Familienpolitik heute
Familienherz

„Es braucht den Geist der Liebe in unser aller Denken, Fühlen und Handeln“, meint Margit Haider über die Herausforderungen in der Familienpolitik.   | Foto: KNA
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„Der hat immer was zu geben, dessen Herz voll ist von Liebe“ (Hl. Augustinus)

„Der alltägliche Wahnsinn“: auf meine Frage hin, wie es ihr denn gehe, brachte es eine befreundete Kollegin und Mutter dreier Kinder kürzlich ganz unverblümt auf den Punkt. Familienalltag, der sich ab und zu anfühlt wie „Wahnsinn“ – wer kennt ihn nicht? Im Google-Wörterbuch nachgeschlagen, wird Wahnsinn als ein „unvernünftiges, unsinniges Denken, Verhalten und Handeln“ beschrieben und weitergedacht mit „es ist doch heller, purer Wahnsinn, so etwas zu tun“. Mit dem Blick auf die Familie drängt sich mir die Frage auf: Ist es nicht angesichts der vielen gegenwärtigen Krisen purer Wahnsinn, überhaupt eine Familie gründen zu wollen und Kindern das Leben zu schenken?

Immobilienpreise. Bereits an den Immobilien in Tirol lässt sich Manches ablesen: Zuschnitte von Neubauwohnungen sehen in der Regel nur mehr Familien mit ein bis zwei Kindern vor. Mehr Raum wird bereits als „Premium“ deklariert und der Preis dafür klettert stetig in unerschwingliche Höhen. Unausweichlich bestimmt hier das Angebot die Nachfrage und zwingt zur Überlegung: „hineinzwängen, gehen oder weniger Kinder, vielleicht keine Kinder?“

Kinderkostenstudie. Auch an der Kinderkostenstudie 2021 zeigt sich Familienrealität: je älter das Kind, umso teurer. Demnach koste ein Kind unter 14 Jahren im Haushalt mit zwei Erwachsenen im Schnitt 494 Euro, über 14-jährige sogar 659 Euro pro Monat. Für Alleinerziehende sei die Belastung noch erschreckend höher – weniger als 14 Jahre: 727 Euro, mehr als 14 Jahren: 1348 Euro pro Monat.

Armutsrisiko. Kinder sind immer noch ein erhöhter Kostenfaktor, der offensichtlich mit einem Armutsrisiko einhergeht und demnach auch als finanzielles Wagnis überlegt sein sollte. Folgendes beachtliches Detail sollte nicht ausgespart werden, wenn es um etwaige Überlegungen zu „Familienplanung als heller, purer Wahnsinn“ geht: Klima und Kinder – sogenannte „Birth-Strike-Gruppierungen“ propagieren den Verzicht auf Kinder als CO2-Produzenten: keine andere Lebensentscheidung spare so viel CO2 ein, wie ein Kind weniger zu haben.

Familien und Kinder stärken. Familienplanungen eben nicht als „hellen, puren Wahnsinn“ zu etablieren, sei an dieser Stelle mein Anliegen. Dementsprechend ist Familienpolitik dringend gefordert, mit entsprechenden Rahmenbedingungen Familien und Kinder zu stärken sowie das Bild und Faktum von „Raum/Kosten/CO2-Verbrauchern“ zu entkräften. Warum? Eben, weil Familien sich dem „alltäglichen Wahnsinn“ hingeben und in der Regel tagtäglich ringen, am Fundament für die Zukunft der Generationen weiter zu bauen: Charakter, Solidaritäts- und Herzensbildung werden mühsam tagtäglich eingeübt. Deshalb gebührt diesem Raum unbedingter Schutz und absolute Förderung.

Herz, Seele, Leben. Allerdings werden allein finanzielle und strukturelle Begünstigungen Familien auch nicht gänzlich helfen können. Fürsorge kann zwar geregelt werden, aber ohne den entsprechenden Geist bleibt Familienpolitik ein Leerlaufprogramm. Es braucht den Geist der Liebe in unser aller Denken, Fühlen und Handeln: privat initiativ werden und nicht Verantwortung auf staatliche Fürsorge abschieben, die leider oft die Trägheit des einzelnen fördert. Paragrafen und Canones – durch sie allein kann kein Leben in Fülle erwirkt werden. Jesus sagt: „Mich erbarmt dieses Volkes.“ (Mt 15,32) An seinem Herz und Geist dürfen wir wachsen und im Kleinsten und Schwächsten das Größte und Erhabenste finden. Dieser Geist der Liebe ist wirkliche Größe und schenkt Familien Herz, Seele und Leben.

Margit Haider ist Leiterin der Fachabteilung Erwachsene und Familien der Diözese Innsbruck.

„Es braucht den Geist der Liebe in unser aller Denken, Fühlen und Handeln“, meint Margit Haider über die Herausforderungen in der Familienpolitik.   | Foto: KNA
Margit Haider | Foto: privat
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TIROLER Sonntag Redaktion aus Tirol | TIROLER Sonntag

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