Mariä Empfängnis, Diözesanbischof Alois Schwarz
Maria – die Lebensschenkerin Gottes

Maria in weiß-blauen Gewändern, auf der Mondsichel stehend, die Engel tragen Mariensymbole, Lilien, Rosen und Palmzweig. Gemälde „Unbefleckte Empfängnis“ von Bartolomé Esteban Murillo. | Foto: wikimedia commons
  • Maria in weiß-blauen Gewändern, auf der Mondsichel stehend, die Engel tragen Mariensymbole, Lilien, Rosen und Palmzweig. Gemälde „Unbefleckte Empfängnis“ von Bartolomé Esteban Murillo.
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Der zweite Adventsonntag fällt in diesem Jahr mit dem Hochfest der ohne Erbsünde empfangenen Jungfrau und Gottesmutter Maria zusammen. Auch die Texte an diesem zweiten Adventsonntag werden miteinander verschränkt. Scheinbar haben sie nichts miteinander zu tun. Bei genauerer Betrachtung hingegen fällt auf, dass sich die Texte durchaus ineinanderfügen.

Auch an diesem zweiten Adventsonntag wird das Leben thematisch in den Vordergrund gerückt. Adam und Eva aßen vom Baum der Erkenntnis und ignorierten damit den Willen Gottes. Doch jeden Schritt, auch wenn er falsch ist, wenn er sich als Irrweg entpuppt, lässt Gott in seiner unendlich großen Liebe für die Menschen zu. In Geduld spricht ER dem Menschen die Freiheit zu, sich täglich neu für IHN zu entscheiden.

Eva – die Urmutter aller Suchenden auf dem Weg zum Leben

Jeder und jede von Ihnen, geschätzter Leser und Leserin, die selbst Kinder hat, weiß, wie schwer es ist, Kindern diese innere Freiheit zu ermöglichen. Jeder gute Vater und jede liebende Mutter möchte die Kinder bewahren vor dem, was ihnen schaden könnte. Nicht immer aber wollen Kinder das hören oder können Eltern dies verhindern. Das Leben selbst entdecken und erfahren können, ist ein wesentlicher Meilenstein auf dem Weg zu Gott, auch wenn es sich dabei um Irrwege handelt. Die Urmutter aller Suchenden auf dem Weg zum Leben ist Eva, denn in der ersten Lesung aus dem Buch Genesis heißt es: „Der Mensch gab seiner Frau den Namen Eva, Leben, denn sie wurde die Mutter aller Lebendigen“ (Gen 3,20).

Die Suche nach dem Leben, dem lebendigen Gott, ist gerade in der Adventzeit auf dem Weg zum Kind in der Krippe ein wesentlicher Aspekt. Das Leben zu entdecken bedeutet nicht, der egoistischen Vorstellung nachzujagen, dass ich der Macher/die Macherin meines eigenen Lebens bin. Das von Gott geschenkte Leben zu suchen, steht in Verbindung mit einem liebenden Herzen. In der zweiten Lesung schreibt Paulus im Brief an Philemon deshalb: „Und ich bete darum, dass eure Liebe immer noch reicher an Einsicht und jedem Verständnis wird, damit ihr beurteilen könnt, worauf es ankommt“ (Phil 1,9-10a).

Gleichzeitig ist die gelebte Liebe kein Produktionsvorgang. Die Liebe im göttlichen Sinne kann nicht gemacht werden, sie ist ein Prozess der Erfahrung und Reifung unserer Seele. Papst Franziskus erklärt die Liebe zu den Menschen in seiner neuesten Enzyklika „Dilexit nos“ so: „Die Liebe zu unseren Brüdern und Schwestern stellen wir nicht her, sie ist nicht das Ergebnis unserer natürlichen Anstrengung, aber sie erfordert eine Verwandlung unseres egoistischen Herzens. Und so kommt es spontan zu der bekannten Bitte: ‚Jesus, bilde unser Herz nach deinem Herzen.‘“ (DN Nr. 168).

Wenn unser Suchen auf dem Weg zum Leben aus Liebe geschieht, wenn unser Tun nicht egoistisch, sondern liebevoll motiviert ist, dann kann sich eine Wandlung, eine Veränderung unseres Herzens einstellen. Das Leben in Gott suchen, ist demnach kein draufgängerischer Vorgang, es bedeutet auch nicht unbedingt, der risikofreudigen Herausforderung nachzujagen, sondern es möchte uns behutsam hineinführen in den schöpferischen Wachstumsprozess, den wir Menschen als Maßstab für den Reifungsprozess in unserer Seele entdecken dürfen.

Gottesmutter Maria – eine Gottsuchende

Die Gottesmutter Maria war in ihrer inneren Haltung eine Gottsuchende. Ihr tiefer innerer Glaube und ihre Hingabe an Gott haben sie letztlich mit dem Leben in Gott beschenkt. Als Mutter Jesu wurde sie so zur Lebensschenkerin Gottes. Im Evangelium zum zweiten Sonntag heißt es nämlich: „Siehe, du wirst schwanger werden und einen Sohn wirst du gebären; dem sollst du den Namen Jesus geben“ (Lk 1,31).

Wenn es um das Leben im göttlichen Sinne geht, dann muss der Mensch nichts dazutun. Maria wird ein Kind empfangen, sie wird einen Sohn gebären – das sind Ausdrücke dafür, dass wir Menschen das von Gott Gewollte zulassen sollen. Gott, der das Leben ist, möchte uns Menschen diese Lebendigkeit ermöglichen. Wir werden aufgefordert, den Willen Gottes – so wie Maria es gezeigt hat – an uns geschehen zu lassen.
Das Einzige, was der Mensch in diesem Lebensprozess zu tun hat, ist ihn zu benennen: „dem sollst du den Namen … geben“.

Dieser zweite Adventsonntag lädt uns erneut ein, uns behutsam auf die Suche nach dem göttlichen Leben in unserem Leben zu machen. Hinein in die Welt der Dunkelheit und des Krieges suchen die Christinnen und Christen das göttliche Leben, das im Kind in der Krippe dann seine Erfüllung findet. Lassen wir uns ein auf diese Suche und benennen wir unsere Lebenserfahrung mit Gott. Erzählen wir von dem, der uns das Leben schenkt, nämlich GOTT!
Autor: Diözesanbischof Alois Schwarz

Autor:

Kirche bunt Redaktion aus Niederösterreich | Kirche bunt

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