Die Welt droht zu verkümmern
Bischof Ägidius, Priester, Ordensleute und Firmlinge beteten mit den Gläubigen der Eisenstädter Pfarre am Oberberg um geistliche Berufe.
Geistliche Berufungen sind anspruchsvoll und alles andere als Selbstverwirklichung oder „Freizeitbeschäftigung“; zugleich sind sie „Seismograph für die Lebendigkeit des Volkes Gottes“ und „notwendig“, so die Überzeugung des Eisenstädter Bischofs Ägidius Zsifkovics. Ohne sie würden Christsein und auch die Gesellschaft insgesamt „verkümmern“, sagte er am Dienstag vergangener Woche in der Stadtpfarrkirche Eisenstadt/Oberberg in seiner Predigt zum Weltgebetstag für geistliche Berufungen, den die katholische Kirche jedes Jahr am vierten Sonntag nach Ostern begeht.
Jede Berufung, besonders die geistliche, beginnt laut Zsifkovics mit dem Hin-Hören, mit Offenheit und Wachheit und führt auf einen „Weg, der alles auf eine Karte setzt“. Die Anfangsmotivation und auch die „Kraft zum Durchhalten“ könnten dabei niemals Fragen sein wie: Was kann „ich“ werden? Wie kann „ich“ mich oder „mein Christsein“ verwirklichen? Wie kann ich meinen Lebenssinn finden? Der beschränkte Blick auf den „eigenen“, selbst „zurechtgebastelten“ Gott und der vorherrschende Individualismus verstellten die Berufung. Berufung beginne auch nicht mit der Ämterfrage, nicht mit der Frage nach Geld und Freizeit, hielt der Bischof fest: „Berufung ist keine Work-Li-fe-Balance, sondern ein Lebensmodell, ein Geschenk, eine Aufgabe, die sich nicht mit Funktionalität oder gesellschaftlicher Plausibilität messen lässt.“ Es gebe keine Berufung ohne Wagnis und keine ohne den Geist des Auferstandenen, „der uns aus der Apathie herausholt und zur Sympathie und Empathie befähigt“, betonte Zsifkovics.
Heuer werde der Weltgebetstag für geistliche Berufungen zum 60. Mal begangen. Und ungeachtet dieser langen Tradition „sind wir sehr arm geworden in der Bereitschaft, die besondere Lebensform der Nachfolge Christi anzunehmen und umzusetzen“, auch wenn es immer wieder Überraschungen gebe, so Zsifkovics weiter.
Sich und den Zuhörenden in der Stadtpfarrkirche ersparte der Bischof nicht die Frage: „Wie reden wir von geistlichen Berufungen und was tun wir?“ Ansprechbarkeit für Berufung erfordere Gebet, tatkräftige Unterstützung, ermutigendes Glaubenszeugnis aller Gläubigen. Echte Berufung sei immer das „Ineinandergreifen von Gottes Erwählung und menschlicher Freiheit“ und eine dynamische Beziehung zwischen Gott und Mensch als Gesprächspartner, zitierte Zsifkovics Papst Franziskus aus dessen Schreiben zum Weltgebetstag.
Den Geistlichen und Ordensleuten dankte er für ihr Zeugnis und ermutigte zum „einladenden und ansteckenden“ Reden: „Christsein ist keine lästige Pflichtübung. Christsein ist ein lebenslanges Hineinwachsen in die persönliche Berufung.“
Autor:martinus Redaktion aus Burgenland | martinus |
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