Gelebte Nächstenliebe
Coronakrise: Hilfe in schweren Zeiten

Bei Begegnungen zwischen Pflegekräften und Kunden werden Sicherheitsvorkehrungen getroffen, wie u. a. das Tragen des Nasen- und Mundschutzes. | Foto: Harald Oppitz/KNA
  • Bei Begegnungen zwischen Pflegekräften und Kunden werden Sicherheitsvorkehrungen getroffen, wie u. a. das Tragen des Nasen- und Mundschutzes.
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Ob in der Krankenhausseelsorge, in den Pfarren oder in den Einrichtungen der Caritas: Kirchliche Mitarbeiter und kirchennahe Organisationen bemühen sich – nicht nur, aber besonders jetzt während der Coronakrise –, für die Menschen da zu sein. Unter erschwerten Umständen stehen sie den Menschen bei.

Die Pfarre Groß-Siegharts hatte schon Pläne, wie sie trotz der Coronabeschränkungen die Palmsonntags-, Karwochen- und Osterliturgie feiern und die Menschen erreichen könnte. So manches war aber wegen der geltenden Bestimmungen nicht durchführbar. Ähnlich ergeht es vielen Pfarren, auch wenn von Livestream-Übertragungen bis hin zu „Ratschen mit Patschen“ viele kreative Ideen entwickelt worden sind. Wenn auch vieles derzeit nicht möglich ist, so bleiben die Pfarren dennoch nah bei den Menschen. Der Groß-Sieghartser Pfarrer Josef Pichler ruft zum Beispiel jene Menschen an, denen er sonst die Krankenkommunion bringen würde. Auch ein Begräbnis hat er bereits geleitet: ein verdienter Pfarrkirchenrat wurde entsprechend der vorgeschriebenen Vorsichtsmaßnahmen beerdigt. Pfarrer Pichler weiß – wie so viele andere Seelsorger –, dass er mit 68 Jahren schon zur Risikogruppe zählt. Noch dazu hatte er als Afrikamissionar oftmals Malaria.

Nachgehende Seelsorge

Eine „nachgehende Seelsorge“ – also der freie Zugang zu den Patienten – sei derzeit in den Krankenhäusern (KH) und Pflege- und Betreuungszentren (PBZ) aufgrund der Schutzmaßnahmen während der Coronavirus-Krise nicht möglich, erklärt Christine Winklmayr, Leiterin der diözesanen Krankenhauspastoral. Die ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der KH/PBZ-Seelsorge sind seit dem Beginn der Beschränkungen nicht mehr im Einsatz. Die hauptamtlichen KrankenhausseelsorgerInnen sind weiterhin für die Menschen da. Sie begleiten weiterhin Sterbende, Corona-Patienten auf Anfrage und geben auch dem Personal das Signal: „Wir sind für euch da“. Alle sind im Kontakt mit den Krankenhaus- und PBZ-Leitungen. Das sei per Telefon, via E-Mail und in manchen Situationen auch persönlich möglich, so Chris­tine Winklmayr. Einige Krankenhäuser und Pflegezentren ermöglichen auch Gottesdienst­übertragungen aus der Kapelle in die Krankenzimmer. Winklmayr: „Alles ist derzeit anders und eine neue Herausforderung, doch Seelsorge ist im Bedarfsfall möglich.“

