Mariä Himmelfahrt
Blütenmeer der Ewigkeit
Die Aufnahme Marias in den Himmel mit Leib und Seele ist Inhalt des jüngsten, von Papst Pius XII. am Allerheiligentag des Jahres 1950 verkündeten Dogmas. Das Fest und sein Inhalt sind jedoch alter Glaube der Kirche. Er besagt, dass Maria, die Mutter Jesu, wegen ihrer einzigartigen Verbindung mit der Erlösungstat Jesu Christi als die „Ersterlöste“ an der Auferstehungsgestalt ihres Sohnes teilnimmt. Bischof Kyrill von Alexandrien führte das Fest am 15. August im 5. Jahrhundert ein.
Marias Leben ist wohl am besten im „Magnificat“ zusammengefasst. Dieses Gebet, das Maria spricht, als sie in das Haus ihrer Verwandten Elisabeth kommt, ist ein einzigartiges Loblied auf Gottes großartiges und groß machendes Wirken, das er an den „Niedrigen“ vollbringt: „Er zerstreut, die im Herzen voll Hochmut sind; er stürzt die Mächtigen vom Thron und erhöht die Niedrigen“ (Lk 1,51b-52). „Der Mächtige hat Großes an mir getan“ (Lk 1,49a), lautet die Antwort Marias auf ihre einzigartige Erwählung.
Das Neue Testament erwähnt den Tod Marias nicht, ebensowenig wie die Vorgänge um ihre Geburt. Umso mehr ist davon in den „apokryphen“ Evangelien die Rede, und so kommt es, dass gleich zwei Städte – Jerusalem (Benediktinerabtei „Dormitio“) und Ephesus – beanspruchen, Ort der „Entschlafung Marias“ zu sein.
Zu den berührendsten Momenten der Legenden um das Ende des irdischen Lebens der Gottesmutter Maria gehört, wie die Apostel den schweren Stein von ihrem Grab wegwälzen – und ein Meer voll duftender Blumen vorfinden. Die „Kräuterweihe“ zu Mariä Himmelfahrt in vielen Stifts- und Pfarrkirchen hat hier ihre Wurzeln. Auf vielen Altarbildern, darunter auch im St. Pöltner Dom, ist dieses Blumenwunder dargestellt: Die Apostel stehen staunend um das Grab, darüber die Szene der Aufnahme Marias in die himmlische Herrlichkeit. Das vielleicht schönste Blumenmeer findet sich wieder in den Vatikanischen Museen, und zwar auf einem Bild, das von Raffael Sanzio entworfen und nach dessen Tod vollendet wurde. Urheber des Blütenmeeeres, das über einem scheinbar unergründlich tiefen Meer zu schweben scheint, ist wahrscheinlich der Raffael-Schüler Giovan Francesco Penni.
Autor:Leopold Schlager aus Niederösterreich | Kirche bunt |
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