Schlusspunkt von Józef Niewiadomski
Das Pandemiejahr
Spät am Heiligen Abend saßen sie im Wohnzimmer. Diesmal kein Besuch einer Mette. Die Pandemie machte die Sache schwierig. Die Sektflasche war fast leer. Regelrecht angetrunken versuchten beide, Bilanz zu ziehen über das, was sie erlebt haben. Unentwegt klagte er über das Katastrophenjahr 2020. Sie starrte bloß den Weihnachtsbaum an. Irgendwann kam er zur Überzeugung, sie höre gar nicht zu. So wechselte er das Thema. „Die vielen bunten Lichter am Baum sind doch schön, oder?” Die Frau entgegnete: „Du hast recht. Wie du aber sehen kannst, muss eine Kette durchgebrannt sein. Und du hast nur noch diese eine Kette im Blick. Anstatt die anderen Ketten, die vielen Lichter zu sehen und sich daran zu freuen, starrst du nur auf das, was da kaputt ist. Deswegen ist auch deine Bilanz so schwarz, dass sie nicht schwärzer sein kann”.
Natürlich war dieses Pandemiejahr alles andere als gut. Vielen Menschen steht das Wasser bis zum Hals. Und viele haben allen Grund, um zu trauern. Und doch! Es gab auch eine Menge Segen im vergangenen Jahr. Die Pandemie ist nur eine der vielen Ketten, die unser Leben umspannen. Die anderen leuchten umso mehr. Deswegen strahlt der „Christbaum” an der Jahreswende. Ein gesegnetes, von vielen Lichterketten erleuchtetes Jahr 2021 wünscht der Schlusspunktschreiber.
Autor:TIROLER Sonntag Redaktion aus Tirol | TIROLER Sonntag |
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