten den städtischen Bereich meist vorziehen.
Was ist Gehörlosigkeit? Als gehörlos werden Personen bezeichnet, die entweder taub geboren werden oder ihr Gehör vor Spracherwerb im Kleinstkindesalter verlieren. Nicht hörend zu sein bedeutet auch, die Lautsprache zunächst nicht sprechen und in Folge nur sehr mühsam erlernen zu können, obwohl sogenannte Cochlea Implantate („Hörprotese“) eine Hilfe sein können. Gehörlose Menschen verständigen sich in der Regel in Gebärdensprache. Sie ist ihre Muttersprache und besteht aus Zeichen (Gebärden), die mit den Händen gebildet und mit Mimik und Mundbild verbunden werden. Die Gebärdensprache unterscheidet sich erheblich in Satzaufbau und Grammatik von der Lautsprache, was zu Schwierigkeiten in der Kommunikation zwischen Hörenden und Gehörlosen führen kann. Auch geschriebene Texte sind daher für viele Gehörlose nicht leicht zu verstehen. Nicht selten bedeutet das für Gehörlose Vereinsamung und Isolation.
GABRIELE LESER
Autor:martinus Redaktion aus Burgenland | martinus |
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