Allerheiligen
Unsere Pfarren bieten Trost in schweren Stunden
Allerseelen und Allerheiligen sind geprägte Zeiten, zu denen wir die lieben Verstorbenen auf Friedhöfen besuchen und in denen sich viele Menschen mit dem Tod und dem „Danach“ beschäftigen. Die Frage nach dem „Danach“ führt oft direkt in den Glauben.
Manche meinen, Friedhöfe seien nicht mehr so lebendig, also gut besucht, wie früher. Vielleicht liegt das daran, dass etwa Urnengräber weniger Pflege benötigen oder dass viele Angehörige auswärts arbeiten. Dennoch beschäftigen sich die Menschen mit dem Tod, erst recht, wenn es Familienangehörige oder enge Freunde betrifft. Seit jeher ist das rund um Allerheiligen ein zentrales Thema in den Pfarren. Die Segnungen der Gräber ist der Bevölkerung vielerorts ein heiliges Anliegen. Die meisten Gemeinden erinnern – oft mit kirchlicher Beteiligung – an den Schrecken der Kriege: Selbst in kleinsten Orten zeugen Gedenktafeln davon, wie viele Männer im Ersten und Zweiten Weltkrieg als Soldaten ihr Leben gelassen haben.Zahlreiche pastorale Möglichkeiten
Viele Pfarren laden rund um Allerheiligen die Angehörigen von Verstorbenen zu liebevoll gestalteten Gottesdiensten ein. In unseren Stiften wird der verstorbenen Ordensleute immer in besonderer Weise gedacht.
Diese geprägte Zeit kann auch eine pastorale Chance sein, wie die „Nacht der 1000 Lichter“ am Vorabend von Allerheiligen zeigt. Immer mehr Pfarren beteiligen sich daran – siehe Termine auf der Seite 20 – und thematisieren dabei den Tod und die christliche Hoffnung der Auferstehung. In der Pfarre Ybbs gibt es passend zur Zeit am 28. Oktober den Meditationsabend „Ich ließ meine Seele ruhig werden und still“ mit Eva Maria Mayer.
Tod und Trauer brauchen Orte. So wurde jetzt ein Sternenkindergrab am Städtischen Friedhof St. Pölten gemeinsam mit kirchlichen Institutionen neugestaltet und in eine Urnengrabstätte umgewandelt. Bischof Alois Schwarz und Superintendent Michael Simmer nahmen die Segnung vor.TrauerRäume an mehreren Orten
Trauer hat viele Gesichter und zeigt sich nicht nur bei Tod und Sterben, sondern auch dann, wenn wir den Boden unter unseren Füßen nicht mehr spüren bzw. Lebensumstände sich verändern. Der TrauerRaum am Hauptfriedhof St. Pölten (Zeremonienhalle 2, 31. 10. bis 3. 11., von 10 bis 19 Uhr), in der Pfarrkirche Purgstall (30. 10. bis 8. 11., von 9 bis 18 Uhr), in der Pfarrkirche Niedernondorf (31. 10., von 9-17 Uhr), in der Aufbahrungshalle Melk (31. 10. bis 2. 11. von 10 bis 18 Uhr) und in der Pfarrkirche Zelking (31. 10. bis 2.11. von 10 bis 18 Uhr) gibt trauernden Menschen die Möglichkeit, ein Zeichen zu setzen. An verschiedenen Stationen kann man bitten, klagen, beten und stärkende Gedanken mitnehmen.
Betstunde – fürbittendes Gebet für die lieben Verstorbenen
Die Betstunde am Vorabend des Begräbnisses hat sich aus der „Totenwache“ früherer Zeiten heraus entwickelt. Sie gibt Gelegenheit, mit den Angehörigen für einen lieb gewordenen oder nahestehenden Menschen zu beten, den Angehörigen in Ruhe zu begegnen, ihnen Mitgefühl und Anteilnahme auszudrücken. Oftmals wird die Betstunde liebevoll gestaltet, um die Verstorbenen zu würdigen. Besonders jene, die am Tag des Begräbnisses verhindert sind, sind für diese gemeinsame Zeit dankbar. Oft hört man auch, wie wertvoll und stärkend es ist, in Zeiten schwerster Trauer mit Familienangehörigen und Nachbarn zuhause zu beten, etwa den Rosenkranz.Gute Vorbeter sind wichtig
Prof. Josef Spindelböck, Moraltheologe und Priester unserer Diözese, verweist auf den großen Wert der Betstunde: Das fürbittende Gebet für die Verstorbenen ist ein Ausdruck des gläubigen Bewusstseins, dass wir in der Gemeinschaft der Kirche über den Tod hinaus auch mit jenen verbunden sind, die in der Liebe Gottes gestorben und somit gerettet sind, aber noch der Läuterung (im Purgatorium = „Fegefeuer“) bedürfen. Es sei eine Verarmung des religiösen Bewusstseins, wenn für Verstorbene nicht mehr gebetet werde, so Spindelböck. Wahrscheinlich hänge dies mit der Privatisierung und Individualisierung des Todes ab. Es stehe wohl auch eine gewisse Hilflosigkeit dahinter.
Gute Vorbeterinnen und Vorbeter seien wichtig, da sie die Trauernden durch ihre Gebetsanleitung trösten und durch diese Tage des Abschieds begleiten.Veränderungen seit Corona-Zeit
Seit der Coronazeit seien die Betstunden sehr zurückgegangen, weiß der erfahrene Waldviertler Seelsorger Josef Pichler zu berichten. Viele würden auf der Parte um ein stilles Gebet bitten, wie es in der Coronazeit aus hygienischen Gründen üblich war. Es werde regional immer schwieriger, geeignete Vorbeter zu finden, die das Rosenkranzgebet entsprechend mit Meditationen, Liedrufen oder persönlichen Einfügungen zeitgemäß gestalten. Bei tragischen Todesfällen sei die Teilnahme an Betstunden nach wie vor groß, so Pichler: „In diesem Fall werden die Texte und Lieder meistens auch persönlicher formuliert und auf die Situation abgestimmt.“
Aus Sicht der langjährigen Vorbeterin Anna Rosenberger aus der Pfarre Oed sind den Menschen Betstunden noch sehr wichtig „und sie werden bei uns sehr individuell und persönlich gestaltet“. Sie kämen sehr gut an und helfen den Menschen! Nur den Rosenkranz zu beten sei allerdings zu wenig, so Rosenberger.
Die Kompetenzstelle Trauer der Diözese St. Pölten gibt Interessenten aus Pfarren praktische Impulse für die Gestaltung von Betstunden und Begräbnissen. Kürzlich nahmen kürzlich daran in Krems-St. Paul 40 Personen teil.
Autor:Kirche bunt Redaktion aus Niederösterreich | Kirche bunt |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.