Ein Pfarrgemeinderat, der Freude macht
Pfarre als Heimat
Seit über zehn Jahren ist Wolfgang Schmidt aus Höfen im Außerfern Pfarrgemeinderat. Pfarre versteht er als Heimatort – für sich und andere.
Wie kamen Sie in den Pfarrgemeinderat?
Wolfgang Schmidt: Ganz wichtig ist: Es braucht immer jemanden, der dich anredet. So kam auch ich in den Pfarrkirchenrat. Nach einiger Zeit wurde mir klar, dass mir der PGR als Gremium mehr zusagt, weil es dort viel mehr Gestaltungsmöglichkeiten gibt. Jetzt bin ich die dritte Periode dabei und gehe immer noch gern zu den Sitzungen. Es interessiert mich einfach!
Sie sind berufstätig und haben vier Kinder – wie geht sich das alles aus?
Schmidt: Der PGR ist nicht so viel Arbeit, eher die Gremien: Ich bin Kantor, singe in verschiedenen Chören, bin bei der Pfarrcaritas, Wortgottesdienstleiter und kümmere mich um Nachhaltigkeit in der Pfarre. Es ist sehr schön, dass meine Frau und die Familie mein Engagement mittragen. Es tut gut, dass ich nicht gegen Windmühlen kämpfen muss.
Wie hat sich die Arbeit im PGR in der Zeit verändert, seit Sie dabei sind?
Schmidt: Veränderung ist der rote Faden im PGR-Leben: es gibt viel zu organisieren, aber die Schultern zum Verteilen der Arbeiten werden weniger. Da ist es wichtig, bewusst zu entscheiden, was wir machen wollen und sich über das Organisatorische hinaus zu fragen: Was hat wirklich mit Glaubenstiefe zu tun?
Das ist bestimmt sehr herausfordernd. Wie sind die Reaktionen darauf?
Schmidt: Da ist schon Gegenwind spürbar. Aber wir müssen probieren, was mit einem kleineren Team möglich ist und uns fragen: Was müssen wir lassen, was darf neu wachsen? Ich bin davon überzeugt, dass das Gebot der Stunde darin liegt, den Kern des Glaubens herauszuarbeiten. Genau das versuchen wir – wir schauen intensiv, was das in Zukunft sein kann, so dass unser Engagement nicht in Wischiwaschi abdriftet, es die Leute aber auch nicht überfordert.
Was ist für Sie der tragende Grund für Ihr Engagement in der Pfarre?
Schmidt: Das Pfarrleben bedeutet mir wahnsinnig viel. Ich habe das Gefühl, was ich da einbringe, verpufft nicht. Das können ganz einfache Aktionen sein: z.B. haben wir in diesem Jahr gemeinsam die Äpfel im Widum aufgesammelt. 300 Liter Apfelsaft sind aus dem geworden, was sonst verfault. Einer oder zwei müssen es in die Hand nehmen, dann kommen die Leute schon. Darüberhinaus war Pfarre für mich immer Heimat, auch als ich von zuhause weg war. Ich brenne nach wie vor dafür – mit allen Höhen und Tiefen.
Diese Arbeit ist bestimmt auch oft anstrengend. Was gibt Ihnen Kraft dafür?
Schmidt: Natürlich ist nicht alles immer nur lustig, ich habe viele Verpflichtungen... manchmal würde ich gern am Sonntag ausschlafen, bin aber für einen Dienst eingeteilt. Aber das braucht es für eine Gemeinschaft. Und genau diese Gemeinschaft trägt mich auch – weil es nicht irgendetwas ist, für das ich mich engagiere. Ich spüre, ich bin getragen, auch wenn’s mal nicht so läuft – die Leute fragen nach, wie es mir geht. Das ist ganz wesentlich. Ich fühle mich verwurzelt. Und die Leute sind froh, wenn sie spüren, jemand ist über lange Zeit verlässlich da.
Wie würden Sie jüngere Menschen motivieren, im PGR mitzumachen?
Schmidt: Mir ist wichtig zu vermitteln: Du kannst dich einbringen, so wie du bist, egal wie dein Leben läuft. Du bist angenommen vor jeder Leistung! Das ist die Grundbotschaft – eine riesige Chance, Kirche zu leben: Du bist hier willkommen und geliebt, bevor du irgendwas leisten musst. Wenn wir das glaubwürdig vermitteln, kann es eine große Motivation sein, mitzumachen.
Wolfgang Schmidt
Der gebürtige Steirer lebt seit 2001 mit seiner Frau und den vier Kindern in Höfen im Außerfern. Er ist leitender technischer Angestellter und in der 3. Periode im Pfarrgemeinderat (PGR) der Pfarre St. Martin Höfen-Wängle aktiv.
Autor:Lydia Kaltenhauser aus Tirol | TIROLER Sonntag |
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