Der Dom zu St. Jakob ist eingerüstet
Ein Blick von oben
Miterleben, wie der Dom saniert wird? Das ist über ein eigenes Besuchergerüst möglich und ein Erlebnis: denn der Innsbrucker Dom hat viel zu erzählen.
„Gerüstbegehung zur Höhe der Deckenfresken". Ein dezentes Schild am Bauzaun weist den Weg ums Eck: Gegen einen Obolus, der die Sanierung mittragen soll, erleben Besucher, was sie auf diese Art nie wieder sehen werden: die Deckenfresken des Doms in lichter Höhe und aus nächster Nähe. Damit der Dom im Inneren saniert werden kann, wurde er eingerüstet und deshalb gleicht er einem Gerüstwald. Nun heißt es dort: Reinigen, Ergänzen, Erhalten. Das betrifft die Wände, den Boden, die Fresken, alles. Diesen Erneuerungsprozess öffentlich erlebbar zu machen, ist Propst Dr. Florian Huber wichtig: „Das ist eine Jahrhundertchance, denn wann kommt man jemals wieder dort hinauf, wovon man sich herunten erzählt?“
Gerüsttour.
Die Bauleitung ermöglicht dem Tiroler Sonntag sogar eine Gerüsttour bis unter die Kuppel, zum Auge Gottes, auf 44 Meter Höhe über dem Kirchenboden. Wann ist man dem Auge Gottes sonst so nah? Wann ist der Dom so still und gleichzeitig so innig? Jede Gesteinspore der rund 300 Jahre alten Kirche atmet Geschichte. Diesen inneren Reichtum zu erhalten, diesen nicht weg zu polieren, das ist die „Challenge“, die große Herausforderung. Florian Huber schwärmt von der „fantastischen Ausstrahlung“, der „Geborgenheit“, dem Material und den warmen Farben – dem „Gesamtkunstwerk“ des Doms.
In Würde altern.
Bei der letzten großen Sanierung Anfang der 1990er-Jahre wollte man alles wieder wie neu machen. Heute heißt es für den Dom: In Würde altern. Fehlendes wird teilweise ergänzt. Die vielen genagelten Schuhe der fleißigen Kirchenbesucher von einst hinterließen vermutlich mehr Spuren als die etwa 800.000 Dom-Besucher in den vergangenen 30 Jahren.Apropos Boden: Vom Boden führt die Besucherstiege empor zu den Fresken. Restauratoren säubern alles mit eigenen Schwämmchen, „Pads“, die wie Radierer oder Fusselroller funktionieren.
Quadratzentimeter für Quadratzentimeter.
An den Fresken füllen sie Risse mit entsprechendem Material auf, um dann darüber zu malen. Ein Fresko fällt besonders auf: die Schlacht, bei der Jakob den Spaniern gegen die Mauren zum Sieg verhalf. Die dargestellte Schlacht war grausam, und sie zeigt das Wesen jedes Kriegs. Entsetzte Gesichter springen die Besucher an, doch noch etwas verblüfft: Was ist denn mit den Kuppeln? Sind die echt, oder eine gemalte Illusion? Und wie schaut von hinten aus? Hier lässt sich staunen, wie einst gearbeitet wurde.
Raum des Gebets.
Propst Huber staunt immer noch gerne über den Dom. Trotz oder wegen der oft wilden Wandgeschichten. Ihn berührt die Innigkeit, die dieser „Raum des Gebets“ ausstrahlt: „Ich gehe gerne rein, wenn ich ihn ganz allein für mich habe.“ Dann genießt er die Stimmungen dieses Gebetsraums, der ihm besonders verbunden ist. Das hängt nicht zuletzt mit der persönlichen Geschichte zusammen. Florian Huber wurde 1954, 100 Jahre nach dem Dogma der unbefleckten Empfängnis, getauft. Eine Taufe im Dom, dessen Maria-Hilf-Bild das Sinnbild dieser Kirche ist. Zur Taufe: „Man hat niemanden gefragt, auch nicht meine Mutter, sondern hat meinem Vornamen Florian ein Maria hinzugefügt.“
Hinauf zu den Fresken
Der Dom ist voraussichtlich bis 26. November geschlossen, d.h. es gibt keine Führungen und keine Gottesdienste. Dompfarrer Huber zelebriert bis zur Öffnung die Gottesdienste in der Spitalskirche. Die Gerüstbegehung zur Höhe der Deckenfresken ist vermutlich bis Mitte Oktober an Werktagen möglich. Montag bis Donnerstag, 11 bis 17 Uhr, Freitag, 11 bis 19 Uhr. Besucher von 8 bis 14 Jahren zahlen einen Obolus von
5 Euro, Erwachsene fördern mit 10 Euro Entgelt die umfangreiche Domsanierung.
Die Website zur Sanierung lautet www.domsanierung.tirol
Autor:TIROLER Sonntag Redaktion aus Tirol | TIROLER Sonntag |
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