2. Adventsonntag: Bischof Alois Schwarz
Zum ebenen Weg werden

Johannes der Täufer ist der „Rufer in der Wüste“ und damit ein großer Wegbereiter. Sein Programm ist der Ruf zur Umkehr, der heute an uns Christinnen und Christen ergeht, damit alle Menschen „das Heil Gottes schauen“ | Foto: Charles - stock.adobe.com
  • Johannes der Täufer ist der „Rufer in der Wüste“ und damit ein großer Wegbereiter. Sein Programm ist der Ruf zur Umkehr, der heute an uns Christinnen und Christen ergeht, damit alle Menschen „das Heil Gottes schauen“
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Der Evangelist Lukas schreibt im Evange­lium zum zweiten Adventsonntag: „Jede Schlucht soll aufgefüllt und jeder Berg und Hügel abgetragen werden. Was krumm ist, soll gerade, was uneben ist, soll zum ebenen Weg werden“ (Lk 3,5). Da bekommt man schon eine Ahnung, was in uns selbst notwendig ist, um dem Herrn den Weg zu bereiten. Es sind die Momente, in denen wir ein Stück mehr vom selbstbestimmten ICH ins gemeinschaftliche WIR kommen dürfen. Gerade in Zeiten der Corona-Pandemie wissen wir, wie schwer es uns oft fällt, den Blick auf jene zu richten, die unter der Last des beruflichen Alltags zusammenbrechen. Unser Auftrag ist es in dieser so herausfordernden Zeit, einander die Hand der Versöhnung zu reichen und die Spaltung und den Unfrieden in unseren Familien und auch innerhalb der Gesellschaft zu überwinden. Dies war zu keiner Zeit leicht. Die Geschichten der Bibel wiederholen sich. Deshalb haben wir immer wieder Menschen, die uns daran erinnern, dass wir mit der Geburt Jesu den Heiland erwarten dürfen. Gott selbst möchte in Jesus Mensch werden, um uns menschlich näher zu kommen, um uns in Jesus sein Gesicht, seine Lebenshaltung, seine Liebe zu den Menschen zeigen zu können.

Johannes der Täufer, von dem wir in diesem Sonntagsevangelium hören, verweist auf Jesus. Die Leute glaubten, dass er, Johannes, bereits der Messias sei. Das ist eine Haltung der Demut. Johannes hat die Leute nicht in einem Irrglauben gelassen und seinen Ruhm und die Anerkennung der Menschen gefeiert. Er wusste, dass es seine Berufung war, allen Menschen Jesus, den Messias, anzukündigen. Wie oft erleben wir auf den Bühnen dieser Welt und im Rampenlicht der Gesellschaft, dass der Verweis auf das Lob und die Anerkennung anderer fehlt.

Der „Rufer in der Wüste“

In Johannes dem Täufer erfüllt sich das Wort des Propheten Jesaja über den Wegbereiter Jesu. Johannes der Täufer ist der „Rufer in der Wüste“ und damit ein großer Wegbereiter: damals für Jesus und heute für uns im Durchgehen und Erleben der Zeit des Advents. Mit seinem Verweis auf Jesus ruft er den Menschen zu, dass sie Jesus den Weg bereiten sollen. Genau das macht diese Botschaft für uns heute im Advent. Erinnern wir einander, dass Jesus einer war, der für die Menschen gelebt hat. Er hat sich nicht selbst gelebt, sondern für jede/jeden einzelnen von uns. Nachfolge Jesu bedeutet auch, für andere Menschen zu leben. Das Programm des Täufers war der Ruf zur Umkehr. Dieser Ruf ergeht heute an uns Christinnen und Christen, damit alle Menschen „das Heil Gottes schauen“. Als „ein Engel des Herrn“ seine Geburt ankündigte, sagte dieser Engel: „Viele Kinder Israels wird er zum Herrn, ihrem Gott, hinwenden. Er wird ihm mit dem Geist und mit der Kraft des Elija vorangehen, um die Herzen der Väter den Kindern zu­zuwenden und die Ungehorsamen zu gerechter Gesinnung zu führen und so das Volk für den Herrn bereit zu machen“ (Lk 1,16f).

Aus dieser Verheißung dürfen wir leben, dass Jesus es ist, der alles zum Guten führen kann, sofern wir das zulassen.

In der zweiten Lesung im Brief des Apostels Paulus an die Philipper heißt es: „Ich danke für eure Gemeinschaft im Dienst am Evangelium vom ersten Tag an bis jetzt“ (Phil 1,4). Von dieser Gemeinschaft spricht Papst Franziskus im Schreiben zum synodalen Prozess: „Die Gemeinschaft, die wir teilen, hat ihre tiefsten Wurzeln in der Liebe und Einheit der Dreifaltigkeit. Es ist Christus, der uns mit dem Vater versöhnt und uns im Heiligen Geist miteinander vereint. (…) Wir alle haben einen Beitrag zu leis­ten, wenn es darum geht, den Ruf Gottes für sein Volk zu erkennen und zu leben“ (Vademecum 1.4).

Möge diese zweite Adventwoche uns hineinführen in ein Erleben einer versöhnten gemeinschaftlichen Verbundenheit. Möge das Hineinführen auch ein Erkennen sein, was unser Beitrag für ein friedliches Miteinander bedeutet. Dazu braucht es einmal mehr das Gebet, das uns Paulus im Evangelium des zweiten Adventsonntages nahelegt: „Und ich bete darum, dass eure Liebe immer noch reicher an Einsicht und Verständnis wird, damit ihr beurteilen könnt, worauf es ankommt“ (Phil 1,9-10a). Ich lade Sie ein, liebe Leserin, lieber Leser, das Gemeinsame und Verbindende in dieser Woche zu suchen und dort, wo es verhärtete oder versteinerte Fronten gibt, darum zu beten, dass die Liebe, die das Kind in der Krippe uns bringen wird, lebendig werden kann. Mein Gebet für unser Land, für die Menschen, die sich aufopfernd um andere kümmern, aber auch für all jene, die es physisch oder psychisch schwer haben, versichere ich Ihnen.

Autor:

Kirche bunt Redaktion aus Niederösterreich | Kirche bunt

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