Seit 25 Jahren bietet das Literaturhaus am Inn allen einen Platz, die für Literatur brennen und sich den kleinen wie großen Fragen der Zeit stellen. Ein Gespräch mit Leiterin Anna Rottensteiner über die Bedeutung von Empathie und Konzentration, Beweglichkeit im Kopf und darüber, was Literatur und Mystik gemeinsam haben. Das Literaturhaus am Inn feiert heuer sein 25. Jubiläum – unter dem Titel „Literatur bewegt“. Wie bewegt Literatur? Welche Rolle spielt das Literaturhaus dabei? Anna...
„Kintsugi“ ist eine kunstvolle japanische Reparaturmethode für Keramik. Scherben zerbrochenen Geschirrs werden gekittet – mit Gold. Man versucht nicht, die Risse zu verbergen, sondern betont sie erst recht. Das Zerbrochene wird Kunst. Durch unsere Gesellschaft und Kirche gehen tiefe Risse, unmöglich scheint es, sie zu kitten. Risse schmerzen, aber sie können auch Erstarrtes aufbrechen. Und Platz machen für einen Kitt aus Gold – zum Beispiel Empathie, Wertschätzung, Verständnis oder...
Martha Salchner aus Axams feiert den Muttertag nicht nur als zweifache Mama und pflegende Angehörige, sondern auch als Notfallmama: Sie hilft Familien mit Krankheitsfällen bei der Betreuung der Kinder. Was es heißt, wenn das Leben anders kommt als geplant, hat sie im eigenen Leben erfahren. Rund um Martha Salchner summt es wie in einem Bienenstock: Ruft man sie an, hört man sie schnell ein Gespräch beenden. Läutet man an ihrer Haustür, öffnet sie mit dem Handy in der Hand – für die ukrainischen...
Nie sonst im Kirchenjahr entsteht eine solche liturgische Dichte wie an den Kar- und Ostertagen. Traditionen und liturgische Formen können tragen, aber auch befremden. Der Benediktiner P. Gottfried Meier plädiert dafür, den alten Formen neues Leben einzuhauchen. Ein Gespräch über die Beständigkeit des Wandels, lebenslanges Lernen und Ostern als Gipfelerfahrung. Die Liturgie von Palmsonntag bis Ostern ist dicht und voll gehaltvoller Gesten – vom Tragen der Palmbuschen über die Kreuzverehrung bis...
Ein Blick in Kinderzimmer oder Spielzeuggeschäfte offenbart oft zwei Welten: eine für Mädchen, eine für Buben. Problematisch ist, dass damit meist einseitige Rollenzuschreibungen einhergehen. Dahinter steckt das Phänomen „Gendermarketing“. Wenn Ostern oder ein Kindergeburtstag ansteht, ist ein Besuch im Spielzeuggeschäft angesagt. Vielerorts eine zweigeteilte Welt: Regale in Blau, Grün und Schwarz mit Technik und Dinosaurier-Spielzeug auf der einen und Regale in Rosa, Lila und Pink auf der...
Die Psychotherapeutin Carmen Rella könnte momentan nonstopp arbeiten. Warum sie deshalb besonders auf Auszeiten und die eigenen Grenzen achtet und was wir alle für unsere psychische Gesundheit tun können, erklärt sie im Interview mit dem Tiroler Sonntag. Psychische Erkankungen betreffen viele, sind aber noch immer stigmatisiert. Warum? Carmen Rella: Das stimmt. Momentan geht vielen die Luft aus, Psychotherapie ist sehr gefragt. Angststörungen, Depressionen und Essstörungen haben gerade bei...
Die Bilder aus der Ukraine gehen durch Mark und Bein. Verzweifelte Menschen, die alles verloren haben. Mütter mit Kindern, allein auf der Flucht. Zerstörung, blanke Gewalt, kein Ausweg in Sicht. Die Bilder machen Angst, die Worte fehlen. Wilhelm Bruners dichtet über seinen „morgendlichen Gang über die Psalmenbrücke“, bei dem er „die alten Heilworte in seine Tagängste atmet“. Die Psalmen sind ein riesengroßer Schatz. Lebendiges Archiv aller menschlichen Gefühle, die vor Gott da sein dürfen,...
Seit mehr als 50 Jahren gehören die Pfarrgemeinderäte zur Grundausstattung jeder Pfarre. Ein Gespräch über Mitbestimmung, ehrenamtliches Engagement und darüber, was es heißt, vor Ort Kirche zu leben. Wie ist die Stimmungslage in den Pfarren? Christian Nuener: Corona war ein riesiger Einbruch fürs pfarrliche Leben. Jetzt ist die Stimmung vielerorts von der Sorge geprägt, ob die Menschen wiederkommen, ob es gelingt, wieder neu anzufangen. Gleichzeitig ist auch Hoffnung da, weil viele wieder die...
