Ausbildung in Geistlicher Begleitung
Gott wirkt, ich werde

Die Theologin Christa Sommerer ist Psychotherapeutin und Referentin für Trauerbegleitung.
 | Foto: Bildung St. Michael
  • Die Theologin Christa Sommerer ist Psychotherapeutin und Referentin für Trauerbegleitung.
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In St. Michael startet im Herbst ein Lehrgang für Geistliche Begleitung. Die Theologin und Psychotherapeutin Christa Sommerer begleitet diesen Kurs seit vielen Jahren.

Was ist Geistliche Begleitung?
Christa Sommerer: In der geistlichen Begleitung geht es darum, Menschen auf ihrer persönlichen spirituellen Suche zu begleiten. Dabei kommen Fragen zur Sprache wie: „Was ist der Sinn meines Lebens?“ „Wofür möchte ich mich engagieren?“ „Woran glaube ich?“ „Was gibt mir Halt?“ Die Fragen können religiöser Natur, aber auch breiter gefasst sein.

Lassen sich denn Glaubens- und Lebensfragen trennen?
Sommerer: Wenn es um Glaubensfragen geht, geht es immer auch um Lebensfragen, weil Glaubens- und Lebensweg zusammengehören. Es kommt alles: Leiderfahrungen, Krisen, Biographisches. Aber der Fokus der geistlichen Begleitung liegt auf den spirituellen Fragen. Das unterscheidet sie von Lebens- und Sozialberatung oder Psychotherapie.

Welche Voraussetzungen sollte man mitbringen, um Menschen geistlich begleiten zu können?
Sommerer: Zunächst ist es wichtig, selbst auf einem geistlichen Weg zu sein und sich auf diesem auch begleiten zu lassen, um andere begleiten zu können. Der Ausbildungsweg hilft dabei, diesen eigenen Weg zu finden und zu vertiefen. Je authentischer und echter dieser eigene Weg oder Stil dann gelebt wird, desto besser für die Begleitung. Und dann ist es ganz wichtig, darauf zu vertrauen, dass die Begleiteten ebenso ihren eigenen Weg finden dürfen und jeder Weg individuell ist. Man kann als Begleiter:in eine klare Haltung haben, aber keine Antworten vorgeben. Ziel ist es, die Begleiteten so zu stärken, dass sie ihre Antworten selbst finden.

Gibt es noch weitere Voraussetzungen?
Sommerer: Wichtig ist, dass man grundsätzlich Menschen mag (lacht). Ansonsten denke ich, dass jeder, der beziehungsfähig, empathisch und selbstreflektiert ist, auch andere begleiten kann. Weiter braucht es Verständnis und Toleranz. Ein falsch verstandener Missionsanspruch, bei dem das Eigene dem Anderen aufgedrängt werden soll, ist fehl am Platz. Alles vorher schon selbst zu wissen, ist auch nicht förderlich.

Sie sind nicht nur Psychotherapeutin, sondern selbst auch Geistliche Begleiterin. Was mögen Sie daran, was ist Ihnen wichtig?
Sommerer: Ich habe ein sehr hoffnungsvolles und liebevolles Verständnis von Gott, das mich prägt. Wenn es in der Begleitung gelingt, dass Menschen einen Zugang zu dieser liebevollen Kraft, zu dieser inneren Quelle finden, erlebe ich das als sehr heilsam und stärkend – für uns beide. Es ist wunderschön, das mitzuerleben, und es wirkt auch auf mich als Begleiterin zurück.

Haben Sie eine Art Motto oder Leitwort für Ihre Arbeit?
Sommerer: Seit vielen Jahren leitet mich der Satz von Meister Eckart: „Gott wirkt und ich werde“. Dieser Satz hat etwas so Entlastendes für mich: Nicht ich muss immer tun und machen. Das wird in unserer Leistungsgesellschaft ohnehin überbetont. Sondern ich darf mich überlassen. Und in diesem Überlassen geschieht etwas, besonders, wenn man gemeinsam unterwegs ist. Das Vertrauen auf die Wirkmacht der größeren Liebe Gottes trägt mich.

Es gibt heute so viele Angebote wie Coaching, Achtsamkeitstrainings, Meditation etc. Worin sehen Sie den Mehrwert des Christlichen, z.B. in der Geistlichen Begleitung?
Sommerer: Zum einen ist es natürlich das christliche Welt- und Menschenbild: Die Überzeugung, dass in jedem Menschen etwas Göttliches angelegt ist, das er oder sie bei guter Entwicklung entfalten kann – und ihn oder sie auf diesem individuellen Weg zu begleiten und ernst zu nehmen. Zum anderen geht es für mich auf dem geistlichen Weg sehr darum, Heimat zu finden, mich daheim zu fühlen. Ich bin auf christlichem Boden aufgewachsen und möchte meinen spirituellen Weg dort weitergehen. Ich habe auch mal Zen-Meditation ausprobiert, es war dann aber sehr befreiend, zu entdecken: Das, was ich da suche, kann ich im Vertrauten auch finden, z.B. im kontemplativen Gebet. Das hat mir sehr geholfen, meinen eigenen Weg zu gehen. Diese spirituelle Sehnsucht ist bei vielen Menschen da und sie wissen gar nicht, dass das Christentum in dieser Hinsicht auch sehr viel anzubieten hat.

Sehnsucht Spiritualität: Lehrgang geistliche Begleitung 2025-27
Der Lehrgang vertieft Grundlagen christlicher Spiritualitäten im Hinblick auf Geistliche Begleitung.
Bewerbung mit Lebenslauf und Motivationsschreiben bis 5. Mai 2025 an annemarie.hochrainer@dibk.at.

Kursbeginn mit einem Entscheidungswochenende am 14.-15.6. in St. Michael.
Alle Termine und Informationen: st.michael.dibk.at

Autor:

Lydia Kaltenhauser aus Tirol | TIROLER Sonntag

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