Personalwechsel in der Pfarre Ranggen
Seelsorge ganz konkret
Ein halbes Jahrhundert hat Erich Saurwein die Pfarre Ranggen als Seelsorger begleitet. Nun hat Verena Gutleben als Pfarrkoordinatorin vor Ort wichtige Leitungsaufgaben übernommen.
Von Gilbert Rosenkranz
Es kommt nicht oft im Leben vor, mit einem lateinischen Zitat verabschiedet zu werden. Bei Erich Saurwein war es so. Viele Jahrzehnte hat er als Seelsorger in der Diözese wichtige Impulse gesetzt für eine Kirche, die auf Beteiligung und Teilhabe setzt. Nach der Matura war ich mit meinem Latein am Ende. Kein Wunder also, dass ich große Augen machte, als mir Erich Saurwein, den antiken Gelehrten Herodot zitierend, die Worte mit auf den Weg gab: „Quidquid agis, prudenter agas et respice finem“ – zu Deutsch: „Was Du auch tust, tu es klug und bedenke das Ende.“ Bei einem Besuch hatte Saurwein witzig und geistreich seine Gedanken zur Situation des Glaubens und der Kirche preisgegeben.
Und bedenke das Ende? Lange hatten wir über Saurweins Arbeit als Seelsorger in der Diözese Innsbruck gesprochen, seinen Werdegang – bis zuletzt als Pfarrer in Ranggen. Dort hatte er nach 50 Jahren viele seiner Aufgaben an Verena Gutleben übergeben, seit Jahren eine tragende Säule in der Pfarre. Als Pfarrkoordinatorin ist sie wichtige Ansprechperson in allen kirchlichen Belangen, stellt Kontakte her und versucht zu vermitteln. Eine Aufgabe, die sie versteht. Beruflich und privat hat sie in diesem Bereich reiche Erfahrung gesammelt.
Viel diskutiert
Langsam ist Verena Gutleben in die Pfarrgemeinde hingewachsen. Die gebürtige Neustifterin wurde gleich nach ihrer Hochzeit im Jahr 1991 in den Pfarrgemeinderat von Ranggen kooptiert. Kennengelernt haben sich Pfarrer Erich Saurwein und Verena Gutleben vier Jahre zuvor bei einer Pilgerreise der Diözese nach Rom. Nach der Geburt ihrer drei Kinder leitete sie den Kinderliturgiekreis, übernahm die Erstkommunion-Vorbereitung und war auch Teil des Trauerbegleitungs- und Wortgottesdienstleiter:innen-Teams.
Als Erich Saurwein zum Dekan des Dekanates Axams gewählt wurde, übernahm sie die Agenden der Dekanatsassistentin und wurde Pfarrsekretärin. In diese Zeit fällt auch die Mitarbeit am Seelsorgeraumkonzept für das Dekanat Axams.
„So eine Qualität bringt sonst niemand mit“, streut Erich Saurwein Verena Gutleben Rosen. Und diese meint: „Wir haben viel diskutiert und gerungen. Es ist mehr und mehr ein Vertrauensverhältnis entstanden“.
Auch Erich Saurwein hat die Offenheit der Gespräche geschätzt: „Am liebsten war mir, wenn Du mir geradeaus und direkt ins Gesicht gesagt hast, was Du denkst“.
Gericht und Pfarre
Erich Saurwein verdiente seine ersten seelsorglichen Sporen als Kooperator in Seefeld. Schon in jungen Jahren kam er zum Studium nach Rom, wo er sich für seine künftige Arbeit am Diözesangericht qualifizieren sollte. Kaum zurück, wurde er als Religionslehrer einer HTL ins kalte Wasser geworfen. Eine Zufallsbegegnung aber führte Saurwein nach Ranggen. Eine Frau hatte am Gang des Diözesanhauses erwähnt, dass es dort keinen Pfarrer mehr gab. Saurwein bewarb sich. Mit viel Freude und Begeisterung war er Seelsorger. Auch als Leiter des Diözesangerichts wollte er das Leben in der Pfarre hautnah mitbekommen.
Opernstimme
Seelsorge ist für Erich Saurwein nicht nur Sorge um die Seele. Wie sehr der Leib mitschwingt, zeigt sich, als er eine CD mit Liedern von Richard Strauss zum Laufen bringt. Keine Studioaufnahme, wohl aber eine kräftige, wunderschöne Stimme ist zu hören. Nie und nimmer hätte ich gedacht, dass es jene von Erich Saurwein ist. Nur den wenigsten bekannt, hatte er am Konservatorium Gesang studiert. Zur großen Freude vieler in der Pfarre Ranggen. Einmal kam nach einem Gottesdienst ein ausländischer Urlaubsgast in die Sakristei und fragte: „Wer war Priester mit Stimme von Oper?“
Knödel und Milzschnitten
Noch so manch andere Geschichte aus dem Leben der Pfarre fällt Erich Saurwein ein. Auch wenn er dort aus gesundheitlichen Gründen jetzt nicht mehr als Pfarrer tätig ist, ist eine starke Verbindung und Anteilnahme geblieben. Gegenseitig. „Erst vor kurzem kam eine Frau aus dem Dorf und hat mir jede Menge Knödel und Milzschnitten gebracht“, erzählt Erich Saurwein: „So viel kann ich ja gar nicht essen.“
Autor:TIROLER Sonntag Redaktion aus Tirol | TIROLER Sonntag |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.