"Hört – und ihr werdet leben": Die Worte Moses an das Volk Israel rütteln auch nach tausenden von Jahren noch wach. Vom Zuhören und Aufeinanderschauen ist in unserem Land momentan viel die Rede. Genauso von Spaltungen und Verbitterungen. In der Kirche ist es nicht anders. Hier die einen, da die anderen, dazwischen Gräben aus Rechthaberei, Skandalen, Vorurteilen und Enttäuschungen. "Wenn all das vorbei ist, möchte ich in einer Welt leben, in der ich gehört werde." Diese Worte hat die...
Magdalena Pittracher ist die neue Frauenreferentin in der Diözese Innsbruck. Sie erzählt, was es heißt, Katholikin und Feministin zu sein und warum es für sie keine Trennung zwischen Glaube und Politik gibt. Ein Interview zum Internationalen Frauentag am 8. März. Worauf gründet Ihr Engagement für Frauen? Magdalena Pittracher: Ich habe in meinem Leben viele Frauen als Vorbilder gehabt, die mich sehr geprägt und mir vermittelt haben: Gleichberechtigung ist wichtig, wir müssen sie immer wieder...
Ausmisten ist groß in Mode. „Aufräum-Guru“ Marie Kondo aus Japan hat mehrere Bücher darüber geschrieben. Ein Symptom unseres westlichen Wohlstands: Man häuft zu viel Besitz an und fühlt sich irgendwann davon erdrückt. Ausmisten kann eine Chance sein, die eigenen Habseligkeiten wertzuschätzen, bewusster zu konsumieren und vor allem großherzig zu teilen. Benedikt von Nursia empfahl schon vor vielen hundert Jahren in seiner Regel einen sorgsamen Umgang mit alltäglichen Dingen: „Alle Geräte und den...
Sr. Hanni Denifl aus dem Stubaital lebt seit 15 Jahren in Afrika. Ihr Herz schlägt für Kinder und Jugendliche, die auf sich gestellt sind: auf der Straße, ohne Familie oder im Gefängnis. Ihr Sabbatjahr in Tirol nutzt sie, um von ihnen zu erzählen. Als Sr. Hanni Denifl, damals einfach noch die Hanni aus dem Stubaital, 22 Jahre alt war, setzte sie sich in ein Flugzeug in den Kongo. Einige Monate zuvor hatte sie den Salesianer P. Johann Kiesling kennengelernt, der seit vielen Jahren Missionar im...
Seit mehr als 20 Jahren engagiert sich Elisabeth Wieser im Pfarrkirchen- und Pfarrgemeinderat (PGR) von Mühlau, viele Jahre war sie Obfrau. Aktiv und bodenständig hat sie ein lebendiges Pfarrleben mitgeprägt und tritt auch heuer noch einmal an – „letztmalig“, wie sie augenzwinkernd betont. Elisabeth Wieser ist eine geradlinige Frau, die gern anpackt. Dabei strahlt sie eine unaufgeregte Herzlichkeit und ein gelassenes Selbstvertrauen aus. Fotografieren lässt sie sich nicht gern – bis sie an...
Simone Paganini ist Professor für Bibeltheologie in Aachen und Autor populärwissenschaftlicher Bücher zur Bibel. Er arbeitet auf vielfältige Weise mit und an der Bibel und hat keine Scheu vor unkonventionellen Methoden. Heuer ist er Referent beim diözesanen Bibeltag zum Thema „Verstehst du die Bibel?“ Was antworten Sie, wenn es heißt: „In der Bibel stehen doch nur erfundene Geschichten“? Simone Paganini: Es sind Geschichten, die vor mehr als 2000 Jahren geschrieben wurden und die, wie damals...
Sr. Maria Dolores Schneider, Tertiarschwester in Götzens, gibt seit Jahrzehnten mit großer Begeisterung Kindern Gitarrenunterricht. Sie blickt auf ein langes Berufs- und Ordensleben zurück. Im Mittelpunkt standen immer die Kinder, die Liebe zur Musik – und das Vertrauen in den guten Hirten. Strahlend öffnet Sr. Maria Dolores, 80 Jahre alt und seit über 60 Jahren Tertiarschwester, die Tür zum Josefsheim in Götzens. Jung sieht sie aus, ihr Blick ist sanft und voll Interesse. Hat sie das...
Sie ist wohl die älteste ehrenamtliche Pfarrmitarbeiterin in Tirol: Rosa Zangerle, 99 Jahre alt und bekennende „Nachteule“, schließt treu abends die Pforten ihrer Pfarre zur Hl. Familie in Wilten-West ab. Bis vor kurzem war sie Caritas-Haussammlerin, leitete Wortgottesdienste und kümmerte sich um den Pfarrgarten. Jahrzehntelang prägte sie die Arbeit im Katholischen Bildungswerk (kbw). Humor und ein kritischer Geist blitzen aus ihren klugen Augen. Es ist eine der Wohnungen, die Geschichte atmen....
