Breitenwang: Wie Dekanatsjugendleiterin Barbara Schuster die Verbindung mit Jugendlichen pflegt
„Ich mag die jungen Leut‘ einfach“

Barbara Schuster ist begeisternde Jugendleiterin im Außerfern. Wie es ihr gelingt, Jugendliche anzusprechen, verrät sie im Interview mit dem Tiroler Sonntag. | Foto: Gilbert Rosenkranz
  • Barbara Schuster ist begeisternde Jugendleiterin im Außerfern. Wie es ihr gelingt, Jugendliche anzusprechen, verrät sie im Interview mit dem Tiroler Sonntag.
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„Ich hab ein halbes Jahr die Ausschreibung im Schaukasten gesehen und bin immer daran vorübergegangen. Auf einmal hat sie mich angesprochen“, erzählt Barbara Schuster im Tiroler Sonntag-Interview.

Bin ich repräsentativ genug für die Kirche? Diese Frage bewegte Barbara Schuster (35) lange, bevor sie den Schritt wagte, sich für die Stelle einer Dekanatsjugendleiterin in Breitenwang zu bewerben. Traditionell christlich aufgewachsen, wurde für sie in Vils die Katholische Jungschar prägend. Schön war, „Gemeinschaft zu erleben, ohne Leistungszwang – aber auch zu spüren: Ich kann etwas bewegen.“
Lebendig erinnert sie sich auch noch an ihre Firmung zurück: „Ich habe das wie eine Sendung empfunden, als würde mich der heilige Geist rufen“, erzählt Barbara Schuster 20 Jahre später. Aber wohin?
Barbara Schuster absolvierte eine Lehre als Chemielabortechnikerin. Während der Tage in der Berufsschule wohnte sie im Haus Marillac. „In der Schublade am Nachtkastl lag immer eine Bibel. Da hab ich angefangen zu lesen.“

„Ich mag die jungen Leute.“ Bevor Barbara Schuster ihre neue Aufgabe antrat, war die Stelle lange verwaist. Wie anfangen? Aufbauen konnte sie auf einer starken Jungschar-Arbeit in Breitenwang und Reutte.
„Ich mag die jungen Leut‘ einfach. Irgendwann hab ich Feuer gefangen.“ Jugendliche auf ihrer Suche nach dem Sinn des Lebens zu begleiten, hält sie für eine wunderschöne und überaus wichtige Sache. „Es geht heute schon sehr früh um Berufsorientierung, um die Bedürfnisse des Arbeitsmarktes und darum, wie sie der Einzelne bestmöglich erfüllen kann. Die Jugend wird kaum noch als eigene Etappe auf dem Lebensweg gesehen, in der Zeit bleibt zum Suchen und Finden, zum Voraus- und Nachdenken“, so Schuster.

Couchclub. Zeit und einen Platz zum Suchen und Finden haben Außerferner Jugendliche in der Dekanatsjugendstelle von Breitenwang. Mit Dekanatsjugendseelsorger Dr. Patrick Gleffe hat Barbara Schuster einen „Couchclub“ gegründet. Jugendliche sind eingeladen, sich bei Soletti und alkoholfreien Getränken über Themen wie „die Vielfalt der Religionen“ oder „Vegetarische Ernährung“ auszutauschen. Bei einem Taizé-Gebet finden diese Abende ihre Abschluss. Dazu kommen Aktionen wie eine Wallfahrt nach Locherboden oder eine Sommerreise ins Ausland, letztes Jahr war Prag Ziel der Außerferner Jugendlichen.

Stärkendes. Persönlich ist Barbara Schuster wichtig, die Jugendlichen zu bestärken, dass sie ihren Weg und ihren Glauben finden werden – und „dass sie nah bei Gott sind“. Ein Weg, der über ein gesundes Selbstbewusstsein führe. Jugendliche anzusprechen hält sie für einen wesentlichen Grundauftrag der Kirche: „Menschen, die sich in und von der Kirche nicht angesprochen fühlen, werden auch ihre Kinder nicht mehr dorthin bringen.“

Risiko. Für ihr Leben in der Kirche zählt Barbara Schuster vor allem auf die Eckpfeiler „Vertrauen und Liebe“. Druck und Belehrung von oben herab hätten dort nichts verloren. „Wann immer Jugendliche das spüren, wenden sie sich ab.“
Eine Herausforderung sei für sie, dass sie Unternehmungen immer wieder „auf Risiko“ beginne – nicht wissend, ob ihre Ideen bei den Jugendlichen Anklang finden. Ein wenig helfe dabei aber eine WhatsApp-Gruppe, an der 40 Jugendliche teilnehmen und die sich in der Zeit der Corona-Pandemie bereits bezahlt gemacht habe. Und genau darauf komme es in der Jugendarbeit an: gute Verbindungen und Freundschaften.

Autor:

Gilbert Rosenkranz aus Tirol | TIROLER Sonntag

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