Kommentar von Lydia Kaltenhauser
Wessen Wille geschehe...

Wahlen stehen vor der Tür und die Straßenränder sind mit Plakaten gepflastert. Der Ton ist rau. Bei manchen Ansagen und Werbespots wird mir angst und bang.

Die Welt in schwarz und weiß zu zeichnen, die Guten hier, die Bösen da, die Anständigen hier, die Sündenböcke da, die Regierung hier, das Volk da: Das ist sehr einfach. Mit wenigen Strichen lässt sich so ein tolles Panorama skizzieren und das Blaue vom Himmel herunter versprechen. Was fehlt, sind Nuancen, Schattierungen, Details. All das, was das Leben in einer vielfältigen Gesellschaft ausmacht. Schwierig wird es immer sein, wenn über acht Millionen Menschen in einem Land zusammenleben und sich eine Ordnung zu geben versuchen. Demokratie ist die große Errungenschaft: dass Menschen es schaffen sich zu einigen, trotz aller Unterschiede auf einen Nenner zu kommen. Respekt vor Andersartigkeit gehört unabdingbar dazu: seien es religiöses Bekenntnis, ethnische Herkunft oder sexuelle Orientierung. Ausgrenzung ist ein billiges Mittel, vordergründig Zusammengehörigkeit zu stärken. Hintergründig schürt sie Angst und vermittelt ein unrealistisches Bild von „Normalität“. Wer ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein: Lassen wir alle Steine liegen!

Autor:

Lydia Kaltenhauser aus Tirol | TIROLER Sonntag

Kommentare

Kommentare sind deaktiviert.
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.

Powered by PEIQ