Vor 500 Jahren: Die erste Wiedertaufe
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Anführer der Wiedertäufer an einem Kapitell einer Säule im Arkadengang des Rathauses in Münster.   | Foto: Harald Oppitz/KNA
  • Anführer der Wiedertäufer an einem Kapitell einer Säule im Arkadengang des Rathauses in Münster.
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Erst am vergangenen Sonntag feierte die Kirche das Fest der Taufe des Herrn. Im Evangelium wird von der Taufe Jesu im Jordan durch Johannes den Täufer berichtet (Lk 3,21-22). Dass Jesus darin als erwachsener Mann von sich aus die Taufe erbeten hat, wurde im Laufe der Kirchengeschichte oft als Argument gegen die Kindertaufe, die sich ab dem fünften Jahrhundert nach Christus etabliert hatte, herangezogen. Schon frühe christliche Abspaltungen wie die Montanisten oder mittelalterliche radikale Reformbewegungen wie die Waldenser vertraten die Auffassung, dass eine bewusste Entscheidung für den christlichen Glauben Voraussetzung für die Taufe sein sollte. Auch die Vertreter der Reformation kritisierten die Kindertaufe, behielten sie schlussendlich dennoch bei.

Eine im 16. Jahrhundert im Zuge der Reformation entstehende Gruppierung vertrat diesbezüglich eine extreme Position: Sie hielten die Kindertaufe nicht nur für unstatthaft, sondern sogar für ungültig aufgrund des fehlenden persönlichen Bekenntnisses. Sie vertraten dies so vehement, dass sie forderten, bereits getaufte Erwachsene neuerlich zu taufen. Bekannt wurden sie daher als „Wiedertäufer“. Die erste „Wiedertaufe“ empfing am 21. Jänner 1525 – vor mittlerweile genau 500 Jahren – in Zürich der abtrünnige Priester Jörg Blaurock.

Doch wie kam es dazu?
In Zürich baute der schweizerische Reformator Huldrych Zwingli ab 1523 sukzessive seine religiöse, aber auch gesellschaftliche Macht aus und setzte zentrale reformatorische Forderungen um. Einigen seiner Mitstreiter, darunter Konrad Grebel und Felix Manz, gingen seine Maßnahmen nicht weit genug: Besonders der anfänglichen Forderung nach der Abschaffung der Kindertaufe kam Zwingli als Zugeständnis gegenüber der Bevölkerung dann doch nicht nach.

„Wer glaubt und getauft ist, der wird selig“.
„Es begab sich, dass Ulrich Zwingli, Conrad Grebl, … und Felix Manz, alle drei erfahrene und gelehrte Männer … zusammenkamen und sich mit einander besprachen in Glaubenssachen. Und (sie) haben erkannt, dass die Kindertaufe unnötig sei und der Einsetzung Christi ganz zuwider. Die zwei aber, Konrad und Felix, haben im Herrn erkannt und geglaubt, man müsse nach christlicher Ordnung und Einsetzung recht getauft werden, weil Christus selbst sagt: Wer glaubt und getauft ist, der wird selig. Das hat Ulrich Zwingli, welchem vor Christi Kreuz, Schmach und Verfolgung grausete, nit gewollt und fürgegeben, es würde einen Aufruhr abgeben“, so schilderten die Wiedertäufer in einer ihrer Chroniken die Gründung ihrer Bewegung. Während Zwingli von seinen Gegnern Feigheit vorgeworfen wurde, so behaupteten böse Zungen von Grebel und Manz, diese hätten sich nur vom Reformationsführer abgewandt, da dieser ihnen nicht die erhofften Professorenstellen verschafft habe. Wie auch immer es gewesen sein mag: Nach zahlreichen Diskussionen im Zürcher Rat wurde Grebel, Manz und deren Anhängern jede weitere Agitation gegen die Kindertaufe verboten. Diese ignorierten jedoch das Verbot und kamen am 21. Jänner 1525 in einem Haus in Zürich zusammen. Dort bat der ehemalige Priester Jörg Blaurock Konrad Grebel darum, ihn zu taufen. Mit dieser ersten „Wiedertaufe“ spalteten sich die „Wiedertäufer“ von der reformatorischen Kirche Zwinglis ab.

Die Ausbreitung der Täufer

Überraschend schnell breitete sich die neue Bewegung in der deutschsprachigen Welt – auch in Österreich – aus. Interessanterweise waren sich Katholiken und Protestanten einig darin, dass es die Wiedertäuferbewegung zu bekämpfen galt. Gerade erst hatte man nach dem Deutschen Bauernkrieg 1525 einen wackeligen Frieden erreichen können, so konnte man keine neuen aufwieglerischen Bewegungen gebrauchen. Die „Wiedertäufer“ waren daher einer heftigen Verfolgung ausgesetzt, für die das „Wiedertäufermandat“ des Reichstags zu Speyer 1529 die Rechtsgrundlage lieferte.

Doch auch auf Seiten der „Wiedertäufer“ blieb es nicht bei Gewaltlosigkeit: In Westfalen richtete ein radikaler Flügel der Bewegung 1534 das sogenannte „Täuferreich von Münster“ ein. Der despotisch regierende Jan van Leiden gab zwar vor, die Jerusalemer Urgemeinde imitieren zu wollen, baute das System jedoch zu einer Tyrannei um, die schon zwei Jahre später ein gewaltsames Ende fand.

Und es gibt sie noch heute: Als „Täufer“ bezeichnen sich nach wie vor über eine Million Christen, zu denen etwa die Mennoniten, die US-amerikanischen Amish oder die kanadischen Hutterer gehören.
Die katholische Kirche blieb allen Widerständen zum Trotz stets bei der Praxis der Kindertaufe, auch wenn ihr die sogenannte „Glaubenstaufe“ nicht fremd ist: Alle dem Kindesalter Entwachsenen dürfen nur nach einjähriger Vorbereitung und vorherigem Bekenntnis zum christlichen Glauben getauft werden. Die Wiedertaufe lehnt die katholische Lehre allerdings ab, da sie die Taufe als einmaliges, unwiderrufliches und unwiederholbares Sakrament betrachtet, das einem Menschen – unabhängig von dessen persönlichem Zutun – ein unauslöschliches Prägemal verleiht.

Felix Deinhofer

Autor:

Kirche bunt Redaktion aus Niederösterreich | Kirche bunt

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