Kaiserschmarrn essen und ein Treffen mit dem Priester, der ihm über eine Patenschaft geholfen hat, sein Studium zu finanzieren, stehen u.a. am Programm des Österreich-Besuchs von Bischof Edouard Sinayobye. Dem Tiroler Sonntag erzählte er vom Alltag in Ruanda, der Rolle der Basisgemeinden und was er den Tiroler/innen ans Herz legt. Wie sieht der Alltag der Menschen in Ruanda aus? Sinayobye: Ruanda ist ein kleines Land (ca. ein Viertel der Fläche von Österreich, Anm. d. Red.) mit 12 Millionen...
Im Tiroler Sonntag-Interview erzählt P. Peter Rinderer SDB von seinen vielfältigen Aufgaben on- und offline und warum er sich auf ein weiteres Amt einlässt. Mit welchen Erwartungen, Hoffnungen und Plänen starten Sie als Diözesanjugendseelsorger? P. Peter Rinderer: Ich freue mich auf die vielen bewährten Projekte, die schon super laufen. Ich träume davon, dass Kinder und Jugendliche christlichen Glauben als etwas Positives erleben, das ihnen im Alltag Kraft gibt. Dafür braucht es Menschen vor...
In der Luft geschwebt ist es schon länger: dass die Tage des Innsbrucker Franziskanerklosters gezählt sind – nach über 500 Jahren. Beim Kapitel im Mai, bei dem Besetzung und Struktur der Klöster neu überdacht werden, wurde entschieden, das Kloster zu schließen. „Zu zweit ein Gemeinschaftsleben nach unserer Ordensregel aufrecht zu erhalten, ist sehr schwierig“, so P. Rupert Schwarzl, Filialvikar und Ökonom im Franziskanerkloster Innsbruck an der Hofkirche. „Aber wir haben ein sehr gutes...
Freundinnen in den Arm nehmen, die ich über ein Jahr nicht gesehen habe. Lange Gespräche führen, von Angesicht zu Angesicht. Augenblicke, die sich nach über einem Jahr Pandemie fast unwirklich anfühlen – und unglaublich gut tun. Keine Videokonferenz der Welt kann mithalten. Die Wissenschaft erklärt es so: Körper und Geist sind bei einer Videokonferenz nicht am gleichen Ort. Der Körper bleibt immer zurück. Zudem strengt es an, ständig das eigene Gesicht zu sehen. Dass wir am Du zum Ich werden,...
Nach Ausgangsbeschränkungen und Grenzschließungen wegen der Corona-Pandemie kehrt langsam die Reise- und Unternehmungslust zurück. Für „Pilgern und Reisen mit dem Tiroler Sonntag“ sind Karin Adami, Irene Huber-Leitner und Toni Pittl schon fleißig an der Planung der Saison 2022. Das vergangene Jahr war alles andere als einfach. „Der Totalausfall während des Lockdowns, die ständige Planungsunsicherheit und die Absagen in der Zeit danach waren schon sehr zermürbend“, so Pilgerreferentin Karin...
Im Keller des Hauses der Begegnung laufen Waschmaschinen und Trockner auf Hochtouren. Das Reich von Iris Holzmann, die gerade das Bügelbrett aufklappt und die Hände in die Hüften stemmt. „Das ist mein Traumjob!“, strahlt sie. Iris hat seit ihrer Geburt eine kognitive Beeinträchtigung. Seit 16 Jahren arbeitet sie im Haus der Begegnung, das kürzlich für sein Engagement mit dem Preis „Wir sind inklusiv“ ausgezeichnet wurde. Menschen einzustellen, die körperlich oder psychisch beeinträchtigt sind,...
Helene Daxecker-Okon als Vorsitzende der Katholischen Frauenbewegung (kfb) und Margit Haider als Frauenreferentin. Der Tiroler Sonntag hat sie nach Beweggründen und Motiven für ihr Engagement gefragt. Mit welcher Perspektive übernehmen Sie Ihr Amt? Worauf bauen Sie auf, welche neuen Aspekte bringen Sie ein? Margit Haider: Ich möchte zunächst schauen, was da ist. Bisher war der klare Fokus auf rechtliche Gleichberechtigung und Partizipation, was auch wichtig ist. Ich möchte unsere Eingliederung...
Am Bauernhof der Familie Partl in Kematen herrscht reger Betrieb. Eine Schulklasse kommt zu Besuch, zwei Enkelkinder starten zu einer Traktor-Runde, die Ziegenherde macht auf sich aufmerksam. Mitten im Getümmel die ruhende Kraft: Lisi Partl, Mutter, Oma und Bäuerin „in Pension“. Wenn sie einmal nicht einschlafen kann, sagt sich Lisi Partl die Namen und Geburtstage ihrer sechs Kinder und neun – bald elf – Enkelkinder auf. Sie weiß sie alle auswendig. „Da bin ich eine ganze Weile beschäftigt“,...
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