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240 Jahre Diözese St. Pölten

- Bischof Ignaz Feigerle (1852-1863) gründete u. a. das bischöfliche Knabenseminar „Marianum“ in Krems, das später nach Seitenstetten übersiedelte.
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Am 28. Jänner 1785 wurde die Diözese St. Pölten mit der Veröffentlichung der päpstlichen Bulle „Inter plurimas“ errichtet. Erster Bischof war Heinrich Johann von Kerens (1785-1792), der zuvor Bischof von Wiener Neustadt gewesen war. Ein geschichtlicher Streifzug durch die letzten 240 Jahre.
Der Großteil des heutigen Niederösterreich und Oberösterreich gehörte bis 1785 kirchenpolitisch zum Bistum Passau. Bereits seit dem Mittelalter versuchten die Habsburger, diese Gebiete auch kirchenpolitisch unter ihren Einfluss zu bringen. 1468/1469 kam es daher zur Gründung der Bistümer Wien und Wiener Neustadt.
Als der Passauer Bischof Leopold Ernst von Firmian im März 1783 starb, war Kaiser Joseph II. zur sofortigen Neuordnung entschlossen. Er ließ alle Güter und weltlichen Rechte des Passauer Bischofs und Domkapitels in Österreich beschlagnahmen, um so ein Faustpfand in den Händen zu halten. Die Verhandlungen zwischen Rom und Passau zogen sich bis in den Herbst 1784 hin. Dann stand als Ergenbis fest: Für das Land ob der Enns gab es ein Bistum mit dem Bischofssitz in Linz, und das Land unter der Enns sollte zwischen zwei Bistümern geteilt werden. Das Erzbistum Wien erhielt neben der Hauptstadt die beiden östlichen Landesviertel einschließlich des Gebiets von Wiener Neustadt; für die beiden westlichen Landesviertel (Viertel ober dem Manhartsberg oder Waldviertel und Viertel ober dem Wienerwald oder Mostviertel) wurde ein neues Bistum mit dem Sitz in St. Pölten errichtet.
Dioecesis Sancti Hippolyti
Am 28. Jänner 1785 wurde mit der Veröffentlichung der päpstlichen Bulle „Inter plurimas“ die Diözese St. Pölten (latein. Dioecesis Sancti Hippolyti) errichtet. Erster Bischof wurde Heinrich Johann von Kerens (1785–1792), der zuvor Bischof von Wiener Neustadt gewesen war.
Die bischöfliche Konsistorialkanzlei (heute Ordinariat) nahm am 1. Mai 1785 offiziell die Arbeit auf, während die Amtseinführung von Bischof Kerens am 8. Mai 1785 erfolgte. Mit ihm kam ein größerer Teil des Neustädter Domkapitels, so dass genügend erfahrene Männer zur Verwaltung der Diözese vorhanden waren. Zum Zeitpunkt der Gründung der Diözese war das Gebiet in 372 Pfarren unterteilt.
Bischof Kerens strukturierte die Pfarren und Dekanate neu, sodass es rasch nach Errichtung der Diözese schließlich 404 Pfarren und 20 Dekanate bei insgesamt 388.518 Einwohnern gab. Zum Verwaltungssitz und nunmehrigen sogenannten Bistumsgebäude der neuen Diözese wurde das für diesen Zweck aufgelassene Hippolytkloster in St. Pölten.
Unter Joseph II. wurde die Zahl der Messen reglementiert, Prozessionen abgeschafft und Wallfahrten verboten.
Bischof Kerens war in seiner Tätigkeit stark eingeschränkt, da alle seine Erlässe von der zuständigen Landesbehörde genehmigt werden mussten. In dieser Periode fiel aber gerade auch den Dechanten die wichtige Aufgabe zu, bei den Pfarrerrichtungen und Umpfarrungen für Gerechtigkeit zu sorgen. Zugleich stand ihnen die Oberaufsicht über die Schulen zu. Auch hatten sie die zahlreichen kaiserlichen Verordnungen in kirchlichen Angelegenheiten zu verwirklichen bzw. ihre Durchführung zu überwachen. So wurde die Zahl der Messen genau reglementiert, Prozessionen abgeschafft und Wallfahrten überhaupt verboten.
Mit Jakob Frint (1826-1834) wurde nach längerer Zeit wieder eine bedeutendere Persönlichkeit Bischof. 1832 kam es mit der Niederlassung der Redemptoristen in Eggenburg erstmals wieder zu einer Klostergründung. Damit wurde eine Trendwende eingeläutet, denn seit 1790 mussten noch eine Reihe Klöster aufgehoben werden, da einfach kein Personal zur Verfügung stand.
