Herbert Traxl feiert 40. Priesterjubiläum
Eine Kraft, die stärker war als ich

Pfarrer Herbert Traxl will mithelfen, die größte Geschichte der Menschheit wach zu halten.
 | Foto: Zangerl
  • Pfarrer Herbert Traxl will mithelfen, die größte Geschichte der Menschheit wach zu halten.
  • Foto: Zangerl
  • hochgeladen von TIROLER Sonntag Redaktion

Der im Seelsorgeraum Zams-Zammerberg-Schönwies wirkende Pfarrer Herbert Traxl feiert heuer sein 40jähriges Priesterjubiläum. Mit dem Tiroler Sonntag spricht der Seelsorger über die Zeit, in der dieser Berufswunsch gereift ist, das „Priester-Dasein“ mit all seinen schönen Momenten und schweren Stunden, sein künstlerisches Schaffen und bringt nebenbei noch die eine oder andere Begebenheit zur Sprache.

„Nach 40 Jahren als Priester mit vielen Höhen und Tiefen sage ich mir: Ich habe versucht, für die Verkündigung des Evangeliums mein Leben zu geben. Viele meiner Ziele und Erwartungen musste ich loslassen, weil ich sie nicht erfüllen konnte. Aber eines ist für mich klar: Christus – und mein Bemühen, ihn zur Sprache zu bringen, lasse ich nicht.“

Der Weg zur Priesterweihe. Der Weg hin zum Priestertum war für Pfarrer Herbert Traxl kein einfacher. Und dabei begann alles so herrlich normal. Er erinnert sich an seine unbeschwerte Kindheit: „Im Winter schnappten wir uns jeden Morgen die Rodel und pfiffen in einem höllischen Tempo hinunter ins Tal zur Kirche, um dort bei der Messe zu ministrieren“. Mit Geschichten wie dieser erinnert sich Herbert Traxl zurück. Die ersten zehn Jahre verbrachte er am elterlichen Bauernhof in Strengen. Schmunzelnd verrät er: „Mit meinen Brüdern sollte ich bei der Feldarbeit helfen, doch oft haben wir uns verdrückt und unzählige Streiche gespielt.“
Die unbekümmerte Kindheit war dann im Paulinum in Schwaz mit dem intensiven Schulalltag an der Tagesordnung vorbei: „Das Lernen ging dort nicht mehr nebenbei“, erinnert sich Pfarrer Traxl und: „Ich erfuhr eine ausgesprochen ganzheitliche Bildung.“ Samt Fußballspielen, musikalischer Förderung und natürlich immer mit religiöser Vertiefung: „All das formte mich sehr“.

Jahre des Ringens. „Ich kann mich erinnern, dass ich mit zwölf Jahren im Schlafsaal des Internats nach dem Lichtlöschen mit einem Klassenkollegen flüsternd über das Priesterwerden sprach. Bis ich 17 war, war diesbezüglich kein Gedanke mehr. Dann kam der Gedanke wieder“, erinnert sich Pfarrer Herbert Traxl an die Zeit seiner Jugend zurück, in der er sich erstmals intensiv mit der Entscheidung, Priester zu werden, auseinandergesetzt hatte. Während dieser Zeit kam der Wunsch intensiver auf. Weswegen sich der gebürtige Stanzertaler entschloss, nach der Matura ins Priesterseminar einzutreten. „In besonderer Erinnerung habe ich eine Italienfahrt nach Rocca di Papa. Die komplette Matura-Klasse ist damals mitgefahren und ich empfand die jungen Priester als richtig coole Typen“.

„Ich versuchte auszuweichen.“ Nach dem ersten Studienabschnitt an der Theologischen Fakultät in Innsbruck ging Herbert Traxl für zwei Jahre nach Frankreich und kehrte in den folgenden drei Jahren nicht in das Priesterseminar zurück: „Ich versuchte in jenen Jahren, dem Ruf zum Priestersein auszuweichen. Irgendwann hat mich eine Kraft eingeholt, die stärker war als ich. Dann habe ich mich ergeben und eine große Freude war da, auch wenn ich wusste, dass es nicht einfach werden würde“. Nach der Priesterweihe 1981 wirkte Traxl in vielen Teilen Tirols. Zwischen 1998 und 2000 absolvierte er zudem ein Studium der Spiritualität in Rom. Seit 2009 ist er im Seelsorgeraum Zams-Zammerberg-Schönwies tätig.

