Erinnerung an ein Opfer des NS-Regimes
Wer war Christoph Probst?
Von Bernhard Hippler
Vor 80 Jahren, am 22. Februar 1943, wurde Christoph Probst zusammen mit zwei weiteren Mitgliedern der studentischen Widerstandsgruppe „Weiße Rose“, Hans und Sophie Scholl, in München hingerichtet. In Aldrans hat man sich seiner erinnert.Zu Christoph Probst, geboren 1919 in Murnau, gibt es einen direkten Bezug zu Tirol: Er studierte im Wintersemester 1942/43 in Innsbruck Medizin. Als Unterkunft diente ihm ein Zimmer in Aldrans. Seine Frau mit den beiden ersten Kindern war seit Herbst 1942 in Lermoos untergebracht.
Kontakt zu den geschwistern scholl
Probst begann an der Universität in München das Medizinstudium. Dort kam es auch zum Kontakt mit den Geschwistern Scholl und weiteren Gleichgesinnten wie etwa Willi Graf oder Alexander Schmorell. Mit Flugblättern, in denen diese Studentengruppe mit dem Namen „Weiße Rose“ das totalitäre Nazi-Regime verurteilte, und die unter Lebensgefahr im ganzen Deutschen Reich verteilt wurden, versuchten sie, zum Widerstand gegen die Diktatur aufzurufen. Zunehmend vertiefte sich Probst, der nicht getauft war, in die Werke religiöser Schriftsteller wie John Henry Newman, Augustinus, Paul Claudel, Sören Kierkegaard und Reinhold Schneider.
Weg zu Gott
Im Herbst 1942 kam Probst zum Medizinstudium nach Innsbruck. Hier wurde der 23-Jährige – seine Frau hatte gerade das dritte Kind geboren – am 19. Februar 1943 als Mitglied der Widerstandsgruppe „Weiße Rose“ verhaftet. Nach einem Schauprozess wurde er am 22. Februar 1943 in München zusammen mit Hans und Sophie Scholl hingerichtet. Kurz vor seinem Tod bat er den katholischen Gefängnisseelsorger, ihn zu taufen. In seinem Abschiedsbrief an die Mutter schrieb Probst: „Ich danke Dir, dass Du mir das Leben gegeben hast. Wenn ich es recht bedenke, so war es ein einziger Weg zu Gott… Eben erfahre ich, dass ich nur noch eine Stunde Zeit habe. Ich werde jetzt die heilige Taufe und die heilige Kommunion empfangen. Wenn ich keinen Brief mehr schreiben kann, grüße alle Lieben von mir...“ Von den Geschwistern Scholl verabschiedete er sich unmittelbar vor der Hinrichtung mit den Worten: „In wenigen Minuten sehen wir uns in der Ewigkeit wieder!“
Gedenkkultur
An seinem 65. Geburtstag wurde zum Gedenken am Ehrenmal vor dem Universitäts-Hauptgebäude am Innrain eine Gedenktafel angebracht. Eine solche wurde 2013 anlässlich des 70. Todestages an der Pfarrkirche angebracht. Einen wertvollen Beitrag zur Erinnerungskultur leistete die Universitätspfarre 30 Jahre lang mit dem „Christoph-Probst-Gedenktag" – mit Gottesdiensten, Ausstellungen und Vorträgen. Die Stadtgemeinde Innsbruck benannte 1994 auf Antrag der Österreichischen Hochschülerschaft den Platz vor der Universität in „Christoph-Platz-Platz“. Zu einer Gedenkfeier in Aldrans kamen sogar die Verwandten des Widerstandskämpfers.
Autor:TIROLER Sonntag Redaktion aus Tirol | TIROLER Sonntag |
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