Die Jahre 1848 bis 1918 brachten für die Diözese St. Pölten ganz entscheidende Änderungen. Die Kirche erhielt wesentlich mehr Freiheit in der seelsorglichen Arbeit. Das Konkordat von 1855 ermöglichte den Bischöfen, die Diözese nach kirchlichen Gesichtspunkten zu leiten. Auch das Ordenswesen erhielt seine Freiheit wieder und konnte sich kräftig entfalten.
1852 wurde in St. Pölten eine Volksmission abgehalten, die sich in der ganzen Diözese verbreitete und viel zur Belebung des religiösen Lebens beitrug. Diese Jahrzehnte brachten auch die Ausbildung des katholischen Vereinswesens. Eine neue Frömmigkeitsform entstand in den 1854 erstmals abgehaltenen Maiandachten.
Die sozialen und wirtschaftlichen Änderungen führten in diesen Jahren auch zur Bildung neuer politischer Lager.
Ab 1867 übernahmen liberale Strömungen die Führung in der Monarchie, die eine Reihe von Gesetze erließen, um den Einfluss der Kirche zu schwächen. Das Erste Vatikanische Konzil 1869/70 nahmen sie zum Anlass, das Konkordat von 1855 zu kündigen. Erster Bischof dieser Phase war Ignaz Feigerle (1852-1863), vom dem große Impulse für die Seelsorge ausgingen. Um dem immer noch vorhandenen Priestermangel abzuhelfen, gründete er 1853 in Krems ein Knabenseminar, das 1871 nach Seitenstetten verlegt wurde.
Einer der bekanntesten Bischöfe in der Diözese St. Pölten war Joseph Feßler (1865-1872), der Generalsekretär des Ersten Vatikanischen Konzils und ein anerkannter Gelehrter war. Mit Matthäus Binder (1872-1893) kam erstmals ein Diözesanpriester an die Spitze des Bistums, unter ihm blühten die kirchlichen Institutionen und Orden auf. Bischof Johannes Rößler (1894-1927) hielt 1908 die erste Diözesansynode ab. Der 1909/10 errichtete Katholische Volksbund war eine nichtpolitische Vereinigung der Katholiken zur Verteidigung gegen Kirchengegner. Aus ihm ging später die Katholische Aktion hervor. Mit Spenden der Bevölkerung erbaute er 1903 ein zweites Knabenseminar in Melk.
Aus dem 1909/10 errichteten Katholischen Volksbund zur Verteidigung gegen Kirchengegner ging die Katholische Aktion hervor.
Es folgten schwere Jahre – der Erste Weltkrieg, die Zwischenkriegszeit, Bürgerkrieg und Ständestaat folgten. Mit dem Anschluss Österreichs an das Großdeutsche Reich im Jahr 1938 begann für die Kirche eine Leidenszeit, kirchliche Vereine wurden geschlossen, das Vermögen beschlagnahmt, eine Reihe von Priestern erhielten Predigtverbot ... Als 1945 die Rote Armee einmarschierte, forderte Bischof Michael Memelauer (1927-1961) die Seelsorger auf, bei ihren Gemeinden zu bleiben.
Spürbarer Aufschwung
Nach dem Krieg kam es zu einem spürbaren Aufschwung des religiösen Lebens. Unter Memelauer wurden u. a. neue Pfarren gegründet, die Katholische Aktion ausgebaut und die Kirchenzeitung gegründet. Nach Memelauer folgte Bischof Franz Žak (1961-1991), dessen Regierungszeit in das Zweite Vatikanische Konzil fiel. Die von ihm einberufene Diözesansynode (1971/72) versuchte den Ergebnissen des Konzils in der Diözese Rechnung zu tragen.
Auf Žak folgte Kurt Krenn (1991-2004), der zu den umstrittensten Kirchenmännern Österreichs in der jüngeren Vergangenheit zählte. Auf Wunsch des Papstes trat Krenn 2004 von seinem Amt zurück. Ihm folgte der Feldkircher Bischof Klaus Küng, der zuvor als Visitator in der Diözese eingesetzt war. Im Juli 2018 wurde Küng von Alois Schwarz als Bischof abgelöst.
Heute betreut die Diözese St. Pölten in 421 Pfarren rund 450.000 Gläubige. Im Einsatz sind zirka 220 aktive Priester, rund 70 Pastoralassistentinnen und Pastoralassistenten und Helferinnen und Helfer in der Pastoral, im aktiven Dienst sind in etwa 70 Ständige Diakone und rund 130 Pfarrsekretärinnen und Pfarrsekretäre.



Autor:Kirche bunt Redaktion aus Niederösterreich | Kirche bunt |
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