GEIST_REICH
WAS GLAUBEN SIE EIGENTLICH

PATER MARTIN M. LINTNER, Professor für Moraltheologie und Spirituelle Theologie in Brixen
  • PATER MARTIN M. LINTNER, Professor für Moraltheologie und Spirituelle Theologie in Brixen
  • hochgeladen von Florian Heckel

Warum ist den Christinnen und Christen so vieles verboten?
Oberflächlich betrachtet könnte man tatsächlich manchmal den Eindruck gewinnen, das Christentum sei eine Verbotsmoral. Wie jede Religion kennt auch das Christentum moralische Prinzipien und Vorschriften. Wenn aber der Eindruck besteht, das Christentum sei ein rigides Moralsystem, dann haben wir etwas falsch gemacht.

GOTT WILL UNSER GLÜCK
Der christliche Glaube ist in erster Linie die Botschaft von Gott, der Ursprung und Vollendung allen Lebens ist und der seiner Schöpfung und uns Menschen nahe sein will. In Jesus Christus, so glauben wir, ist er Mensch geworden, um sich ganz in die menschlichen Geschicke einzulassen und uns aus den Verstrickungen und Verwirrungen, in die die Menschheit und jeder einzelne Mensch eingebunden ist, zu lösen – religiös gesagt: um uns zu erlösen. Wir glauben also an einen Gott, der möchte, dass unser Leben glückt.

DU WIRST FREIHEIT HABEN
Das Verständnis der christlichen Moral kommt aus diesem Glauben. Die Moral, so können wir sagen, ist die Antwort auf diesen Glauben. Mir fällt dabei eine Stelle im Buch Deuteronomium ein. Als Mose dem Volk Israel die 10 Gebote überreicht, erklärt er dem Volk, das gerade erst der Sklaverei in Ägypten entkommen ist: „Wenn du diese Gebote befolgst, wirst du die Freiheit, die du gewonnen hast, und das neue Leben, das dir Gott geschenkt hat, bewahren und entfalten.“ Es geht also nicht darum, etwas zu verbieten, um die Freiheit einzuschränken, oder etwas zu vermiesen, was Spaß macht, sondern darum, die Freiheit und das Leben zu schützen.

ES GEHT UM DIE WERTE
Jedes Verbot können wir auch positiv formulieren, denn es geht um den Schutz von Werten, die für das Zusammenleben und das Glücken des Lebens wichtig sind. Um ein Beispiel zu nennen: Das Verbot zu lügen schützt die Wahrhaftigkeit und Vertrauenswürdigkeit, aber auch den guten Ruf einer Person, der nicht durch Falschaussagen oder üble Nachrede zerstört werden soll. Diese moralischen Werte können alle Menschen, nicht nur Christinnen und Christen, in ihrem Gewissen erkennen.

PATER MARTIN M. LINTNER
Professor für Moraltheologie und Spirituelle Theologie in Brixen
glaubensfrage@ koopredaktion.at

Autor:

martinus Redaktion aus Burgenland | martinus

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.

Powered by PEIQ