GEIST_REICH
Schön und würdig Gottesdienst feiern

- Die von Mythen umrankte Taufe der Kiewer Rus, dargestellt auf einem Gemälde im Außenamt der russisch-orthodoxen Kirche in Moskau. Die Massentaufe im Fluss Dnepr im Jahr 988 hatte den Charakter eines diplomatischen Schachzugs, der dem Großfürsten von Kiew die Unterstützung des byzantinischen Kaisers eintrug.
- Foto: kathbild.at / Franz Josef Rupprecht
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Eine alte Legende über den Ursprung des Christentums in Russland erzählt folgendes: Fürst Wladimir von Kiew war auf der Suche nach der rechten Religion für sein Volk. Nacheinander kamen Vertreter des Islam und des Judentums aus Bulgarien zu ihm. Auch Abgesandte des Papstes aus Deutschland wurden ihm vorgestellt. Sie alle boten dem Fürsten Wladimir ihren Glauben als den rechten und besten an.
Der Fürst blieb aber bei all diesen Angeboten unbefriedigt und unentschlossen. Die Entscheidung fiel, als seine Gesandten von Konstantinopel zurückkehrten und ihm vom orthodoxen Gottesdienst erzählten, den sie dort in der Hagia Sophia-Kirche mitgefeiert hatten. Voller Begeisterung berichteten sie: „Wir kamen zu den Griechen und wurden dorthin geführt, wo sie ihrem Gott dienen ... Wir wissen nicht, ob wir im Himmel oder auf Erden gewesen sind … Wir haben erfahren, dass Gott dort unter den Menschen weilt.“
In diesem Bericht der Abgesandten des Fürsten Wladimir über den Gottesdienst in der Hagia-Sophia-Kirche in Konstantinopel wird uns sehr schön bedeutet, wie wir Gottesdienst feiern sollen bzw. was wahrer Gottesdienst ist, nämlich: selbstloses Da-sein für Gott, sich an ihm und an seiner Nähe freuen, Gott danken, ihn loben und preisen. Und das soll so schön und erbauend sein, dass andere, die vielleicht zufällig zu uns kommen und uns beim Feiern zuschauen und beobachten, irgendwie ahnen und spüren können: „wahrhaftig, Gott ist in ihrer Mitte“ (vgl. Ex 17,7).
Manche meinen, ein Gottesdienst wäre nur dann gut, wenn sie aktiv sind, sich hervortun und glänzen. In diesem Zusammenhang kann man auch nicht selten hören: „Man müsste die Gottesdienste nur entsprechend attraktiv gestalten, dann würden die Menschen schon wieder in die Kirche strömen!“
Aus Erfahrung wissen wir, dass das so nicht stimmt. Natürlich ist es nicht unwichtig, wie unsere Gottesdienste gestaltet werden, was auch wir da tun und wie wir es tun, ob da schön gesungen, gebetet und auch entsprechend gepredigt und verständlich vorgelesen wird, und wie die Ministrantinnen und Ministranten ihren Dienst tun. Aber das Entscheidende und Wichtigste ist nicht, was wir im Gottesdienst tun, sondern, was er, Gott, tut, an und mit uns tut und tun will; dass er, Gott, da ist; dass er uns mit seiner Liebe und Nähe beschenkt. Und wir? – Wir brauchen eigentlich nichts anderes tun als uns darüber freuen, uns von ihm und seiner Liebe beschenken lassen, ihm danken, ihn loben und preisen und seine Liebe weiterschenken an unsere Mitmenschen.
Papst Benedikt XVI. war überzeugt, dass die Kirche mit der Liturgie steht und fällt. Ihre rechte, schöne und würdige Feier ist auch ein wesentlicher Beitrag zur Erneuerung der Kirche.
ERICH SEIFNER, EM. STADTPFARRER
Autor:martinus Redaktion aus Burgenland | martinus |
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