Pfarrer Josef Scheiring über die Idee des Ostertanzes und seine Wirkungen
Tanz bescherte Pfarre 250.000 Zugriffe im Netz
Die beiden Oberministrantinnen hatten die Idee: Julia und Anna-Verena. Warum nicht am Ende des Ostergottesdienstes tanzen? Pfarrer Josef Scheiring hat die Idee aufgegriffen. Ein kleiner Funke, der über die sozialen Medien den Weg in alle Welt gefunden hat.
Bei einem Ostergottesdienst zu tanzen: Ist das nicht ziemlich gewagt?
Pfarrer Josef Scheiring: Ich finde nicht. Es ist uns einfach darum gegangen, die Freude zum Ausdruck zu bringen. Wann passt dies besser als an Ostern?
Und Sie hatten keine liturgischen Bedenken?
Scheiring: So ein Tanz passt natürlich nicht immer. Er passt nicht am Gründonnerstag, er passt nicht am Karfreitag. Und er passt vielleicht auch nicht während der Messe. Wir haben den Tanz bewusst nach dem Segen und der sog. Entlassung am Ende der Messe getanzt. Ich hab den Leuten gesagt, sie mögen sich jetzt bitte noch einmal hinsetzen und hab ihnen auch erklärt, warum wir das machen.
Und wie waren die Reaktionen?
Scheiring: Über Facebook wurde der Tanz 250.000 Mal aufgerufen. Es gab mit Stand 9. April rund 1.000 Kommentare. Rund 200 von ihnen hab ich gelesen. 90 Prozent der Rückmeldungen waren äußerst positiv.
Wir haben den Tanz ja bei der Osternacht-Feier aufgenommen. Allein am Ostersonntag-Nachmittag bekam ich 250 WhatsApp-Nachrichten. Und dazu bekam ich noch viele Telefon-Anrufe.
Es gab rund 100 negative Rückmeldungen. Worin bestand die Kritik?
Scheiring: Leider muss ich sagen, waren sehr wenige kritische Rückmeldungen dabei, die eine ehrliche Auseinandersetzung verdient hätten. Viele Wortmeldungen waren so unter der Gürtellinie und derart gehässig, dass ich mich nicht weiter damit auseinandersetzen wollte. Die Vorwürfe reichten von Verrat an der Sache Gottes bis hin zu gefährlicher Irreführung der Gläubigen.
Glauben Sie, wird dieser Tanz in der Pfarre etwas bewegen?
Scheiring: Da bin ich skeptisch. Aber darum ist es uns auch gar nicht gegangen. Unsere Frage war einfach: Wie können wir die Osterfreude zum Ausdruck bringen?
Und warum ist es dann gerade dieser Tanz geworden?
Scheiring: Wer im Internet nachschaut, wird bald sehen, dass es diesen Tanz bereits in vielen Einstudierungen gibt. Er heißt Jerusalema-Tanz und stammt vom südafrikanischen Musiker Master KG. Das Stück wurde vor rund einem Jahr in Zeiten der Pandemie aufgenommen und hat einen spirituellen Hintergrund. Es wird Jerusalem als Ort der Sehnsucht und der Hoffnung besungen. Der Text lautet: „Jerusalem ist meine Heimat, rette mich! Er ging mit mir, verlass mich nicht!“ Die für mich so positive Botschaft hinter diesem Lied: Corona darf nicht die Oberhand über uns gewinnen. Jesus ist Anfang und Ende, das ist unsere Hoffnung.
Heute, viele Tage später: Was ist geblieben?
Scheiring: Natürlich war der Tanz Dorfgespräch und ich bin auch oft auf der Straße darauf angesprochen worden. Wenn wir uns ehrlich sind: Der Tanz war ein kurzes Feuer, vielleicht ein Strohfeuer. Aber um die nachhaltige Wirkung ist es uns wie gesagt gar nicht gegangen. Es war ein Geistesblitz, eine Idee, die uns und scheinbar vielen Menschen Freude bereitet hat. Auch schon während der Zeit der kurzen Vorbereitung. Wir haben ja nur eine Stunde dafür gebraucht. Wir haben uns gesagt: Die Schritte müssen sitzen, und es muss wirklich schön ausschauen. Deshalb haben wir uns entschieden, nur wenige Schritte einzustudieren und keine aufwendige Choreographie zu machen. Für uns war es schön, wir hatten eine Gaudi. Und viele andere auch. Umso besser, wenn das gerade zu Ostern gelingt.
Das Gespräch führte Gilbert Rosenkranz.
Ein Video vom Ostertanz der Pfarre Inzing finden Sie unter: www.sr-ihp.at
Autor:TIROLER Sonntag Redaktion aus Tirol | TIROLER Sonntag |
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