30. Sonntag: P. Felix Poschenreithner COp
„Sohn Davids, Jesus, hab Erbarmen mit mir!“

Die Bewohner im „Haus der Solidarität“ im Großraum von Rio de Janeiro (Brasilien) bei der Mahlzeit. Den obdachlosen Menschen wird täglich ein Frühstück und ein Mittagessen angeboten.   | Foto: zVg
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  • Die Bewohner im „Haus der Solidarität“ im Großraum von Rio de Janeiro (Brasilien) bei der Mahlzeit. Den obdachlosen Menschen wird täglich ein Frühstück und ein Mittagessen angeboten.
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Seit einigen Jahren bin ich als Präsident der Caritas der Diözese Nova Iguaçu (die im Großraum von Rio de Janeiro liegt) für das „Haus der Solidarität“ verantwortlich. In diesem Haus betreuen wir Obdachlose; Menschen, die durch verschiedene Lebensumstände an den Rand der Gesellschaft gedrängt wurden. Wir bieten Frühstück und Mittagessen an; sie können sich duschen und ihre Kleidung waschen; bei Bedarf bekommen sie auch neue Bekleidung; durch soziale und psychologische Begleitung helfen wir ihnen auch, wieder Fuß zu fassen in ihrem Leben.
Neben all diesen Hilfestellungen ist es uns auch besonders wichtig, ihnen geistliche und existenzielle Orientierung zu geben. Bei den monatlichen Messen, die ich mit ihnen feiere, machten wir am Anfang die Erfahrung, dass nur sehr wenige teilnahmen. Als Grund nannte einer der Obdachlosen unserer Betreuerin: „Ich bin nicht würdig, daran teil zu nehmen!“
So gehe ich zu jedem Einzelnen, um ihn zu segnen und ihm zu zeigen, dass Gott gerade auf die Ausgegrenzten und die Schwachen in der Gesellschaft zugeht, um ihnen Sein Heil zu bringen.

„Was willst du, dass ich dir tue?“

Bartimäus, ein am Straßenrand sitzender blinder Bettler, er erbittet Almosen von den vorübergehenden Personen. Als er hört, dass Jesus von Nazaret vorbeikommt, hat er den Mut, laut zu rufen: „Sohn Davids, Jesus, hab Erbarmen mit mir!“ Obwohl ihn die Menschen daran hindern möchten, ruft er nochmals und diesmal noch lauter: „Sohn Davids, hab Erbarmen mit mir.“
Wir kennen das Wort: Not lehrt beten! Wie groß muss die Not des blinden Barti-
mäus sein, dass er sich nicht zum Schweigen bringen lässt. Und er macht die Erfahrung: Jesus bleibt stehen, Er lässt ihn rufen.

Bartimäus zeigt uns, dass wir keine Scheu haben müssen, in unserer Bedrängnis und Not laut zu Gott um Hilfe zu rufen! Wir erleben, wie orientierungslos und blind wir oft unterwegs sind, wie hilflos wir uns in schwierigen Situationen fühlen, wie Angst und Sorgen unser Herz bedrängen. Wer bringt Licht in meine Dunkelheit? Wer kann mir neue Hoffnung geben? Wer zeigt mir einenWeg in der Verwirrung? Gerade die bedrängensten und leidvollsten Erfahrungen unseres Lebens zeigen uns, wie sehr wir die heilende und befreiende Kraft Gottes brauchen.


Wenn du selber Hilfe brauchst, lass dich ermutigen vom Beispiel des blinden Bartimäus. „Laufe“ zu Jesus ...

Bartimäus läuft – trotz seiner Blindheit – auf Jesus zu. Er lässt sich nicht beirren. Auf die Frage Jesu, was er tun soll für ihn, zögert er nicht mit der Antwort: „Rabbúni, ich möchte sehen können.“ Darauf sagt ihm Jesus: „Geh! Dein Glaube hat dich gerettet.“
Wenn du selber Hilfe brauchst: Lass dich ermutigen vom Beispiel des blinden Bartimäus. „Laufe“ zu Jesus, auch wenn du vielleicht manchmal stolperst! Erwarte viel, ja alles, von Jesus, der bei dir stehen bleibt und dir zuhört. Vertraue Ihm deine innerste Not an, deine Bedrängnis, dein Leid ...

Und wenn du siehst, dass ein anderer, der am „Wegrand“ sitzt und in seiner Bedrängnis nicht die Kraft aufbringt zu rufen, weil ihn die Not stumm gemacht hat, sei ein Mutmacher, einer, der mit seinem eigenen Glauben dem anderen zu Hilfe kommt und ihn hinführt zu dem, der Erbarmen hat mit den Bedrängten: Jesus, der Sohn Davids. Er wird dir das heilende Wort zusprechen: „Geh! Dein Glaube hat dich gerettet.“
Im „Haus der Solidarität“ bemerken wir, dass nach und nach immer mehr der an den Rand der Gesellschaft und der Existenz gedrängten Menschen an der Feier der Messe teilnehmen. Begleitet von unserem Zeugnis des Glaubens, machen sie die Erfahrung von der heilenden Gegenwart Gottes in ihrem bedrängten Leben.

Die Bewohner im „Haus der Solidarität“ im Großraum von Rio de Janeiro (Brasilien) bei der Mahlzeit. Den obdachlosen Menschen wird täglich ein Frühstück und ein Mittagessen angeboten.   | Foto: zVg
P. Felix Poschenreithner COp wurde in Dorfstetten geboren. 1979 trat er bei den Kalasantinern in Wien ein. 1984 empfing P. Felix die Priesterweihe. Bis 2002 wirkte er, zuletzt als Pfarrer, in der Pfarre Wolfsgraben im Wienerwald. Seit 2003 ist der Ordensmann in der Diözese Nova Iguaçu im Großraum von Rio de Janeiro in Brasilien tätig – als Pfarrer und in der Jugendarbeit.   | Foto: zVg
Autor:

Kirche bunt Redaktion aus Niederösterreich | Kirche bunt

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