Sonntagslesungen
Liebt eure Feinde …
1. Lesung
Der Herr sprach zu Mose: Rede zur ganzen Gemeinde der Israeliten und sag zu ihnen: Seid heilig, denn ich, der Herr, euer Gott, bin heilig.
Du sollst in deinem Herzen keinen Hass gegen deinen Bruder tragen. Weise deinen Mitbürger zurecht, so wirst du seinetwegen keine Sünde auf dich laden.
An den Kindern deines Volkes sollst du dich nicht rächen und ihnen nichts nachtragen. Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst. Ich bin der Herr.
Lev 19,1-2.17-18
2. Lesung
Schwestern und Brüder! Wisst ihr nicht, dass ihr Gottes Tempel seid und der Geist Gottes in euch wohnt? Wer den Tempel Gottes zerstört, den wird Gott zerstören. Denn Gottes Tempel ist heilig und der seid ihr.
Keiner täusche sich selbst. Wenn einer unter euch meint, er sei weise in dieser Welt, dann werde er töricht, um weise zu werden. Denn die Weisheit dieser Welt ist Torheit vor Gott. In der Schrift steht nämlich: Er fängt die Weisen in ihrer eigenen List. Und an einer anderen Stelle: Der Herr kennt die Gedanken der Weisen; er weiß, sie sind nichtig.
Daher soll sich niemand eines Menschen rühmen. Denn alles gehört euch; Paulus, Apollos, Kephas, Welt, Leben, Tod, Gegenwart und Zukunft: Alles gehört euch; ihr aber gehört Christus und Christus gehört Gott.
1 Kor 3,16-23
Evangelium
In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern:
Ihr habt gehört, dass gesagt worden ist:
Auge für Auge und Zahn für Zahn.
Ich aber sage euch:
Leistet dem, der euch etwas Böses antut,
keinen Widerstand, sondern wenn dich einer
auf die rechte Wange schlägt,
dann halt ihm auch die andere hin!
Und wenn dich einer vor Gericht bringen will,
um dir das Hemd wegzunehmen,
dann lass ihm auch den Mantel!
Und wenn dich einer zwingen will,
eine Meile mit ihm zu gehen,
dann geh zwei mit ihm!
Wer dich bittet, dem gib,
und wer von dir borgen will, den weise nicht ab!
Ihr habt gehört, dass gesagt worden ist:
Du sollst deinen Nächsten lieben
und deinen Feind hassen.
Ich aber sage euch:
Liebt eure Feinde und betet für die,
die euch verfolgen, damit ihr Kinder
eures Vaters im Himmel werdet;
denn er lässt seine Sonne aufgehen
über Bösen und Guten und er lässt regnen
über Gerechte und Ungerechte.
Wenn ihr nämlich nur die liebt, die euch lieben,
welchen Lohn könnt ihr dafür erwarten?
Tun das nicht auch die Zöllner?
Und wenn ihr nur eure Brüder grüßt,
was tut ihr damit Besonderes?
Tun das nicht auch die Heiden?
Seid also vollkommen,
wie euer himmlischer Vater vollkommen ist!
Mt 5,38-48
EINHEITSÜBERSETZUNG DER HEILIGEN SCHRIFT, VOLLSTÄNDIG DURCHGESEHENE UND ÜBERARBEITETE AUSGABE
© 2016 KATHOLISCHE BIBELANSTALT GMBH, STUTTGART
Kurz erklärt
Die 1. Lesung ist dem so genannten „Heiligkeitsgesetz“ im Buch Levitikus entnommen. In den ausgewählten Verse wird dessen Grundabsicht besonders anschaulich dargelegt. In einer Gottesrede wird dem Mose eine Auslegung der Gebote für das Volk auf dem Sinai vermittelt. Diese praktischen Handlungsanweisungen und ihre Begründung haben daher für das Volk Israel unüberbietbare Autorität. Im ersten Spruch ist nicht von „Gottesliebe“ die Rede, sondern davon, heilig zu sein, „denn ich, der Herr, euer Gott, bin heilig“. Heiligkeit ist also nicht der Extrem-, sondern der Normalfall des Glaubens.
Das betont auch Paulus gegenüber der Gemeinde von Korinth in der 2. Lesung: „Gottes Tempel ist heilig und der seid ihr.“ Das kennzeichnet ja vom Pfingsttag an die Glaubenden, dass sie vom Heiligen Geist erfüllt sind und daraus ihr Leben, ihre Welt gestalten. Das erfordert allerdings auch, die eigene „Weisheit“ hintan zu stellen, insbesondere wenn sie wie bei den Korinthern zu Streit und Rivalität führt und damit die Verkündigung der Frohbotschaft zunichte macht. Vom Ende dieser Lesung her gesehen kommt Heiligkeit von der Zugehörigkeit zu Gott, jede Parteiung (Anhänger des Paulus, Apollos, Kephas…) verdunkelt Gott.
Für den Faschingsonntag ist das Evangelium eine harte Bandage – zugleich ein markanter Abschluss der Perikopen aus der Bergpredigt vor der österlichen Bußzeit. Der Evangelist Matthäus will
Jesus nicht in einen Gegensatz zum Gesetz des Mose stellen, in der Lehre und ganz besonders auch durch sein eigenes Leben, das in Tod und Verherrlichung endet. Jesus wendet sich gegen eine
verkürzende Auslegung der Gebote. Tatsächlich gibt es kein Gebot, Feinde zu hassen; mit der Forderung, auch die Feinde zu lieben, verweist Jesus auf den Anfang der Schöpfung, wonach jeder Mensch ein Abbild Gottes ist und damit wert, geliebt zu werden.
Autor:Kirche bunt Redaktion aus Niederösterreich | Kirche bunt |
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