Die faszinierenden Passions-, Fasten- oder Osterkrippen
Die Fasten- und Osterkrippen reden von der geschichtlichen Wirklichkeit der Passion Jesu in Jerusalem. P. KARL SCHAUER OSB
Die Passions- oder Osterkrippe hat eine jüngere Tradition. Die Weihnachtskrippe geht auf den heiligen Franziskus von Assisi in Greccio (1223) zurück. Weihnachtskrippen gibt es in allen Kirchen, in vielen Familien und auf unzähligen Plätzen. Passionskrippen waren noch im 18. und 19. Jahrhundert in Mittel- und Westeuropa verbreitet, später sind sie nahezu verschwunden. Auch das Heilige Grab, oft eine Theaterkulisse, aufgebaut in den Kirchen, mit bunten Glaskugeln geschmückt, manchmal auch begehbar, ist mit der Neuordnung der liturgischen Feier der Kartage weitgehend zurückgedrängt worden. Doch in unserer Zeit der Bilder und der Bildkommunikation dürften biblische Erzählungen nicht allein auf das Wort beschränkt bleiben.
Auch Passionsspiele (St. Margarethen im Burgenland), alte Fastentücher (in Kärnten und Osttirol), theatralische Umsetzungen (Jesus Christ Superstar) und Filme (Scorsese) sind nichts anderes als Visualisierung und Bilderzählung der österlichen Ereignisse: Einzug in Jerusalem, Abendmahl, Garten Gethsemane, Geißelung, Dornenkrönung, Kreuztragen, Golgotha, das verschlossene Grab, die Begegnung des Auferstandenen mit den Frauen, die Emmausjünger, Himmelfahrt und Geistsendung. Die Weihnachtskrippen erzählen das Geheimnis der Menschwerdung Gottes im Kind von Betlehem. Die Fasten- und Osterkrippen reden von der geschichtlichen Wirklichkeit der Passion Jesu in Jerusalem. Im österlichen Ereignis der Auferstehung Jesu Christi werden aber alle zeitlichen Koordinaten und geschichtlichen Einordnungen gesprengt. Dies darzustellen, bleibt herausfordernd.
Auferstehungsbilder sind rar. Allerdings gibt es unzählige Leidensbilder, Darstellungen des Gekreuzigten, Kreuzwege und Kalvarienberge (Eisenstadt-Oberberg). Kraftvolle Erzählungen und Bilder, nicht nur für Kinder. Die Wahrheit Gottes lässt sich nicht mit dem Verstand allein, nicht nur naturwissenschaftlich begreifen. Jede Krippe, ob zu Weihnachten oder zu Ostern, lässt staunen, macht nachdenklich, auch demütig, und übersteigt jede Logik. Die Osterbotschaft ist das erste Evangelium. Das österliche Bekenntnis: „Er ist auferstanden!“ ist das Fundament des christlichen Glaubens, die älteste Überlieferung in den Evangelien und das erste Glaubensbekenntnis der Kirche. Die Kindheitsgeschichte Jesu, die Erzählung von der Geburt in Betlehem und die anderen Weihnachtsgeschichten sind von den Evangelisten erst viel später aufgeschrieben worden.
Sehnsucht dese Menschen. Krippen, Passionsspiele, Kreuzwege, bildhafte Darstellungen, Literatur, Musik, Prozessionen entsprechen der Sehnsucht des Menschen, ihn zur Sprache zu bringen, der größer ist als alles Denken, den unsere Begriffe und Bilder nicht fassen, der alles Reden sprengt. Ostern ist die Wahrheit Gottes! Der Unbegreifliche macht sich verwundbar, der ganz Andere kommt in mein Leben, der Allmächtige liefert sich den Menschen aus, seine Erniedrigung bleibt der Ernstfall seiner Liebe.
Wenn Krippen helfen können, ein wenig von diesem großen Geheimnis Gottes zu verstehen, dann haben sie Platz, mitten im Leben. Und: sie könnten auch ein bescheidener Wegweiser zum Glauben sein. «
Autor:Martina Mihaljević aus Burgenland | martinus |
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