St. Pölten
Junge Nahost-Christen diskutierten Zukunftsperspektive
Wie erleben die jungen Menschen aus dem Nahen Osten die politische, ökonomische, gesellschaftliche und kirchliche Situation in ihrer Heimat, was würden sie gerne ändern und wie? Um diese Fragen ging es bei einem Workshop im St. Pöltner Bildungshaus St. Hippolyt. Die Stiftung Pro Oriente hatte dazu 25 junge Christinnen und Christen aus Ägypten, Irak, Jordanien, Libanon, Syrien und Palästina nach Österreich eingeladen. Diese gehören der katholischen, orientalischen, evangelischen und orthodoxen Kirche an. Bereits im Vorjahr hatte die Organisation im Nahen Osten Jugendworkshops veranstaltet. Einige von ihnen kamen nun zusammen, um sich länderübergreifend auszutauschen und zu vernetzen.
Was beim Workshop in St. Pölten deutlich wurde: Die Jugend hat zu wenig Möglichkeiten, das kirchliche Leben mitzugestalten bzw. mitzuentscheiden, so der Tenor. Ein weiteres länder- und kirchenübergreifendes Thema war die Rolle der Frauen in Kirche und Gesellschaft. Die Teilnehmenden stellten fest: Im Orient blieben die Christen in den verschiedenen Kirchen unter sich. Kontakte zu Angehörigen von Geschwisterkirchen seien selten.
Teuerung ein Riesenproblem
Die schwierigen ökonomischen Voraussetzungen sowie die extreme Teuerung im Nahen Osten einten ebenfalls die Jugendlichen aus allen Ländern. Viele junge Menschen würden nur mehr in der Auswanderung eine Zukunftsperspektive sehen. Die überwiegende Mehrheit der jungen Frauen und Männer in St. Pölten betonten für sich selbst, dass sie sich auf jeden Fall in ihren Heimatländern für eine bessere Zukunft einsetzen wollten. Wichtig ist vielen: Sie wollen in ihrem schwierigen Umfeld Familien gründen können.
Ein großes Problem stelle die Korruption dar. Auch dass viele orientalische Gesellschaften immer noch in Clans organisiert sind, hemme die Entwicklung der Länder. Das betreffe Muslime wie auch Christen.
Eindringlich sprachen sich die Jugendlichen dafür aus, dass es gleiche Bürgerrechte für alle Menschen brauche. An die christlichen Politiker richteten sie die Mahnung, nicht Eigeninteressen, sondern das Gemeinwohl in den Mittelpunkt zu stellen.
Auch spezifische Herausforderungen in einzelnen Ländern wurden angesprochen. In Syrien betrifft dies etwa den Militärdienst, der Jahre dauert. Die Jugendlichen in Palästina berichteten u. a. vom jüdischen Siedlungsbau, der den Palästinensern immer mehr Land wegnehme. Eine junge irakische Christin berichtete, es sei für christliche Frauen schwer, allein zu reisen.
Treffen mit Bischofsvikar Schöder
Auch Begegnungen mit jungen Christen aus Niederösterreich oder mit Bischofsvikar P. Patrick Schöder standen auf dem Programm. P. Patrick: „Bei der Messe zu Mariä Lichtmess wurden sie daran erinnert, dass sie nun das Licht der Hoffnung in ihre Heimatländer bringen sollen.“ Die jungen Christen besuchten Wien, wo sie u. a. mit österreichischen Jugendlichen zusammentrafen, den Stephansdom besichtigten und bei Kardinal Schönborn zu Gast waren.
Autor:Wolfgang Zarl aus Niederösterreich | Kirche bunt |
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