Wort zum Sonntag, 22. November
Am Ende des Lebens

Sie saß in der letzten Bank, meist nicht sonderlich interessiert an meinem Unterricht. Dieses Mal aber schnellte die Hand in die Höhe und sie fragte: „Und was hat das alles mit Religion zu tun?“ Vorausgegangen war eine Einladung, die Stimme gegen Unrecht zu erheben und sich für faire Produktionsbedingungen in der
Textilbranche einzusetzen.
Mich hat diese kurze Episode nie losgelassen. Genau das ist es doch, worauf es ankommt: dass sich der Glaube im konkreten Leben erdet.
Die „Werke der Barmherzigkeit“, wie sie im heutigen Evangelium aufgezählt werden, sind eine sehr anschauliche Darstellung, worauf es im Leben als Christinnen und Christen ankommt: auf die Hinwendung zum Mitmenschen, vor allem zum Notleidenden.
Dieses „Was ihr einem der Geringsten getan habt, das habt ihr mir getan“, halte ich für eine der zentralsten Aussagen des Evangeliums. Sie erlaubt es nicht, Glauben vom Leben zu trennen, so zu tun, als könne man Christin oder Christ sein, und dabei die Augen vor den anderen zu verschließen.
Der Flüchtling im Lager, die Bettlerin am Bahnhof, die Tante im Altersheim, das eigene Kind, der Partner und die Chefin … in ihnen allen ist Christus gegenwärtig. Sie alle sind eine stille Einladung, meinem Glauben ein konkretes Gesicht zu geben. Denn, so hat es der hl. Johannes vom Kreuz auf den Punkt gebracht: „Am Ende des Lebens werden wir nach der Liebe gefragt.“

Zum Weiterdenken

  • Ich lasse die Vorstellung in mir groß werden, dass Gott in meinen ganz konkreten Nachbarn, Arbeitskolleginnen, Familienmitgliedern … gegenwärtig ist.
  • Ich nütze einen ungestörten Augenblick und lasse den Atem ruhig fließen. Dann lege ich in das Einatmen in aller Stille den Satz „DU in mir“ und in das Ausatmen „Ich in DIR“. Ich gebe der Dynamik dieses Gebetes Raum.

Sr. Maria Maxwald

Autor:

TIROLER Sonntag Redaktion aus Tirol | TIROLER Sonntag

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