Magic Priest Gert Smetanig & Co.
Seelsorger, die verzaubern

6Bilder

Mehrere Priester, Diakone und Pastoralassistentinnen in der Diözese St. Pölten beherrschen kleinere Zaubertricks, mit denen sie Menschen im Rahmen der Pastoral zum Staunen bringen. Nicht nur in der Faschingszeit kommt das sehr gut an.

Das Funkeln in den Augen von Kindern und Erwachsenen – das ist es auch, was den in Oberösterreich wirkenden „Magic Priest“ Gert Smetanig bewegt. Er ist wahrscheinlich der einzige katholische Priester in Österreich, den man getrost „Zauberer“ nennen kann. Seit 37 Jahren fasziniert er viele Menschen, Auftritte in der ORF-Show „Die große Chance“ oder beim TV-Sender Puls4 machten ihn österreichweit bekannt.

Engagements in Diözese

Aufgetreten ist er bereits in der Pfarre Langenhart, auch in der Salesianerpfarre Amstetten-Herz Jesu. Der sympathische 53-Jährige zaubert in Kindergärten, bei Mitternachtseinlagen von Pfarrbällen oder bei Vollversammlungen von Unternehmen. Im Sommer lehrt er Kindern an Nachmittagen in seiner Zauberschule mehrere einfache Tricks.
Das Funkeln in den Augen von Kindern und Erwachsenen bewegt ihn bei den Auftritten.
Auch ein Buch über Zauberei hat der Priester schon verfasst, dieses wurde sogar ins Polnische und Chinesische übersetzt.

Die Karriere als Zauberer begann bei Smetanig eigentlich ganz typisch: Mit sieben Jahren bekam er einen Zauberkasten geschenkt, nach und nach erweiterte er seine Tricks. Und sie wurden immer professioneller. Im Alter von 15 trat er in seiner Heimatpfarre in Klagenfurt, die von den Salesianer Don Boscos betreut wurde, erstmals auf einer Bühne auf. Die Mutter habe schon gemeint, er gehe zum Zirkus, stattdessen wurde er Priester.

Smetanigs großes Vorbild ist der weltberühmte Zauberer David Copperfield, den er bereits zwei Mal in Las Vegas treffen konnte.

Zauberer-Vorbild Don Bosco

Ein weiteres Vorbild ist der heilige Don Bosco (1815-1888), Schutzpatron der Zauberer, der bereits mit kleinen Tricks verblüffte. Dieses berühmte Vorbild hilft ihm auch, sich zu verteidigen, wenn er dann und wann kritisiert wird, dass solch ein Hobby nicht zu einem Priester passe.

Vor der letzten Nummer bei den Auftritten zog der junge Heilige den Rosenkranz aus der Tasche, kniete nieder und lud alle zum Beten ein. Oder er wiederholte die Predigt, die der junge Johannes Bosco am Morgen in der Pfarrkirche gehört hatte. Das war der Eintrittspreis, den er von seinem Publikum verlangte, den er sich von Groß und Klein zahlen ließ. Nach dem Gebet folgte stets das großartige Finale. Er spannte ein Seil zwischen zwei Bäume, kletterte hinauf und spazierte mit der Balancierstange in den Händen darüber, unter plötzlichem Schweigen und anschließendem stürmischen Beifall der Zuschauer: „Nach einigen Stunden einer solchen Vorstellung“, erinnerte sich Don Bosco in späteren Jahren, „wenn ich recht müde war, hörte ich auf, sprach ein kurzes Gebet, und alle gingen nach Hause.“

Assistentin „zersägt“

Aber zurück zu Gert Smetanig: Früher waren seine Tricks aufwändiger, etwa als er seine Assistentin „zersägte“ oder ein anderes Mal „auf 30 Zentimeter schrumpfen ließ“. Magie eben. Heute ist es ihm lieber, wenn alle Utensilien bei seinen Engagements in seinem PKW Platz haben. Derzeit ist sein Schwerpunkt die Mental-Magie, bei er die Zuseherinnen und Zuseher fasziniert, indem er Gedanken von Show-Teilnehmenden lesen kann.
„Magic Priest“ erklärt mit einem Seiltrick die Dreifaltigkeit und verkettet Eheringe.

Einen Widerspruch in der Tätigkeit als Pfarrer und Zauberer sieht er nicht, vielmehr gäbe es durchaus Gemeinsamkeiten: „Thomas Gottschalk, der selbst Priester werden wollte, erzählte in einer Show, dass ein Priester, ebenso wie ein Entertainer die Fähigkeit besitzt, Leute mit Erzählungen über Jesus Botschaft zu faszinieren. So sehe ich das ebenfalls.“ Ein Priester müsse heute auch Entertainer-Qualitäten haben, findet Smetanig. Gerade durch Zaubern komme er in Kreise hinein, in die man sonst als Priester nicht eingeladen werde. Und wenn er sich dann als katholischer Pfarrer kenntlich mache, seien die Leute positiv überrascht. Bei einem Auftritt in der ORF-Barbara Karlich-Show fragte die Moderatorin, auf welchen Beruf Smetanigs das Publikum tippe. „Es wurde von Weinbauer bis Rechtsanwalt geraten“, lacht Smetanig im Gespräch mit „Kirche bunt“. Nach der Auflösung gab es ein Raunen im Publikum – aber ein positives.

Natürlich seien auch schon Kunststücke schief gegangen, das sei zutiefst menschlich – aber das könnten Zauberer recht gut verbergen.

Für 14 Gemeinden zuständig

Der Pfarrer, der im Bezirk Braunau mit seinem Team 14 Pfarrgemeinden betreut (bis vor Kurzem war es ein Dekanat), bringt seine Kunst gerne in die Pastoral ein, etwa bei Predigten. „Magic Priest“ erklärt mit einem Seiltrick die Dreifaltigkeit, verweist mit einem nimmer leeren Krug auf das Teilen wie es der heilige Martin gemacht hat und verkettet bzw. verschmelzt Eheringe. Inflationär will er dabei aber nicht sein, es soll etwas Besonderes bleiben. Ihm ist es wichtig, auf die Menschen zuzugehen. Das betrifft etwa die Sprache. Er gibt zu bedenken, dass alte Texte für viele völlig unverständlich seien. Darum bedürfe es gut vorbereiteter Gottesdienste, sonst würden die Menschen fernbleiben – auch ein Restaurant, das keine Qualität bietet, würde niemand besuchen.

Auch für soziale Zwecke setzt sich Smetanig mit seinen Künsten ein: Er unterstützt in Kapstadt (Südafrika) das College of Magic, das bereits während der Apartheid-Zeit weiße und schwarze Kinder zusammenführte. Besonders für die aus armen Townships stammenden Schülerinnen und Schüler ist der Besuch des „College of Magic“ die Chance, ihr Leben entscheidend zu verändern.

Chance für die Pastoral

Ein anderer gebürtiger Kärntner, der in Zeiselmauer und St. Andrä v. d. Hagenthale wirkende Diakon Luca Fian, hat ebenfalls die Chancen von kleineren „Illusionen“ für die Pastoral erkannt. Der Kreativität seien keine Grenzen gesetzt, um die Menschen zum Wunder des Glaubens zu führen, so der Priesteramtskandidat. Gerade in der Faschingszeit könnten solche Illusionen sogar helfen, die kirchliche Lehre zu erklären, bestätigen Seelsorgerinnen und Seelsorger.

So wie es Gert Smetanig am Beispiel der Dreifaltigkeit vorgezeigt hat.

Autor:

Wolfgang Zarl aus Niederösterreich | Kirche bunt

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.

Powered by PEIQ