Abschied nehmen
12 Tipps im Umgang mit Trauernden

 Als Angehöriger, Freund oder Bekannter steht man oft hilflos daneben. Wie soll man sich verhalten? Welche Worte sind hilfreich?  | Foto: molnar balint / unsplash.com
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Da trauert jemand oder befindet sich in sonst einer Krise. Als Angehöriger, Freund oder Bekannter steht man oft hilflos daneben. Wie soll man sich verhalten? Welche Worte sind hilfreich?

Kondolieren im Supermarkt?

Wenn man einer Person, die gerade trauert oder die sich gerade in einer Krise befindet, im Supermarkt begegnet, fühlt man sich unsicher. Wie soll man sich verhalten? „Die Begegnung zulassen, und wenn es nur ein achtsamer verstehender Blick ist“, meint Gerti Ziselsberger, Leiterin der Caritas-Kompetenzstelle Trauer. Es schmerzt Trauernde, wenn man ihnen ausweicht, gar nicht reagiert.
Es komme natürlich auf die Beziehung zwischen den Personen an, aber man könne auf jeden Fall sagen: „Es tut mir leid.“ Der Satz „Mein Beileid“, der leider oft zur Floskel verkomme, sei eigentlich wunderschön, weil er ausdrückt: „Ich stehe dir in deinem Leid bei, ich fühle mit dir.“ Wer nachfragen möchte, müsse auch bereit sein, sich auf die Erzählung wirklich einzulassen. Wenn kein Naheverhältnis besteht, tue es vielleicht auch ein Blick, der Anteilnahme ausdrückt.

Eine Arbeitskollegin trauert
Tränen im Büro? Manch einer scheut sich davor, am Arbeitsplatz die schmerzende Wunde eines Kollegen zu rühren. „Grundsätzlich sollten Tränen auch am Arbeitsplatz ihren Raum haben“, meint die Trauerbegleiterin. Wenn jemand Geburtstag hat, würde man wahrscheinlich nicht überlegen, ob man gratuliert. Ein so wichtiges Ereignis wie einen Todesfall in der Familie könne man nicht einfach übergehen. Manchmal reicht „Es tut mir leid.“ oder „Mir fehlen die Worte.“ Manche Trauernde wollen im Job nicht darüber sprechen, weil sie „funktionieren“ müssen, andere hingegen schon.

„Viel Kraft“ wünschen, ist das okay?
Manche Trauernde fühlen sich „weggetrö­s­tet“ mit dem Standardsatz: „Ich wünsche dir jetzt viel Kraft!“ Sie denken: „Schön und gut, aber woher soll ich die jetzt nehmen?“
Solche Wünsche sind, wenn sie von Herzen kommen, dennoch okay, meint Gerti Ziselsberger, weil sie Mitgefühl zeigen.

Was schreiben?
Man möchte den Hinterbliebenen schreiben – doch was eigentlich? Ist z. B. ein Bibelspruch passend? „Es gibt viele sehr tröstliche Texte in der Bibel“, sagt Gerti Ziselsberger. Ein Spruch müsse sich aber nach dem Adressaten richten: Ein Atheist wird vielleicht nicht viel mit Bibelversen anfangen. Wenn man allerdings dazuschreibt, warum die Verse für einen selbst wichtig und tröstlich sind, dann können sie als tröstliches Angebot angenommen werden. Das gleiche gilt für die Aussage: „Ich bete für dich.“
Man kann persönliche Erlebnisse mit dem Verstorbenen erzählen oder aufschreiben. Es tut Hinterbliebenen gut zu erfahren, was der Verstorbene für andere bedeutet, was jemand Schönes mit ihm erlebt hat. Ziselsberger hält Kondolenzschreiben für sehr wichtig: Man kann sie aufheben, nachlesen – und sich in ein Netz an Freunden eingebunden fühlen.
Wenn man selbst fassungslos und sprachlos ist, dann kann man auch „stammeln“: „Ich weiß nicht, was ich schreiben soll. Jedes Wort fühlt sich falsch an. Vielleicht nur dies: Ich denke an euch. Es tut mir leid.“

Niemals: „Aber sie war ja schon alt“

Man möchte etwas Positives und Tröstliches sagen. Mit dem Satz „Aber sie war doch schon alt“ will einer vielleicht ausdrücken, dass die Verstorbene ein reiches Leben hinter sich hatte.
Trost ist das für die Hinterbliebenen in ihrem Verlust keiner. Denn die Verstorbene wird vermisst, sie hinterlässt eine Lücke.

