13.Sonntag: Msgr. Zarl
Jesus führt zum Leben, ...

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Es ist für mich ein großes Geschenk, dass ich an diesem Hochfest Peter und Paul mein Goldenes Priesterjubiläum feiern darf. Ich danke meinen längst verstorbenen Eltern, dass sie mich schon als Kind mit Jesus in Berührung gebracht haben. Durch ihre Hinführung zu Jesus durfte ich diesen Weg gehen, der mich bis heute erfüllt und den ich bis heute nicht bereut habe.
Die erste Berührung mit Jesus begann wahrscheinlich mit dem ersten Kreuzzeichen, das mir meine Eltern auf die Stirn gezeichnet haben. Dann die Berührung in der Taufe, wo sie mich in Gottes Hand gelegt haben, bis zu den Gottesdiensten, die für unsere Familie eine Selbstverständlichkeit waren. Die Nähe zu Jesus, ja die Berührung mit ihm, haben mein Leben geformt und zu dem gemacht, was es heute ist.
Von Berührung Jesu und durch Jesus spricht auch das Sonntagsevangelium. Da ist dieser Bericht von der Frau, die schon zwölf Jahre an Blutungen litt. Sie ist in ihrem Frausein „ausgeblutet“, sodass sie sich immer leerer, ärmer, einsamer fühlen musste. Wahrscheinlich hat sie ihr Leben als dauernden Verlust empfunden. Sie war durch ihre Krankheit unfähig, Kinder zu bekommen und Leben weiterzugeben.
Als Folge ihrer Blutungen war sie „unrein“. Sie durfte deshalb niemanden berühren und von niemandem berührt werden. Sie war von vielen Ärzten behandelt worden und hatte dabei sehr zu leiden; ihr ganzes Vermögen hatte sie ausgegeben, aber ihr Zustand ist immer schlimmer geworden.
Vertrauen auf Heil durch Jesus
Trotz ihrer negativen Erfahrungen und Enttäuschungen tut sie etwas Unerlaubtes. Und genau das macht mir diese Frau so sympathisch. Sie hat von Jesus gehört und sie hat Vertrauen. Sie vertraut darauf, dass eine heilende Kraft von Jesus ausströmt. Darum drängt sie sich in der Menge von hinten an ihn heran und berührt sein Gewand. Und sogleich versiegt ihre Blutung und sie spürt Heilung.
Und Jesus stellt sie auf die Probe: „Wer hat mich berührt?“ Und ihr furchtsames Zittern führt zum Heil. „Meine Tochter, dein Glaube hat dich gerettet. Geh in Frieden“.
Den Rahmen zur Erzählung von der blutflüssigen Frau bildet die Totenerweckung der Tochter des Synagogenvorstehers Jairus. Jesus holt das Mädchen wieder zurück ins irdische Leben. Da geht es nochmals um Berührung. Diese geht jetzt von Jesus aus.
Jesus fasst das tote Kind an der Hand und sagt zu ihr: „Talita kum! Mädchen, ich sage dir, steh auf!“
Guter Gott! Ergreife die müde Hand unserer Kirche und erwecke deine Kirche zu neuem, geisterfülltem Leben!
Es ist nicht die Berührung, die die blutflüssige Frau heilt, sondern ihr großer Glaube. Es ist nicht das Erfassen der Hand des toten Mädchens, sondern ihr großes Vertrauen. „Fürchte dich nicht! Glaube nur!“, sagt Jesus zu dem Synagogenvorsteher.
Jesus spricht alle Toten an
Jesus nimmt das Kind an der Hand. Alle Toten stehen in seiner Hand. Er spricht alle Toten an, weil sie für ihn nicht tot sind. „Sie schläft nur!“, sagt Jesus. Für Jesus sind die Toten nicht tot, sie schlafen nur. Ein Schlaf, der zum Leben führt, wenn wir uns von Jesus berühren lassen, wenn er unsere Hand ergreift.
Berührung heilt. Führt zum Leben. Lassen wir uns von Jesus anrühren. Suchen wir, in unserem Leben mit ihm in Berührung zu kommen. Dazu lädt uns das heutige Evangelium ein.
Es tut mir oft weh, dass wir in der Kirche so viele Berührungsängste haben. Berührungsängste vor neuen Wegen, vor Frauen, vor unkonventionellen Visionen.
Darum möchte ich bitten: Guter Gott! Ergreife die müde Hand unserer Kirche wie bei der Tochter des Jairus und erwecke deine Kirche zu neuem, geisterfülltem Leben!

Autor:

Kirche bunt Redaktion aus Niederösterreich | Kirche bunt

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