Älterwerden
Abschiede und Neuanfänge im Alter gut gestalten

Ein Trauerritual: mit Hilfe von Fotos die Erinnerungen lebendig halten.  | Foto: Foto: StockPhotoPro / Adobe
  • Ein Trauerritual: mit Hilfe von Fotos die Erinnerungen lebendig halten.
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Bis ins hohe Alter prägen Veränderungen unser Leben. Die Heilige Schrift lädt uns ein, diese Übergänge im Vertrauen auf Gott zu beschreiten. Rituale können dabei helfen, sagt Elfriede Monihart.

Wie oft haben Sie sich in Ihrem Leben schon verabschiedet und etwas Neues begonnen? Manchmal fällt es leicht, oft ist es aber auch eine große Herausforderung: Das jüngste Kind verlässt das Elternhaus, ein Arbeitsleben geht zu Ende – die Zeit der Pension beginnt, ein geliebter Mensch stirbt, ein Umzug steht an. Gerade im Älterwerden häufen sich die Abschiede und Neuanfänge, auch durch körperliche und seelische Beeinträchtigungen. Schon das erste Buch der Bibel erzählt von einem Abschied im Alter: Abraham wird von Gott im Alter von 75 Jahren auf den Weg in ein fremdes Land geschickt. Dafür muss er seine Verwandtschaft zurücklassen und alles, was ihm Sicherheit bietet.
„In solchen Situationen können Rituale helfen“, sagt Elfriede Monihart, die vor ihrer Pensionierung als Religionslehrerin, Pastoralassistentin, Mitarbeiterin der Seniorenpastoral und Bibel-Referentin der Diözese tätig war. Sie hat gemeinsam mit Seelsorgerinnen und Seelsorgern der Diözesen Österreichs verschiedene Rituale erarbeitet, die helfen sollen, Altes zu verabschieden und Neues zu beginnen (siehe Broschüre „Lebenswende Alter“). Übergangs- oder Schwellenrituale werden sie genannt, weil sie auf dem Weg von einer vertrauten zu einer fremd-unsicheren Umgebung begleiten und unterstützen. „Sie sind sinnstiftend und stärken den Zusammenhalt“, meint Elfriede Monihart. „Rituale haben eine hohe emotionale Kraft. Sie geben Halt, Orientierung, Stärkung, Zusammenhalt, Sicherheit und Dazugehörigkeit.“
Eine solche rituelle Begleitung erfolgt in drei Schritten. Der erste Schritt ist die Ablösung von der alten Situation, das Sich-Verabschieden von Vertrautem. Der zweite Schritt vollzieht sich in einer Zwischenphase, in der man quasi zwischen allen Stühlen sitzt. Einen „besonders prekären“ Schritt nennt ihn der Salzburger Liturgiewissenschaftler Frank Walz, weil er zunächst einmal grenzenlos-offen ist. Der dritte Schritt besteht darin, sich in eine neue Situation einzufinden, vielleicht sogar in gewisser Weise eine neue Identität anzunehmen.

Rituale im Alltag

Elfriede Monihart betont die Wichtigkeit von Abend- und Morgenritualen gerade in der Zeit nach einem Schicksalsschlag, weil sie Ordnung und Rhythmus in den Tagesablauf bringen: jeden Tag ein bestimmtes Gebet beten, jeden Abend auf den Tag zurückschauen oder jeden Morgen sein Gesicht liebevoll im Spiegel anschauen. Die „kleinen“ Abschiede im Alltag werden erleichtert durch eine herzliche Umarmung, einen Abschiedskuss, ein kleines Geschenk, ein Kreuzzeichen auf die Stirn. Mit einem regelmäßigen Gebet für die Familie legen Menschen ihre Angst und Sorge um geliebte Menschen vertrauensvoll in Gottes Hände. Das Tischgebet öffnet den dankbaren Blick auf das, was wir haben.

Rituale in der Trauer

Der Verlust eines geliebten Menschen zieht förmlich den Boden unter den Füßen weg. Weil der vertraute Partner, die vertraute Partnerin fehlt, geht ein wichtiger Halt verloren und die Trauer wird zur ständigen Begleiterin. „Jeder Mensch sollte seine eigenen Trauerrituale entwickeln“, betont Elfriede Monihart. Dazu zählen der Friedhofsbesuch oder das Entzünden einer Kerze. Weitere persönliche Trauerriten sind: Gedenktage feiern, mit Hilfe von Fotos und vor allem durch Gespräche Erinnerungen lebendig halten. In diesem Zusammenhang seien auch Erzählcafés hilfreich, so Monihart. Rituale sind immer etwas Handfestes: Man nimmt etwas in die Hand, zündet eine Kerze an, macht eine Gebärde. Das Innere bekommt einen Ausdruck im Außen.

Eine Fülle an Anregungen finden Sie in der Broschüre „Lebenswende Alter“:
Die ARGE Altenpastoral der Diözesen Österreichs und Südtirols hat 2022 verschiedene Rituale für Abschiede und Neuanfänge erarbeitet. „Lebenswende Alter“, eine Ideensammlung für die Seelsorge im Seniorenheim, in der pfarrlichen Seniorengruppe und im privaten Umfeld.
Erhältlich unter: g.fahrafellner@dsp.at, Tel. 0676/8266-15343.
Kostenloser Download unter www.martinus.at/seniorenpastoral.

Autor:

Patricia Harant-Schagerl aus Niederösterreich | Kirche bunt

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