800 Jahre Thomas von Aquin, Teil 2
Gott, der Ursprung aller Gaben

Deckenfresko in Mödingen, Bayern: Thomas umgeben von den Kirchenvätern Ambrosius, Augustinus, Hieronymus und Papst Gregor  | Foto: commons.wikimedia
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  • Deckenfresko in Mödingen, Bayern: Thomas umgeben von den Kirchenvätern Ambrosius, Augustinus, Hieronymus und Papst Gregor
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Am 28. Jänner 2025 feierte einer der größten Theologen der Kirche, Thomas von Aquin, seinen 800. Geburtstag. Ihm widmet „Kirche bunt“ die Serie „Doctor Angelicus“.

er wahrscheinlich 1225 im Schloss Roccasecca in Latium im heutigen Italien geborene Thomas von Aquin wurde schon in jungen Jahren als Oblate dem Benediktinerkonvent von Monte Cassino zur Erziehung anvertraut. Er nahm anschließend das Studium der freien Künste in Neapel auf. Dort trat er in den Dominikanerorden ein. Später wurde der Scholastiker Albert der Große in Paris und Köln sein Lehrer. Thomas wurde zuerst in der Philosophie und dann umfassend in biblischer und dogmatischer Theologie ausgebildet und erwarb die akademische Lehrbefähigung, sodass er an der Pariser Universität dozieren, aber auch als Priester wirken konnte.

Thomas kommentierte die Sentenzen des Petrus Lombardus, eine umfasssende theologische Systematisierung, wie dies im Studienprogramm vorgesehen war. Er verfasste Schriftkommentare und integrierte die Philosophie des Aristoteles in das christliche Denken. Auf überzeugende Weise gelang es ihm, Glauben und Vernunft zu verbinden, da er als letzte Quelle der Wahrheit Gott ansah.

Wie eine gotische Kathedrale

Die „Summa contra gentiles“ ist ein apologetisches Werk, welches die Voraussetzungen des Glaubens behandelt und auch auf den missionarischen Dialog mit Nichtchristen abzielt. Die „Summa theologiae“ ist später zum Standardwerk der theologischen Ausbildung geworden. Ähnlich wie der Bau einer gotischen Kathedrale ist im philosophischen und theologischen Denken des heiligen Thomas alles aufeinander abgestimmt und bildet eine harmonische Einheit. Mit großem Scharfsinn und methodischer Klarheit integriert er die Einsichten klassischer und christlicher Autoren in sein theologisches Denken.Wo immer er die Wahrheit finden kann, anerkennt er diese. Er ist überzeugt, dass er auch von Autoren lernen kann, mit denen er grundsätzlich nicht übereinstimmt.

In der theologischen Summe geht er im ersten Buch zuerst von Gott aus und behandelt seine Einzigkeit sowie die drei göttlichen Personen Vater, Sohn und Heiliger Geist. Das Schöpfungswerk wird ausführlich dargestellt. Im zweiten Buch, das sich in zwei Teile gliedert, behandelt er den Weg des Menschen zu Gott, der das letzte Ziel des Menschen ist und uns die ewige Glückseligkeit in der Gottesschau im Himmel verheißt. Die natürlichen und übernatürlichen Tugenden sind maßgeblich, um sich in freier und verantwortlicher Weise am Gesetz Gottes auszurichten. Natur und Gnade bilden eine organische Einheit.

Im dritten Teil stellt er Jesus Christus als Erlöser vor, der uns in seiner Gnade vor allem im Wort Gottes und in den Sakramenten Anteil am ewigen Heil schenkt.Die Kirche hat das Beispiel und die Lehre des heiligen Thomas den Lehrern und Studenten der Philosophie und Theologie immer wieder empfohlen. Papst Franziskus stellte letztes Jahr in seiner Botschaft zum 750. Todestag des Aquinaten fest: „Das Werk des heiligen Thomas zeigt seinen Einsatz, das offenbarte Wort Gottes in all seinen Dimensionen zu verstehen, und zugleich auch seine bemerkenswerte Offenheit für jede dem menschlichen Verstand zugängliche Wahrheit.

Der ‚Doctor Angelicus‘ war der festen Überzeugung, dass es keinen letzten Widerspruch zwischen der offenbarten Wahrheit und den von der Vernunft erkannten Wahrheiten geben kann, da Gott die Wahrheit und das Licht ist, das alles Verstehen erleuchtet.“

Das besondere Charisma des heiligen Thomas ist die
Verbindung von Frömmigkeit und Wissenschaft.

Thomas von Aquin wusste, dass die wahre Weisheit ein Geschenk des Heiligen Geistes ist. Auf diese Weise gab es für ihn eine Priorität der Heiligkeit in seinem Leben. Wahre Heiligkeit zerstört nicht die Gaben der Natur, sondern erhebt und verwandelt sie. Das besondere Charisma des heiligen Thomas ist die Verbindung von Frömmigkeit und Wissenschaft, die Einheit von Heiligkeit und Theologie, einschließlich der Philosophie. So verwirklichte Thomas das Ideal seines dominikanischen Ordens: nämlich die Wahrheit Gottes zu betrachten und den Menschen die Einsichten der Meditation und Reflexion – nämlich der wahren Kontemplation – zu vermitteln („contemplata aliis tradere“).

Diese reine Selbstlosigkeit war die treibende Kraft für das Leben des heiligen Thomas: Er wollte Gott als den Ursprung aller natürlichen und übernatürlichen Gaben ehren und diente dem Heil der Seelen. Auf diese Weise erwies sich der hl. Thomas als „Doctor Angelicus“, als engelsgleicher Lehrer.

Buchtipp:
Hanns-Gregor Nissing: Denker und Dichter: Thomas von Aquin. Eine Einführung in sein Leben und sein Werk, Pneuma Verlag, München 2022.

Deckenfresko in Mödingen, Bayern: Thomas umgeben von den Kirchenvätern Ambrosius, Augustinus, Hieronymus und Papst Gregor  | Foto: commons.wikimedia
Teil zwei unserer Reihe zu Thomas von Aquin | Foto: z.V.g
Autor:

Kirche bunt Redaktion aus Niederösterreich | Kirche bunt

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