Vom Leben der Christen in Indien
Voller Glaubenskraft

Jesuitenpater Kiran Kumar bei einer Taufe in seinem Heimatdorf Harobale. | Foto: © Kumar
  • Jesuitenpater Kiran Kumar bei einer Taufe in seinem Heimatdorf Harobale.
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Überall sind Hindus und Moslems, nur in Harobale nicht. In diesem 2.500 Einwohner zählenden indischen Dorf leben allein Christen. Der Zusammenhalt im Glauben ist stark. Aber zugleich ist da auch ein Gefühl der Unsicherheit.

Harobale ist anders. Es ist das einzige Dorf weit und breit, in dem allein Christen leben. Ein wenig abseits von den Hauptverkehrsrouten gelegen, hat sich dort seit dem 17. Jahrhundert durchgehend bis heute eine Gemeinde erhalten. Die Gründung geht auf das Jahr 1648 zurück, als hierher Jesuiten aus Venedig kamen. Sie blieben bis zur Aufhebung des Ordens und legten ein solides Fundament des Glaubens. Es war so stark, dass die Gemeinde auch ohne Priester weiterlebte – immerhin rund 80 Jahre.

Wenn kein platz mehr ist
Wer am Sonntag in Harobale in die Messe geht, findet nur Platz, wenn er früh genug dran ist. Nicht wenige Gläubige sitzen andächtig am Boden.
Ihren Glauben zeigen die Christen von Harobale gerne sehr offen. Im Marienmonat Mai etwa gehen um 5.45 Uhr die Mitglieder der Marianischen Kongregation Rosenkranz betend um das Dorf. So als wollten die Männer alle in ihr Gebet miteinschließen. Gebetet wird der Rosenkranz übrigens selbstverständlich auch zu Hause.
„Den Rosenkranz zu beten gehört in vielen Familien selbstverständlich dazu“, erzählt Jesuitenpater Kiran Kumar (37). Er ist einer von aktuell 37 Priestern und mehr als 100 Ordensfrauen, die aus dieser Pfarrgemeinde stammen und studiert seit sechs Jahren an der Universität Innsbruck Theologie. In den kommenden Wochen wird er das Studium mit dem Doktorat abschließen.

Sonntagsschule
Am Sonntag gibt es in Harobale zwei Gottesdienste, einen um 6.30 Uhr für Erwachsene und einen um 8 Uhr für Kinder. Anschließend findet für sie im Pfarrhaus der Glaubensunterricht statt. Dieser ist für alle 6- bis 16-Jährigen verpflichtend und dauert eine Stunde.
Gehalten wird die Katechese für die Kinder von Laien und Ordenssschwestern, für die Jugendlichen vom Pfarrer. Überhaupt fühlten sich in einer Pfarrgemeinde alle für die Pfarrgemeinde zuständig. Glaubenserziehung sei nicht Aufgabe von „Hauptamtlichen“, sondern von allen, so P. Kiran.

Unsichere Zukunft
Der Zukunft von Harobale blickt Kiran Kumar mit gemischten Gefühlen entgegen. Es häufen sich im Land Berichte von Übergriffen hindu-nationalistischer Gruppierungen auf Christen. Auch in seiner Gemeinde nehme das Gefühl der Unsicherheit zu. So wurde ein etwas außerhalb vom Dorf liegender Wallfahrtsort von den Behörden zur Sperrzone erklärt. Bedrängnisse, die die Gemeinde trotz allem nach innen stärken – auch P. Kiran Kumar: „Ich will wie Jesus immer mit den Menschen unterwegs sein“, meint er. 
Gilbert Rosenkranz

Autor:

Gilbert Rosenkranz aus Tirol | TIROLER Sonntag

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