VOLL VERTRAUEN
Meine Hoffnung und meine Freude
„Wer hofft, ist sich selbst immer um ein paar Schritte voraus.“ Dieser bemerkenswerte Satz von Fridolin Stier passt besonders gut zu all jenen Menschen, die mitten in unsicheren, mitunter sogar aussichtslosen Zeiten nicht resigniert und den Mut verloren haben. Unter ihnen ist der Mann aus Nazaret zu finden: Trotz widriger Umstände bleibt er erfüllt von starken Liedern der Hoffnung, gleichsam von Mutterleib an. Er teilt das harte Leben unter römischer Fremdherrschaft sowie unter dem korrupten Herodes-Clan – und dennoch ist er bewegt und inspiriert von der Hoffnung auf Wandlung und Heilung dieser Welt.
DAS VERSPRECHEN GOTTES, DA ZU SEIN
Selbst am Kreuz noch, den Tod vor Augen, hören wir aus seinem Mund ein allerletztes Hoffnungsgebet, das ihn im Gefühl tiefer Verlassenheit und Gottesferne Vertrauen wagen lässt.
Um es klar und deutlich zu sagen: Jesus war kein weltfremder Träumer, kein „Spinner“, der vor der Realität die Augen verschließt und sich wegflüchtet. Im Gegenteil: Sein Blick ist klar, seine Worte sind scharfsinnig, seine Praxis ist mutig und überlegt – gerade weil er sehenden Auges Hoffnung riskiert! Und er hofft wieder und wieder, weil diese Hoffnung für ihn nicht grundlos ist. Sie gründet vielmehr auf einer Zusage, auf ein Versprechen, das sein Volk seit Jahrhunderten bewegt. Es ist das Versprechen des Gottes Israels, da zu sein – mitten in den Abgründen des Lebens, mitten in den Wüsten, mitten in den Dornen und im Feuer. Hoffen heißt deshalb, „von einem geheimen Versprechen zu leben“ (Fridolin Stier): dem Versprechen, dass einer mitgeht, uns zur Seite steht in all dem, was das Leben mit sich bringt. Dadurch aber vermag die Hoffnung für die Hoffenden immer mehr zu einem „sicheren und festen Anker der Seele“ (Hebräerbrief 6,19) zu werden!
EIN ANKER FÜR DIE SEELE
Vielleicht kann man von diesem Bild her das Weihnachtsgeschehen tiefer und besser verstehen. Mit der Geburt Jesu und dessen weiterem Lebensweg wirft Gott gleichsam einen „Anker“ in die Untiefen des Lebens aus, damit wir uns ebenfalls an ihm und seinem Versprechen festzumachen wagen. Und so, als von dieser Hoffnung Getragene und darin Verankerte, nicht nur selbst gut durch das „Meer der Zeit“ kommen, sondern darüber hinaus einander zu Hoffnungsträgerinnen und –trägern werden. Zu einem Anker für all jene, die sich nach einem „Ich-bin-da“ sehnen. Kein Ritual zeigt jene zärtliche Kraft, die in der Hoffnung liegt, eindrucksvoller als das Entzünden einer Kerze: „Es ist besser, ein einziges kleines Licht anzuzünden, als die Dunkelheit zu verfluchen.“ Die Advent- und Weihnachtszeit lädt dazu jeden Tag aufs Neue ein.
SEIN wort hat er uns gegeben in jener nacht. besiegelt mit einem stern.
ein versprechen hineingelegt in unsere abgründe und sehnsüchte.
eine zusage unendliche drei worte tief:
ICH
BIN
DA.
aus: gewaschen und gesalzen, gedichte zu advent und weihnachten. Echter Verlag 2023, 144 Seiten, Softcover € 17,30
Autor:martinus Redaktion aus Burgenland | martinus |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.