Die Glaubensverkündigung des Diözesanpatrons setzte neue pädagogische Maßstäbe
Petrus Canisius: Ein Heiliger der Tat
Wie sehr Petrus Canisius ein Mann der Tat war, erkennt man kurioserweise besonders klar an einem seiner Bücher, am Katechismus. Zwar war dieses Buch inhaltlich sehr traditionell angelegt, aber der Aufbau dieses berühmtesten katholischen Religionsbuches aller Zeiten war hochinnovativ: In einem ersten Teil wurde beschrieben, was ein Christ zu glauben, in einem zweiten Teil, was ein Christ zu tun hatte. Die Botschaft dahinter: Ein theoretischer Glaube allein ist zu wenig; Glaube muss sich im praktischen Tun verwirklichen.
Das hat Petrus Canisius nicht nur Generationen von Schülern ans Herz gelegt. Er hat auch selbst nach diesem Motto gelebt.
Aus der Bahn geworfen. Dabei hatte er als Jugendlicher eigentlich noch vorgehabt, sich aus der Welt zurückzuziehen und in ein Schweigekloster zu gehen. Aber im Frühling 1543 war er zufällig einem Mann über den Weg gelaufen, der sein Leben radikal veränderte. Dieser Peter Faber gehörte dem Jesuitenorden an, der keine drei Jahre zuvor gegründet worden war und sich gerade nicht die Weltflucht, sondern das Engagement in der Welt auf die Fahnen geschrieben hatte. Petrus Canisius machte bei Faber ohne besondere Erwartungen die typisch jesuitischen Geistlichen Übungen (Exerzitien) – und wurde durch die umwerfenden Erfahrungen, die er dabei machte, völlig aus der Bahn herausgeworfen. Statt Mönch wurde er Jesuit und so hieß für ihn das Motto fortan nicht mehr Flucht aus der Welt, sondern Arbeit für die Welt.
Unermesslich viele Aufgaben. In seinem weiteren Leben sollte sich Petrus Canisius unermesslich vielen Aufgaben widmen, die ihm sein Orden immer wieder von Neuem zumutete: Er wurde Lehrer, Gärtner, Prediger, Schulorganisator, Universitätsprofessor, Diplomat, Ordensoberer, Konzilstheologe, Krankenhausseelsorger, Diözesanadministrator und Schriftsteller – und man könnte diese Liste beliebig erweitern.
Der Grund für dieses unermüdliche Engagement war kein äußerlicher Aktivismus. Es ging nach jesuitischer Überzeugung dabei um das Wertvollste: nicht das eigene Seelenheil, sondern die anderen Menschen, denen man in ihren Nöten zu Hilfe kommen wollte. Als Petrus Canisius kurz nach seinem Eintritt in den Jesuitenorden einem neugierigen Adeligen erklären wollte, was dieser im deutschsprachigen Raum damals noch kaum bekannte Orden eigentlich für ein Ziel hatte, brachte er es auf die Kurzformel: „Dass wir arbeiten für das Seelenheil der andern Menschen, ist unser Gewinn und Nutzen.“
Es ist beinahe unglaublich, wie zahlreich seine Aktivitäten waren und wie sehr er damit die Wiederbelebung der katholischen Kirche nördlich der Alpen vorangebracht hat, an die angesichts der Erfolge der Reformation eigentlich niemand mehr geglaubt hatte. Das hat seinen Tribut gefordert. Schon als 60jähriger war er ein verbrauchter alter Mann. Aber er konnte trotz seiner immer zahlreicheren Altersleiden kurz vor seinem Tod 1597 mit spürbarem Stolz resümieren, dass er „in dem von Christus übernommenen Beruf einiges geleistet“ hatte. Wie recht er doch hatte!
"Petrus Canisius" - Teil 2 von 4 der Serie mit Mathias Moosbrugger (Kirchenhistoriker an der Universität Innsbruck)
Buch zur Serie: Mathias Moosbrugger. Petrus Canisius. Wanderer zwischen den Welten. Tyrolia 2021, 288 Seiten, € 27,95.
Autor:TIROLER Sonntag Redaktion aus Tirol | TIROLER Sonntag |
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