Der Tiroler Künstler Ferdinand Lackner im Porträt
Künstler am Martinsbühel
Ferdinand Lackner ist ein Künstler, der seinen Werken Leben und Emotion einhaucht und
das Leben direkt anspricht. Einer, der die Vergänglichkeit vor Augen führt und wachrüttelt
für die wirklich wichtigen Dinge im Leben. Ein Reportage von Daniela Pfennig
Angefangen hat er vor fast 40 Jahren mit dem Schnitzen von Krippenfiguren. „Meine Schwiegereltern waren begeisterte ‚Krippeler‘. Irgendwann habe ich mir gedacht, das kann ich auch“, denkt Ferdinand Lackner zurück. Das Besondere: Nachgeschnitzt hat der Zirler nie. „Meine Figuren habe ich mir immer eigenständig erarbeitet. Ich finde es unglaublich spannend, aus einem Stück Holz oder einem Stein eine Figur zu entwickeln“, sagt Lackner, den menschliche Körper faszinieren.
Handwerk und Geduld
So ist Ferdinand Lackner über die Krippenfiguren zum Herrgott- und Madonna-Schnitzen und schließlich zu Aktfiguren gekommen. Durch seine jahrzehntelange Erfahrung als Holzarbeiter, viele handwerkliche Fähigkeiten, ein gutes Vorstellungsvermögen, seine körperliche Fitness, das Studium von Büchern und geduldiges Arbeiten an den Materialien eignete er sich seine ganz besondere Technik an. „Von Anfang an habe ich mich hineingelebt und das umgesetzt, was ich gefühlt habe. So habe ich mich immer mehr vom traditionellen Handwerk des Schnitzens entfernt und meine Arbeiten sind immer kunstvoller geworden“, erzählt der 61-Jährige. Als Autodidakt war es anfangs nicht einfach, Anerkennung zu finden. Mittlerweile ist das Interesse groß und das Echo gewaltig. „Auch bei jedem Kunstwerk ist der Anfang das Schwierigste. Das Anfangen braucht Überwindung. Bin ich mittendrin, komme ich nicht mehr davon los“, beschreibt er seine Leidenschaft. Mit dieser gelingt es ihm, Menschen zu berühren. „Heutzutage ist durch Technik fast alles kopierbar. Das Innenleben von Holz aber nicht und das spürt man“, ist Lackner überzeugt, der im Holz Menschen sucht und sie dann „beseelt“. Für Ausstellungen entstanden sogar beeindruckende Großskulpturen.
Tiefgründig.
Die Arbeiten von Ferdinand Lackner entstehen an einem Ort mit großer Geschichte: dem Gut Martinsbühel bei Zirl. Als Einjähriger kam er mit seiner Familie von Uttendorf hierher. Vor 40 Jahren übernahm er die Gutsverwaltung des Klosterhofes Martinsbühel von seinem Vater und suchte mehr und mehr Freiraum für seine künstlerische Tätigkeit, um auch viel Zeit mit seiner Familie verbringen zu können. „Das ehemalige Kloster und Kinderheim haben mich geprägt, mir einen besonders tiefgründigen Blick mitgegeben und ich arbeite das auch unbewusst in meine Werke ein“, so Lackner: „Es ist ein besonderer Ort, der viel Kraft gibt, aber auch viel Kraft nimmt.“ Hier konnte er sich vielseitig entwickeln, findet die innere Ruhe, die er für seine Arbeit braucht, und entdeckt immer wieder ein unglaubliches Formenspiel der Natur, dem er neue Wirkung durch seine Interpretation gibt. Das Auswählen des Holzes und das Finden der richtigen Proportionen bereiten ihm Freude, das Formen ist für ihn eine Art Meditation, die ihn erfüllt: „Ich erschaffe Spiegelbilder für das Leben“, betont Lackner.
Vergänglich.
„Bedingt durch meinen Beruf als Bauer, der mich tagtäglich mit der Natur in Verbindung bringt, änderte sich auch mein Blick auf das Leben. Ich entdeckte im Holz und in der Natur mehr und mehr die Spuren der Vergänglichkeit, die mir auch durch Tod und Krankheit von Familienangehörigen und Freunden mit zunehmendem Alter immer öfter bewusst wurden“, erzählt Lackner. Zuletzt hat ihn der Tod seiner Frau, die ihn inspirierte und unterstützte, schwer getroffen und noch tiefsinniger gemacht. „Irgendwann geht alles wieder zur Natur zurück. Manchmal auch eines meiner Kunstwerke“, ergänzt er nachdenklich.
Wachrütteln.
Ferdinand Lackner strahlt eine starke Verwurzelung und Bodenständigkeit aus. Er ist ein Mensch, der mit seinen emotionalen Kunstwerken die Menschen bewegt und anregt, sich auf Werte wie Familie, Liebe und Zusammenhalt zu besinnen. Er spricht das Leben direkt an und führt die Vergänglichkeit vor Augen. Besonders am Herzen liegt ihm, dass auch die Zukunft lebenswert bleibt: „Unsere Gesellschaft verliert die Wertschätzung, droht an Zahlen und Fakten, an der Gewinnmaximierung auf Kosten der Mitmenschen zu zerbrechen“, zeigt Lackner auf und appelliert: „Wir dürfen uns nicht der materialistischen Welt hingeben und uns in virtuellen Welten verzetteln, weil es viel wertvollere Augenblicke im Leben gibt und sonst die Zeit für Familie und die Harmonie des Lebens verloren gehen. Wir sind alle aufgefordert, uns neu zu orientieren – einzelne genauso wie Betriebe, Organisationen, die Politik oder die Kirche.“
Autor:TIROLER Sonntag Redaktion aus Tirol | TIROLER Sonntag |
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