ÜBER_BLICK
Mongolei: Papst grüßte China
Franziskus besuchte in den ersten Septembertagen als erster Papst der Kirchengeschichte die Mongolei. Im Land zwischen China und Russland rief er zu Frieden und Dialog zwischen den Religionen auf.
Am Papstbesuch in der Mongolei nahmen auch 100 Katholik:innen aus China teil, obwohl die Regierung der Volksrepublik ihnen die Ausreise untersagt hatte. Um der Gesichtserkennung in der Heimat zu entgehen, trugen die meisten von ihnen Gesichtsmasken und Sonnenbrillen. Nach der Sonntagsmesse in der mongolischen Hauptstadt Ulan Bator holte der Papst außerdem einen früheren und den aktuellen Bischof von Hongkong an den Altar. Er wolle die Anwesenheit von Kardinal John Tong Hon und Bischof Stephen Chow Sau-yan nutzen, „um dem edlen chinesischen Volk einen herzlichen Gruß zu schicken“.
ANNÄHERUNGSVERSUCH
Während der Mongolei-Reise des Papstes von 31. August bis 4. September spielte also nicht nur das eigentliche Ziel, sondern auch sein großer Nachbar China eine Rolle. Der Heilige Stuhl unterhält mit China keine diplomatischen Beziehungen, der Papst versucht jedoch seit Jahren eine Annäherung. Es gibt ein Geheimabkommen zwischen den beiden, und eine gemeinsame Kommission zur Ernennung von Bischöfen.
Auf seinem Weg in die Mongolei überflog Papst Franziskus einen kleinen Teil des chinesischen Luftraums. Wie in solchen Fällen üblich, schickte das katholische Kirchenoberhaupt dem Staatspräsidenten ein Grußtelegramm. Er sicherte Xi Jinping seine Gebete für das Wohlergehen der Nation zu und erbat für alle den „göttlichen Segen von Einheit und Frieden“. Auf das Telegramm reagierte China positiv. Der konstruktive Dialog mit dem Vatikan solle weitergeführt, das Verständnis verbessert, gegenseitiges Vertrauen aufgebaut werden. Daran arbeitet der Vatikan bereits seit Jahren – auch um die Situation der Katholiken in der Volksrepublik zu verbessern. Bislang mit mäßigem Erfolg. Ob der Papst in China etwas bewirken konnte, wird sich möglicherweise bald zeigen. Sein Friedensvermittler im Ukraine-Krieg, Kardinal Matteo Zuppi, plant eine Reise nach Peking. Mit dem argentinischen Botschafter in Chinas Hauptstadt tauschte sich Franziskus in der Mongolei aus.
RUSSLAND NUR GESTREIFT
Auch in den verschiedenen Ansprachen im Lauf des Mongo-lei-Besuchs bediente sich Franziskus immer wieder des von der chinesischen Politik gerne genutzten Begriffs der „Harmonie“. Den anderen Nachbarn Russland erwähnte der Papst bei der Reise nicht direkt, er rief aber zu einem Ende von Kriegen und Konflikten auf. Bei der Abschlussmesse war es ausgerechnet die auf Russisch vorgetragene Fürbitte, in der um die Weisheit des Himmels für Regierende gebetet wurde. Sie sollten sich um das Gemeinwohl kümmern, Parteiinteressen überwinden und sich für Frieden unter den Völkern und den Klimaschutz einsetzen.
IN MONGOLEI NICHT POLITISCH
Beim Aufenthalt in der Mongolei mit gerade einmal 1.400 Katholik:innen wollte Franziskus Bedenken gegenüber der katholischen Kirche und ihrer Mission ausräumen. Er betonte, die Kirche habe keine politische Agenda, und hob ihren festen Glauben an ökumenischen, interreligiösen und kulturellen Dialog sowie ihr soziales Engagement hervor. Wie zum Beweis weihte er zum Reiseabschluss am Montag ein katholisches Sozialzentrum ein. Politische Kontakte pflegte der Papst aber auch. Bei seiner Rede im Beisein des mongolischen Staatspräsidenten Uchnaagiin Chürelsüch lobte Franziskus die ablehnende Haltung der Mongolei zu Atomwaffen und Todesstrafe, ihre friedliche Außenpolitik und die Religionsfreiheit in dem Land. Der Schamanismus und der aus dem Buddhismus abgeleitete Respekt für jedes Lebewesen stellten einen wertvollen Beitrag für das Engagement für Klimaschutz dar, sagte er mit Blick auf die in der Mongolei verbreiteten Religionen.
AM SPRUNG NACH FRANKREICH
Der 86-Jährige wirkte bei den Terminen häufig erschöpft, seine Stimme hatte wenig Kraft. Es war nach Portugal die zweite Reise innerhalb eines Monats. Ende September ist ein Besuch im französischen Marseille geplant. Danach möchte sich Franziskus eine Reisepause gönnen. 2024 könnte er sein Heimatland Argentinien besuchen.
Autor:martinus Redaktion aus Burgenland | martinus |
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