Serie: Gläubig alt werden - Teil 1
Gläubig alt werden

Manches tut im Alter weh. Körperliche Beschwerden 
und seelische Not können zu schaffen machen. Aber mit dem Älterwerden kann auch die Erfahrung der Dankbarkeit einher gehen: „So öffnet sich in diesen Jahren auch der Blick für das Ganze unseres Lebens", meint Klaus Egger. | Foto: KNA
  • Manches tut im Alter weh. Körperliche Beschwerden
    und seelische Not können zu schaffen machen. Aber mit dem Älterwerden kann auch die Erfahrung der Dankbarkeit einher gehen: „So öffnet sich in diesen Jahren auch der Blick für das Ganze unseres Lebens", meint Klaus Egger.
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Selbst schon mit 85 Jahren „in die Jahre gekommen" – mit so manchen Erfahrungen, wie das Älterwerden schmeckt – mache ich mir auch immer wieder Gedanken, wie ich als Christ damit umgehen kann. Damit ist jedoch kein „Umgehen" des Älterwerdens gemeint, sondern ein neugieriges Herantasten an diesen neuen und letzten Lebensabschnitt. Eine Serie von Klaus Egger.

Die Vision. Irgendwann einmal ist mir bewusst geworden, dass ich nun in den Herbst meines Lebens eingetreten bin. Manches von dem, was früher einmal ganz wichtig war, begann langsam zu verblassen und anderes begann erst jetzt zu leuchten. Es ist wie in der Natur: Der Herbst kennt auch Farben, von denen der Sommer noch nichts weiß. Und wie die Tage kürzer und die Nächte länger werden, so ist es auch im Herbst des Lebens. Die Zeit, die noch vor uns liegt, wird von Tag zu Tag kürzer und der Radius unserer Möglichkeiten wird enger.
Aber es gibt auch die andere Erfahrung: Die Luft wird klarer und die Sicht weitet sich. Und so öffnet sich in diesen Jahren auch der Blick für das Ganze unseres Lebens. Das gilt jedoch nicht bloß im Blick auf die Vergangenheit, sondern auch für das, was noch vor uns liegt. In der Sprache der Psalmen hört sich das so an: „Ich gedachte der vergangenen Jahre und habe im Sinn die Jahre der Ewigkeit." (Ps 76, 6)
Vielleicht fällt Ihnen jetzt das Goethe-Zitat ein: „Die Botschaft hör‘ ich wohl, allein mir fehlt der Glaube“ oder auch: „Einfach zu schön, um wahr zu sein.“
Es liegt mir fern, das Älterwerden nur zu beschönigen oder auch, die oft schweren Belastungen kleinzureden. Daher sei zunächst ein Blick auf den gesellschaftlichen Rahmen des Älterwerdens geworfen.

Seniorengesellschaft. Wir leben schon seit einigen Jahrzehnten in einer Gesellschaft des langen Lebens. Die durchschnittliche Lebenserwartung in Tirol beträgt für Männer 80,9 und für Frauen 85 Jahre, Tendenz weiterhin steigend. Das hat weitreichende Konsequenzen für Wirtschaft, Politik und unsere Sozialsysteme. Das Thema „Pflege“ ist ja inzwischen zu einem Dauerbrenner geworden. Eine besondere Herausforderung bilden auch die stark zunehmenden Demenzerkrankungen. Anderseits gibt es im „Seniorenzeitalter“ so viele positive Angebote wie nie zuvor. Der Seniorentourismus ist nicht mehr wegzudenken, mit dem Seniorenstudium eröffnen sich ganz neue Bildungsmöglichkeiten. Die medizinischen Errungenschaften ermöglichen eine neue Lebensqualität bis ins hohe Alter, bis hin zu einem „Sterben in Würde“ durch ambulante und stationäre Hospizangebote. Auch wenn manchmal der Eindruck entstehen mag, dass heute auch das Alter vermarktet wird, so kann man diese positiven Seiten unserer Seniorengesellschaft nur dankbar zur Kenntnis nehmen.

Das Geheimnis des Alters. Die eigentliche Herausforderung des Älterwerdens besteht darin, dass wir selbst gefordert sind. Denn es geht um unser ganz persönliches Älterwerden. Dieser nun schon mehrfach verwendete Begriff macht darauf aufmerksam, dass es auch um ein „Werden“ geht, das in unsere Hände gelegt ist. Anselm Grün dazu: „Die Kunst des Älterwerdens verlangt ein Wissen um das Geheimnis des Alters."

Autor:

TIROLER Sonntag Redaktion aus Tirol | TIROLER Sonntag

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