Da für die Menschen ist auch Martin Kubanek, stellvertretender Leiter der Caritas-Sozialstation St. Pölten. Er und sein Team sind bis zu drei Mal täglich bei jenen, die Hilfe brauchen, etwa in den Bereichen Körperpflege oder Essenszubereitung. „Das kann nur 15 Minuten dauern, aber auch zwei Stunden“, so Kubanek. Derzeit tragen die Caritas-Mitarbeiterinnen und -mitarbeiter bei den Hausbesuchen immer Schutzmasken und manchmal auch Schutzkleidung, denn die meisten, die unterstützt werden, zählen zu den Risikogruppen, da sie Vorerkrankungen haben bzw. über 70 Jahre alt sind. „Es ist klar, dass wir weiter arbeiten, unsere 90 Kunden brauchen unsere Hilfe“, sagt der Caritas-Mitarbeiter. Die betreuten Menschen seien aufgrund der Situation auch meist nicht verängstigt. Manche, so Kubanek, sagen: „Was haben wir nicht schon alles überlebt!“ Er versucht auch die guten Seiten der Situation zu sehen: „Jetzt gibt es keine Staus und immer Parkmöglichkeiten, so sind wir schneller bei unseren Kunden.“

Schutzmaßnahmen

Für Menschen mit geringem Einkommen ist auch der Sozialmarkt Krems der Caritas da. Die Öffnungszeiten seien gleich geblieben, die Bürokratie abgebaut, erklärt Claudia Psota, Projektleiterin des Marktes. Ein Teil des (ehrenamtlichen) Mitarbeiterteams kann derzeit nicht mithelfen, weil manche zur Risikogruppe gehören und andere ihre Kinder zu Hause betreuen müssen. Aber es würden sich immer wieder neue Freiwillige melden. Auch die Spenden an Lebensmitteln durch Unternehmen stimmen Frau Psota positiv. Grundsätzlich habe man jetzt mehrere Schutzmaßnahmen ergriffen: Es dürfen nur mehr fünf Personen gleichzeitig im Geschäft sein, die Mitarbeiter tragen Schutzmasken und es gibt Plexiglaswände. „Die Kunden sind jedenfalls nicht weniger geworden“, so Psota.

Gewisse Gelassenheit

Gerhard Frühauf leitet das Wohnhaus Raxendorf für Menschen mit Behinderung. Die 20 Mitarbeiter kümmern sich um 25 Bewohner. Diese arbeiten eigentlich in zwei Werkstätten, jetzt bekommen sie niederschwellige Arbeit in ihrem Wohnhaus. Die Lage sei nicht ganz leicht, denn den Bewohnern würden die Besuche der Angehörigen oder Ausflüge fehlen, berichtet Frühauf. Die Atmosphäre im Haus sei aber gut, die Bewohner fühlen sich sicher und es herrsche eine gewisse Gelassenheit. Die Betreuer halten die vorgeschriebenen Schutzmaßnahmen jedenfalls strikt ein, damit das Coronavirus nur ja nicht von außen eingeschleppt wird, so der Wohnhausleiter. Denn manche der Kunden haben Vorerkrankungen und zählen zur Risikogruppe.

Auch im Tageszentrum, im Wohnheim und der angeschlossenen Notschlafstelle der Emmausgemeinschaft St. Pölten wurde auf die neuen Bedingungen reagiert. Sowohl das Wohnheim wie auch die Notschlafstelle seien derzeit ausgelastet, berichtet Wohnheimleiter Lorenz Hochschorner. Das Tageszentrum sei derzeit für Gäste von außerhalb geschlossen. Man versuche zu ihnen auf anderen Wegen, etwa via Telefon, den Kontakt zu halten. Unter den Gästen herrsche Verunsicherung und es gebe auch Zukunftsängste, etwa ob man nach der Krise noch einen Arbeitsplatz bekomme. Andererseits gebe es auch ein Zusammenrücken und einen größeren Zusammenhalt, berichtet Hochschorner. Die Mitarbeiter haben sich in zwei Schichten eingeteilt, damit der Betrieb – auch wenn ein Coronafall auftreten sollte – weiterlaufen kann. Hochschorner: „Wir bleiben auf jeden Fall für Menschen in Niederösterreich, die obdachlos werden, einsatzbereit.“ Denn dass die Zahl der obdachlosen Menschen in Niederös­terreich steigen wird, sei zu befürchten.

Autor:

Wolfgang Zarl aus Niederösterreich | Kirche bunt

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