Schöner Götterfunken
Zum 250. Geburtstag von Ludwig van Beethoven
Er werde dem Schicksal in den Rachen greifen – „ganz niederbeugen soll es mich gewiss nicht!“ So entschied Ludwig van Beethoven, als er wegen seines immer schwächer werdenden Gehörs kurz davor stand, sich das Leben zu nehmen.
Am 17. Dezember 1770 wurde Beethoven in Bonn getauft, sein Geburtsdatum ist nicht bekannt. Das Jahr 2020 hätte ein pompöses Jubiläumsjahr zu seinem 250. Geburtstag werden sollen. Corona stellte das Beethovenjahr in den Schatten, aber den Superstar der Wiener Klassik kann Corona nicht niederbeugen.
„Gott, Deine Güte reicht so weit die Wolken gehen, Du krönst uns mit Barmherzigkeit und eilst, uns beizustehen.“ Ludwig van Beethoven komponierte nicht viele ausgesprochen religiöse Musikstücke. Das Lied „Bitten“ aus dem Liederzyklus „Sechs Lieder von Gellert“ ist eines davon, es ist von Psalm 36 inspiriert. Durch Beethovens Werk schimmert dennoch ein starker Glaube – der kirchenkritische Glaube eines Suchenden. Seine Jugend in Bonn prägte ihn katholisch. Als dreizehnjähriger Hoforganist trug er wesentlich zum Familieneinkommen bei und erlebte sich als aktiver Teil der Liturgie.
Zwischen Aufklärung und Tradition. Die zu seiner Zeit revolutionären Ideen der Aufklärung begeisterten ihn. „Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit“, die Ideale der Französischen Revolution, waren auch seine Ideale. Die katholische Kirche des ausgehenden 18. Jahrhunderts teilte diese Ideale kaum. Kirche und aufklärerische Strömungen entwickelten sich zu Gegenspielern. So war Ludwig van Beethoven auf der Suche, fand Gott in der Natur, beschäftigte sich mit indischen Heilslehren, war bei allem Zweifel doch von Grund auf überzeugt, dass es einen liebenden Gott gibt. Der Gott der Liebe war nämlich keine Erfindung des Zweiten Vatikanischen Konzils, auch wenn er in der Theologie des 20. Jahrhunderts nach dem pädagogisch missbrauchten „strafenden Gott“ des 19. Jahrhunderts wiederentdeckt wurde. Für Beethoven stand Gottes Güte im Mittelpunkt und das, obwohl er im Lauf seines Lebens heftig mit seinem Los, der voranschreitenden Gehörlosigkeit, haderte.
Berufen. Seine Wut über den Gehörverlust führte dazu, dass er ernsthaft mit dem Gedanken spielte, seinem Leben ein Ende zu setzen, wie das „Heiligenstädter Testament“ bezeugt. Da er sich jedoch zum Ausnahmemusiker berufen fühlte und es als seine Aufgabe sah, der Welt alles zu geben, was er geben konnte, nahm er vom Suizid wieder Abstand. Beethoven fühlte sich eingebunden in etwas Höheres, was zu einem starken Selbstbewusstsein führte, wie der Musiker, Musikwissenschaftler und Lambacher Musikalienarchivar Peter Deinhammer erklärt. „Beethoven motiviert Menschen durch seine Musik, ihren eigenen Weg zu gehen. ‚Durch das Dunkel zum Licht!‘ zieht sich wie ein roter Faden durch sein Leben und Schaffen.“
Unbekannter Beethoven. Deinhammer selbst hat Beethoven besser kennengelernt als viele andere. Er organisierte von 2007 bis 2016 die Aufführung sämtlicher Kompositionen Ludwig van Beethovens in über 50 Konzerten. „Unter den mehr als 130 Kompositionen gibt es auch viele unbekannte Stücke. Der Markt beschäftigt sich immer mit denselben 20.“
Auf der Suche. Das Faszinierende am Schaffen Beethovens sei, wie ausdauernd und unbeirrbar er seine Ideen über die Jahre hinweg entwickelte. Er suchte immer nach Neuem und arbeitete an einer Idee, indem er sie in verschiedene Stücke aufnahm und ausprobierte, weiterentwickelte, perfektionierte. Wenn er nach langer Zeit des Suchens gefunden hatte, was er wollte, staunte er selbst über das, was ihm gelungen war. „Nach der Klaviersonate Nr. 23, der Appassioanata, schrieb er lange nichts mehr für Klavier, weil ihm ein so großer Wurf gelungen war.“
Mitreißend. Der Musiker und Musikpädagoge Peter Deinhammer entwickelte früh eine persönliche Beziehung zu dem großen Meister. „Unter den Schallplatten meiner Eltern fanden sich ein paar mit Beethovens Musik. Sie faszinierten mich. Das Dramatische an Beethoven versteht auch ein Kind.“ Während der zehnjährigen Aufführungsdauer von Beethovens Gesamtwerk habe er erlebt, dass Menschen, die noch nie klassische Musik gehört hatten, ihren Zugang gerade über Beethoven fanden.
Monika Slouk
Autor:TIROLER Sonntag Redaktion aus Tirol | TIROLER Sonntag |
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