„Melde dich, wenn du was brauchst!“
Trauernde haben oft nicht die Kraft sich zu melden. Sie sind zu sehr mit sich oder mit Erledigungen beschäftigt, wollen ihren Schmerz vielleicht niemand anderem zumuten. Besser seien konkrete Hilfsangebote: „Soll ich dir was zu essen vorbeibringen?“ Oder: „Ich habe Zeit, möchtest du einen Spaziergang machen?“ Natürlich muss man damit rechnen, dass das Gegenüber ablehnend antwortet, weil es gerade nicht passt. Dann darf man nicht gekränkt sein oder glauben, etwas falsch gemacht zu haben. Einfach in einer Woche nochmals anklopfen und nachfragen.

Von sich selbst erzählen?
Will man dem Trauernden beistehen, sollte man für ihn da sein und ihm zuhören. Der Betroffene soll nicht das Gefühl bekommen, den anderen trösten zu müssen.

Was tröstet dann wirklich?
Jemanden an seiner Seite zu haben. An der Trauer führt kein Weg vorbei, nur durch sie hindurch. Aber niemand muss diesen Weg alleine gehen.

Tote anschauen?
Ja, sagt Gerti Ziselsberger, denn das sei eine Möglichkeit, sich vom Verstorbenen zu verabschieden und das Geschehen zu begreifen. Das gelte auch und besonders für Kinder – weshalb man Kindern die Möglichkeit geben sollte, den Verstorbenen zu sehen. Wichtig sei, mit ihnen über diese Erfahrung zu sprechen, ihre oft recht konkreten und praktischen Fragen zu beantworten.

Kinder zum Begräbnis mitnehmen?

„Ja. Das ist ganz wichtig, damit Kinder begreifen, was passiert ist, sie sich verabschieden können und sich nicht ausgeschlossen fühlen“, meint die Ehe- und Familienberaterin, und sie empfiehlt das Kinderbuch „Geht Sterben wieder vorbei?“ von Mechthild Schroeter-Rupieper zur Vorbereitung und Begleitung. Kinder brauchen während des Begräbnisses eine Bezugsperson, die für das Kind da sein kann.

„Die Oma ist jetzt im Himmel“

Die Trauerbegleiterin verwendet oft ein anderes „Bild“: Auf die Welt kommen ist, wie wenn die Seele einen Handschuh (d. h. den Körper) anzieht. Mit diesem Handschuh können wir leben, einander begegnen, spielen usw. Wenn wir sterben, dann ziehen wir den Handschuh wieder aus. Die Seele lebt weiter, der „Handschuh“ wird begraben.
Man kann auch sagen: „Ich glaube, dass die Seele im Himmel ist.“ An einem Ort, wo es der Person jetzt gut geht, wo sie von Liebe umfangen ist. Der Glaube an die Auferstehung – „das ist ja das Schöne an unserem Glauben!“ – könne sehr hilfreich sein, so Ziselsberger. Auch die Vorstellung, dass Verstorbene jetzt wieder vereint sind, kann trösten.

Was tun an schwierigen Tagen?
Am Geburtstag, dem Todestag, zu Weihnachten fehlt die verstorbene Person besonders stark. Schön, wenn dann ein Kärtchen kommt oder eine WhatsApp-Nachricht: „Ich denke an Dich!“ Gut tun Fragen wie: Wie verbringst du diesen Tag? Kann ich dich unterstützen?

Der Mobile Hospizdienst bietet Trauerbegleitung an: Tel. 0676/83 844 7373, www.trauer-info.at

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Gerti Ziselsberger ist Sterbe- und Trauerbegleiterin und leitet die Kompetenzstelle Trauer der Caritas: www.trauer-info.at. | Foto: zVg
Autor:

Kirche bunt Redaktion aus Niederösterreich | Kirche bunt

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