Größte Geschichte der Menschheit. Was Herbert Traxl am Priesterberuf besonders fasziniert, ist, „dass ich mithelfen darf, ‚die größte Geschichte der Menschheit‘ wachzuhalten“, wie das Felix Mitterer einmal formuliert hat“ – und: „Dass ich für manche Menschen ein Mensch sein darf, dem sie etwas anvertrauen, was sie noch nie ausgesprochen und noch keinem anderen je anvertraut haben.“ Auch gab es in der Priesterära von Pfarrer Traxl Vieles zum Lachen, beispielsweise: „Als ich Pfarrer in Untermieming und Barwies war, erkrankte ich einst am Palmsonntag. Daraufhin hat ein kleiner Junge zu seiner Mama gesagt: Du Mama, heind brauch‘n mir nit in die Kirchn giahn, weil dr Jesus isch eh gstorbn und dr Pfarrer isch ou krank.“

Sinn des Priesterseins. Auch schwierige Situationen erlebt Pfarrer Traxl immer wieder: „Es gibt Situationen, die besonders belasten. Etwa die schmerzvolle Erfahrung, dass Vieles, das ganz auf die Innigkeit des religiösen Empfindens abzielt, in erschreckender Weise zu bloßer Äußerlichkeit und Oberflächlichkeit verkommt – etwa das üppige Drumherum bei der Erstkommunion. Das tut mir deshalb so weh, weil es am inneren Sinn meines Priesterseins nagt. Darunter leide ich oft sehr.“

Eine Begebenheit bleibt ihm in Erinnerung: „Es war im Anschluss an eine Erstkommunion, als ich eine Mutter sagen hörte, dass man die Erstkommunion nicht so religiös hätte machen müssen. Diese Erfahrung ist ein Beispiel von vielen, warum man sich als Priester in unseren Breitengraden manchmal fragt: Wo bin ich eigentlich? In Absurdistan?“

Künstlerisch aktiver Priester. Herbert Traxl ist nicht nur als Seelsorger überaus beliebt bei den Menschen. Auch als Künstler hat er sich längst einen Namen gemacht. Über 120 Zeichnungen und Bilder, die acht verschiedenen Techniken zuzuordnen sind, zählen zum Spektrum des künstlerisch wirkenden Priesters. Auch dem skulpturalen Gestalten hat er sich verschrieben: Zu den bereits realisierten Werken zählen eine Grabstätte in Innsbruck, zwei Altarraumgestaltungen mit Altarmensa und Ambo, drei Hochkreuze sowie wohl als Höhepunkt die Gegenwartkapelle am Venet, deren Innengestaltung noch einmal mit sehr viel Arbeit verbunden war, aber nun knapp vor der Fertigstellung steht.

Zwei Berufungen. Auch für die Missionarische Pastoral der Diözese Innsbruck sowie für die Volksschule Schönwies durfte er auf Einladung ein entsprechendes Logo entwerfen. Pfarrer Herbert Traxl gesteht: „Allerdings bleibt für meine ´zweite Berufung´ trotz meiner inzwischen 66 Jahre nur die spärliche Freizeit: ich habe zum Beispiel seit inzwischen über drei Monaten keinen Pinsel mehr in der Hand gehabt, um ein begonnenes Bild fertig zu stellen. Meine ‚erste Berufung‘ als Priester geht dort, wo es nicht um sekundäre, sondern um primäre priesterliche Aufgaben geht, vor!“

Von Elisabeth Zangerl.

Autor:

TIROLER Sonntag Redaktion aus Tirol | TIROLER Sonntag

Kommentare

Kommentare sind deaktiviert.
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.

Powered by PEIQ