Bildungsarbeit war ein Leitstern in der Glaubensverkündigung des Heiligen
Petrus Canisius: Ein Heiliger mit Hirn

Eine originelle Darstellung: Kinder, die angesichts des Katechismus die Hände falten. Lugt da aus dem Hintergrund ein erhobener Zeigefinger hervor?
 | Foto: Archiv der Deutschen Provinz der Jesuiten/Gemälde Abt. 89 B, Nr. 1/Münchener Canisius-Pfarrei
  • Eine originelle Darstellung: Kinder, die angesichts des Katechismus die Hände falten. Lugt da aus dem Hintergrund ein erhobener Zeigefinger hervor?
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Mangelnde Frömmigkeit wird man Petrus Canisius kaum vorwerfen können. Tatsächlich schwelgte er geradezu in der katholischen Frömmigkeitswelt mit ihren Bildern und Ritualen, ihren Heiligen und Reliquien und
ihren Wallfahrten und Rosenkranzandachten. Und doch hatte dieser tieffromme Jesuit eine glasklare Maxime: „Lieber ein Jesuitenkolleg ohne Kirche als ein Jesuitenkolleg ohne eigene Bücherei!“

Ein Experiment. Petrus Canisius wusste, wovon er sprach. 1543 hatte er sich aus
jugendlicher Begeisterung dem damals nördlich der Alpen noch kaum bekannten Jesuitenorden angeschlossen.
1548 war er dann mit Mitbrüdern ins sizilianische Messina geschickt worden, um dort das erste Jesuitenkolleg mit angeschlossener öffentlicher Schule zu gründen. Es war für den Orden eigentlich nicht mehr als eines von vielen Experimenten gewesen, aber was die Jesuiten und Petrus Canisius hier erlebten, öffnete ihnen die Augen: Wenn die katholische Kirche im Zeitalter der Reformation noch eine Zukunft haben sollte, dann war das nur mit einer völligen Neuaufstellung der katholischen Bildung möglich. Für Petrus Canisius wurde diese Erkenntnis zum Leitstern seines gesamten weiteren Lebens.

Ein Mann der Schule. Nach Messina wurde Petrus Canisius ein Mann der Schule. Sein Orden schickte ihn zurück ins römisch-deutsche Reich und dort widmete er sich in erster Linie der Aufgabe, Jesuitenkollegien zu gründen, die wie in Sizilien öffentliche Schulen und Universitäten betrieben. Das waren keine Lehranstalten nur für angehende Priester und Ordensmänner. Im Gegenteil! Hier sollten in erster Linie diejenigen ausgebildet werden, die in Zukunft in Politik, Wirtschaft, Gesellschaft und Kirche Verantwortung übernehmen sollten. Ihnen wurde eine Bildung in der ganzen Breite des damaligen Bildungskanons vermittelt.

Kraftwerke der Erneuerung. Insgesamt hat Petrus Canisius 18 solcher Kollegien gegründet, mit Innsbruck und Hall zwei davon auch in Tirol. Diese Jesuitenkollegien wurden zu den maßgeblichen Kraftwerken der katholischen Erneuerung im deutschsprachigen Raum.

Kleine Büchlein und große Wälzer. Petrus Canisius war nicht nur ein Mann der Schule, sondern auch ein Mann der Bücher. Als ein Papst meinte, gegen die Protestanten mit besonders scharfen Bücherverboten vorgehen zu müssen, setzte er sich mit Nachdruck dagegen ein. Bücher – auch die Bücher der theologischen Gegner – gehörten seiner Meinung nach gelesen und im Bedarfsfall widerlegt, aber nicht verboten.
Petrus Canisius las wohlgemerkt nicht nur, er schrieb auch unermüdlich – Büchlein für den frommen Durchschnittskatholiken genauso wie hochgelehrte Wälzer. «

"Petrus Canisius" - Teil 3 von 4 der Serie mit Mathias Moosbrugger (Kirchenhistoriker an der Universität Innsbruck)
Buch zur Serie: Mathias Moosbrugger. Petrus Canisius. Wanderer zwischen den Welten. Tyrolia 2021, 288 Seiten, € 27,95.

Autor:

TIROLER Sonntag Redaktion aus Tirol | TIROLER Sonntag

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