Viele Jahre im PGR
Die Türen offen halten
Seit mehr als 20 Jahren engagiert sich Elisabeth Wieser im Pfarrkirchen- und Pfarrgemeinderat (PGR) von Mühlau, viele Jahre war sie Obfrau. Aktiv und bodenständig hat sie ein lebendiges Pfarrleben mitgeprägt und tritt auch heuer noch einmal an – „letztmalig“, wie sie augenzwinkernd betont.
Elisabeth Wieser ist eine geradlinige Frau, die gern anpackt. Dabei strahlt sie eine unaufgeregte Herzlichkeit und ein gelassenes Selbstvertrauen aus. Fotografieren lässt sie sich nicht gern – bis sie an ihrem Lieblingsplatz steht. Den Griff der schweren Eingangstür der Pfarrkirche Mühlau fest in der Hand, verkörpert sie jene Willkommenskultur, für die sie sich seit vielen Jahren in der Pfarre engagiert: einladend die Türen offen halten und schauen, dass alle ihren Platz in der Gemeinschaft finden. „Ja, so können‘S mich fotografieren!“
Pfarre im Aufbruch. Wieser ist in Wien aufgewachsen und hat dort Pharmazie studiert, die familiären Wurzeln liegen in Tirol. 1994 kam sie mit Mann und zwei Kindern nach Mühlau – eine große Umstellung. „Ich hab‘ mich dann in der Pfarre umgeschaut und mich gleich willkommen gefühlt. Dort war alles im Aufbruch, das war für uns als Neuzugezogene super“, erzählt sie. Im gleichen Jahr hatten nämlich Florian Huber und Raimund Eberharter in Mühlau als Führungsduo aus Pfarrmoderator und -kurator begonnen, damals ein Novum in der Diözese. „Das Miteinander auf Augenhöhe war ansteckend und der Grundstock für fast 30 Jahre sehr gut funktionierendes Pfarrleben“, so Wieser. Über regelmäßige Gottesdienstbesuche und den Kirchenchor ist sie „langsam in die Pfarrarbeit hineingerutscht.“
Fast wie ein Hobby. Im Jahr 2000 wurde sie Mitglied des Pfarrkirchenrats, später des Pfarrgemeinderats. Als selbstständige Apothekerin konnte sie sich gut einbringen. „Ich habe für meinen Beruf, was die Umsetzung von Projekten oder den Umgang mit Konflikten angeht, auch sehr viel aus meiner Arbeit in der Pfarre mitgenommen“, resümiert Wieser. Nach ihrem Zeitmanagement als voll berufstätige Familienfrau gefragt, ist sie sehr klar: „Ich habe mitgetan, wie es sich halt ausgegangen ist. Wenn einen etwas wirklich freut und einem ein Herzensanliegen ist, hat man immer irgendwie Zeit dafür. So hat es sich fast wie ein Hobby angefühlt“. Die Unterstützung der Familie war ihr sicher, auch wenn ihr Engagement nicht immer unumstritten war.
Das Verbindende im Blick. Freude an der Beziehung zu den Menschen sei der eine Grundpfeiler ihrer Motivation gewesen, der andere die feste Überzeugung, dass man den Glauben nicht als Einzelperson „auf einer einsamen Insel“ leben könne, sondern nur in Gemeinschaft. „Das ist nie ganz spannungsfrei, aber uns verbindet der gemeinsame Blick auf das Gute und Verbindende“, erklärt Wieser.
Von der Kraft des Alltäglichen. In der Arbeit im PGR stehen für sie große Projekte wie die Neugestaltung des Altarraums 2011 oder das breite Engagement in der Flüchtlingskrise, das bis heute fortwirkt, nicht im Vordergrund – so wichtig und denkwürdig diese auch seien. „In der Pfarre ist nie Stillstand. Es ist ein Fortfließen. Viele kleine Ereignisse prägen das Pfarrleben“, ist Wieser überzeugt. „Kirche ist nichts, was weit weg ist, sondern etwas, das hier vor Ort in der Pfarre lebt und stattfindet, gerade im Alltäglichen.“ So wie auch das Leben nicht aus Großereignissen besteht. „Es ist schön, wenn die Leute bereit sind, bei Festen und Prozessionen mitzumachen. Aber ich wünsche mir auch, dass viele erfahren, welche Kraft darin liegt, aus der Freude am Glauben und an der Gemeinschaft einen ganz normalen Sonntagsgottesdienst mitzufeiern.“
Da ist sie wieder, jene einladende, geerdete Haltung, mit der Elisabeth Wieser die Kirchentür aufhält, für bekannte und neue Gesichter, Sonntag für Sonntag.
Autor:Lydia Kaltenhauser aus Tirol | TIROLER Sonntag |
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